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Die neu entdeckte Zrínyi-Burg

Auf der Spur der Burg vom Muraufer

Alle Zweifel konnten ausgeräumt werden, dass die an der Grenze der Komitate Somogy und Zala beim Berg Szentmihályhegy liegende Festung die einzige Burg von Miklós Zrínyi, dem Dichter und Gelehrten der Kriegskunst, in Ungarn war. Damit schlossen die Forscher eine jahrhundertelang währende Auseinandersetzung der Sachverständigen ab.

Wo stand die Zrínyi-Neuburg, die einzige Festung des Dichters und Kriegsgelehrten in Ungarn? – diese Frage beschäftige die Burgforscher von Beginn des 20. Jahrhundert an und teilte die Lager. Aufgrund früherer Niederschriften konnte nur dann eine Einigung unter den Historikern erzielt werden, wenn die Burg – deren Verteidiger im Juni 1664 einen Monat lang dem Ansturm der vierzigfachen Übermacht des türkischen Heers Widerstand leisteten – irgendwo an der Grenze zwischen den Komitaten Zala und Somogy am Ufer des Flusses Mura gestanden hat.

Die Diskussion fand lange Zeit keinen Abschluss, die Überreste der Burg wurden vergebens gesucht. Das war nicht erstaunlich, denn die Festung war auch in ihrer Blütezeit kaum zu sehen, sie war eine aus Erde, Holz und Weidenruten gebaute Schanzenburg. Die Festung wurde nach ihrer Erstürmung bis auf den Grund zerstört und die seither vergangenen Jahrhunderte trugen das ihre dazu bei, dass die Spuren verwischt wurden.

Bei der Forschung nach der Zrínyi-Burg erzielte Mitte der 70er Jahren László Vándor – der heute der Leiter der Museen des Komitats Zala ist – den Durchbruch. Wie er sich erinnert, meinte er aufgrund der Landkartenskizzen, dass die Burg bei Belezna im Komitat Zala und dem sich schon im Komitat Somogy befindenden Ort Ortilos bei dem Berg Szentmihályhegy gestanden habe – und diese Vermutung fand er auch auf den Keramikstücken aus dem 17. Jahrhundert bestätigt.

Seither führten mehrere Forscher an dem Ort, wo die Burg gestanden haben soll, Ausgrabungen durch, sie fanden nichts, was darauf hingedeutet hätte. Das entfachte in mehreren Forscher Zweifel, ob die Aussagen von László Vándor wirklich stimmten. Einige Ingenieure und Historiker der Universität zum Schutz des Nationalerbes Miklós Zrínyi meinten, das mehr Beweise nötig seien, deshalb wurden von den Fachleuten des Instituts für Kriegsgeschichte und den Museen der Komitate Zala und Somogy in den letzen Wochen gemeinsame Nachforschungen angestellt.

Lajos Négyesi, der Professor der Universität und der Sachverständige der Kriegshistoriker sagt, das man auf jedem Meter Bodenproben genommen habe, um auf die Reste des einstigen Schanzenmaterials zu stoßen. Auf der einen Viertel Quadratkilometer großen Fläche suchte man tagelang mit Spezialgeräten und hatte in den ersten Tagen dennoch keinen Erfolg. Man war schon der Ansicht, am falschen Ort zu sein, als man schließlich doch einen auf die Belagerung deutenden Fund machte: eine aus dem 17. Jahrhundert stammende, aus Blei gegossene Gewehrkugel. Danach fand man Dutzende Stücke Munition, Stücke von Kanonenkugeln, Kartätschen und Klingen von türkischen Messern in der Erde. Zu gleicher Zeit fand man auch bei den Bodenproben immer öfter Überreste der einstigen Schanzen und Gräben.

Die Forscher sammelten die Ergebnisse in einer Datenbank. Durch die Lage der Gewehrkugeln konnte – in Kenntnis der Eigenschaften der damaligen Waffen – ausgerechnet werden, wo die Schießstände waren, aufgrund der Bodenproben konnte aufgezeichnet werden, wie weit die Schanzen und Gräben reichten. Die so erhaltene Skizze stimmt mit dem früheren Burggrundriss überein.

Laut Lajos Négyesi bestätigten die Forschungen nicht nur die vor dreißig Jahren gemachten Feststellungen von László Vándor, sondern ergänzten sie auch um viele neue Details. Laut dem Kriegshistoriker weiß man heute, wo die Burg genau stand. Wie er sagt, schützte die Burg von zwei Seiten die Mura, von der dritten Seite ein zu einem See angestauter Bach, auf diese Weise konnte das türkische Heer nur von einer Seite angreifen. Zrínyi hatte damit gerechnet, deshalb ließ er an dieser Seite tiefe Gräben ausheben, in deren Nähe er geschützte Schießstände baute. Die über die Gräben hinauskommenden Türken mussten dann im Kreuzfeuer der Burgverteidiger einen langen Abhang überwinden und eine kurze, steile Schanze ersteigen, wer das überlebt hatte, musste auf den Schlagabtausch Mann gegen Mann vorbereitet sein.

Das ist allerdings – laut Lajos Négyesi – in den ersten Wochen der Belagerung nur wenigen gelungen. Am Rand der in ihren Spuren auch heute noch vorhandenen Gräben fand man deformierte Gewehrkugeln. Daraus schließt man, dass an der ersten Verteidigungslinie der Burg, bei den Burggräben, viele Türken von den Verteidigern getötet wurden und dass Zrínyi die Burg mit einem ausgezeichneten strategischen Gespür geplant hatte.

Lajos Négyesi sagt, dass die Arbeit in der Erforschung der Zrínyi-Burg einen großen Fortschritt gebracht habe, doch es bleibt noch viel zu tun. Die archäologischen Ausgrabungen stehen bevor, danach müssen die Funde katalogisiert und analysiert werden und schließlich hofft man, dass in Belezna oder Ortilos eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit den Museen der Komitate des Komitats Zala geschaffen wird.