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„Nacht der Obdachlosen“

Gemeinsame Nachtwache mit Gitarrenbegleitung in Veszprém

Auch in Veszprém wurde unlängst – wie in verschiedenen anderen Städten – eine Veranstaltung unter dem Motto „Nacht der Obdachlosen“ abgehalten, deren Ziel es war, bei den Bürgern der Stadt mehr Verständnis für die Menschen zu wecken, die ein schwereres Los tragen.

Wir sind hier, um die Kluft, die uns voneinander trennt, zu überbrücken oder doch zumindest die Entfernung zwischen den in Veszprém und der Umgebung lebenden Obdachlosen und den Bürgern der Stadt zu verringern – sagte Attila Kolárovics, der beauftragte Leiter des sozialen Versorgungszentrums des Komitatssitzes, der auch der Hauptorganisator der Veranstaltung war. Gleichzeitig mit der gemeinsamen Nachtwache in Veszprém wurden auch in Budapest und in anderen großen Städten Solidaritätsveranstaltungen organisiert.

Um das im Zentrum von Veszprém aufgestellte Obdachlosensymbol und in der Wärme des brennenden Ölfasses standen die Obdachlosen und diejenigen, die in der Nacht einen Platz hatten, wohin sie gehen konnten, einige Stunden im Licht der Flammen. Gemeinsam sangen sie zur Gitarre die alten und neuen Schlager, tranken heißen Tee, aßen Fettbrot und einen Teller warme Suppe. Sie sahen zusammen Dokumentarfilme über die Obdachlosigkeit, die Armut und den Aufbau eines sozialen Versorgungssystems. In dieser Nacht wurden die nicht von dem Hauptplatz vertrieben, die auf den Bänken in eine Decke gehüllt zu schlafen versuchten.

„Viele leben in Veszprém, ohne ein Dach über dem Kopf zu haben, und ihre Zahl steigt von Jahr zu Jahr an“, sagte Attila Kolárovics. „Gegenwärtig sind es insgesamt 150 Bedürftige, die in den verschiedenen Obdachlosenasylen leben, und ungefähr genauso viele halten sich nur auf den Straßen, den Wäldern um die Stadt und in Höhlen auf. Sie werden nur von den Sozialarbeitern auf der Straße erreicht: Nachdem die Obdachlosen gefunden und registriert sind, werden ihnen alle zwei, drei Tage Lebensmittel gebracht. Mindestens die Hälfte der Obdachlosen sind nicht dazu zu bringen, die Formen der institutionellen Versorgung in Anspruch zu nehmen.“

Es würde übrigens in Veszprém auch große Probleme verursachen, wenn alle Bedürftigen an die Türen der Obdachlosenasyle und des Versorgungszentrums klopfen würden, gegenwärtig werden alle Einrichtungen – Wärmestuben, Volksküchen, Nachtasyle, vorübergehende Unterkünfte und Obdachlosenheime sowie das Übergangsheim für Familien – mit voller Kapazität betrieben. Die Stadt gibt für die Versorgung der Obdachlosen jährlich rund 160 Millionen Forint aus, doch nach Auffassung von Attila Kolárovics wäre schon jetzt mehr Geld nötig.
„Eines der Hauptziele der Nacht der Obdachlosen ist es, die Menschen mit der Tatsache zu konfrontieren, das kaum 10 bis 20 Prozent der Obdachlosen auf den Veszprémer Straßen erkannt werden, viele von ihnen versuchen ein menschenwürdiges Leben zu leben, sie sind es, die in den Obdachlosenasylen wohnen und bei denen man vom Äußeren nicht auf die soziale Lage schließen kann“, berichtete Attila Kolárovics von seinen Erfahrungen. „Kaum zehn Prozent der Veszprémer Obdachlosen betteln, die meisten versuchen, im Müll nach verwertbaren Stoffen zu suchen, Buntmetall zu sammeln oder Zeitungen zu verkaufen und auf diese Weise zu etwas Geld zu kommen.“

Aus dem Dasein als Obdachloser herauszukommen ist allerdings auch für diejenigen ein geradezu aussichtloses Unterfangen, die eine regelmäßige, bescheidene Einnahme haben. Das Geld geht meistens für die Selbsterhaltung, für Zigaretten und Getränke drauf. Laut Attila Kolárovics ist die Hauptbotschaft der Nacht der Obdachlosen, dass die Obdachlosigkeit zwar nicht beseitigt werden kann, doch dass sie ein Problem ist, mit dem umgegangen werden muss und dass die Kenntnis der Ursachen auch bei den Veszprémer Bürgern Verständnis und Bereitschaft zur konkreten Hilfe wecken kann.