Polizei sagt Rasern den Kampf an

Neue Geräte zur Geschwindigkeitskontrolle im Einsatz

Budapest – Das Kontrollnetz Ungarns gegen unerlaubt schnelles Fahren wird enger und effektiver. Dafür rüstet die Polizei auch technisch auf. Wie das Nachrichtenmagazin für Wirtschaft und Politik „HVG“ berichtet, kaufte Ungarn zur Ablösung von Polizeikräften, für die Sicherung des Betriebs rund um die Uhr und zur Einführung von einheitlichen Kontrollmethoden der Europäischen Union zwei Geräte zur Geschwindigkeitskontrolle an. Auf der Basis von Radar messen sie Geschwindigkeit von Fahrzeugen vollautomatisch und authentisch. Unabhängig von der Tages- und Nachtzeit dokumentieren sie die gemessenen Daten und unterscheiden dabei Pkw und Lkw.

Für diese neuen Einrichtungen wurden auf der Autobahn M1 Budapest-Wien/Bratislava an vier Stellen (Kilometer 10,8, 17, 63,8 und 104,2) klimatisierte Boxen aufgestellt, heißt es in dem Bericht. Von den vier messen jeweils zwei ständig, ohne dass die Polizei vorher ankündigt, um welche es sich aktuell handelt. Lediglich Hinweiszeichen „Radar kontroll“ vor den Messstellen auf beiden Seiten der Fahrbahnen weisen darauf hin. Die Geräte sind bereits in Betrieb, die ersten Strafen wurden bereits festgelegt.

Bisher konnte in Ungarn zu schnelles Fahren nur geahndet werden, wenn die Polizei den Fahrer an Ort und Stelle anhielt. Die einfache Messung im Vorbeifahren reichte nicht aus, weil das dazu gehörende Foto fehlte und so der Beweis dafür fehlte, wer am Steuer saß. Das ändert sich jetzt, teilte Oberstleutnant Ferenc Pausz von der Landes-Polizeihauptmannschaft mit. Die neuen Geräte produzieren Schwarz-Weiß-Fotos in guter Qualität von den Rasern.

Auch ausländische Fahrer, die zu schnell unterwegs sind, müssen künftig mit Bestrafung rechnen. Vom März dieses Jahres an können die Unionsstaaten gegenseitig die Eintreibung der Strafen fordern, die sich aus Überschreitungen der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit ergeben. Ungarn steht „HVG“ zufolge aber im Moment noch vor einem Problem: Die EU-Zusammenarbeit erstreckt sich nur auf die Eintreibung von Strafgeldern über 75 Euro, diese werden jedoch in Ungarn nicht erreicht. Daher hat die ungarische Polizei die zuständigen Stellen der EU ersucht, die Untergrenze zu verändern.

Über all diese Maßnahmen hinaus plant Ungarns Polizei Tests solcher Messgeräte, die in Westeuropa die Häufigkeit von Verkehrsunfällen durch überhöhte Geschwindigkeit bereits erheblich reduziert haben. Dazu gehören solche, die im voraus nicht zu erkennen und die nicht zu stören sind.

Gegenwärtig sind in Ungarn nach Angaben der „HVG“ 121 Radar- oder Lasergeräte im Einsatz. Darunter befinden sich 44 auf Fahrzeugen, 76 sind von einem Gestell oder aus einem Fahrzeug heraus zu nutzen. Vor der Installation auf der M1 begann 2005 im Komitat Somogy ein Experiment, bei dem eine Kamera und zwei feste Boxen in Betrieb genommen wurden. Dieser Test brachte positive Ergebnisse, deshalb wurden weitere Boxen angebracht.

Hintergrund der verstärkten Anstrengungen ist das Unfallgeschehen im Donauland. 35 Prozent der Verkehrsunfälle mit Personenschaden liegen an überhöhter Geschwindigkeit. So beträgt auf dem bisher fertig gestellten Abschnitt der M0 (Autobahnring um Budapest) die Durchschnittsgeschwindigkeit von Lastwagen 95, die von Pkw 105 Kilometer pro Stunde. Erlaubt sind 70 und 80.

Michael Graeme