Schnee und Eis in den USA – Millionen Haushalte ohne Strom

Eisige Kälte und ungewöhnlicher Schneefall sorgen in Teilen der USA für Chaos: In der Nacht mussten Millionen Menschen ohne Strom ausharren. Noch gibt es keine Entwarnung.

Wegen eines heftigen Wintersturms haben Millionen Menschen in den USA eine Nacht bei extremer Kälte und heftigem Schneefall ohne Strom verbracht.

Der Sturm verursachte zeitweise Stromausfälle in mehr als 4,5 Millionen US-Haushalten, wie aus Angaben der Webseite poweroutage.us am Dienstag (Ortszeit) hervorging. In sieben Bundesstaaten wurde der Notstand ausgerufen.

Am stärksten betroffen war der südliche US-Bundesstaat Texas, wo mehr als vier Millionen Haushalte zeitweise ohne Strom ausharren mussten. Die texanische Netzagentur Ercot hatte zuvor rotierende Abschaltungen von Teilen des Netzes angekündigt, um einen kompletten Zusammenbruch der Versorgung zu verhindern. Zunächst hatte es geheißen, es würden etwa zwei Millionen Haushalte betroffen sein.

In Houston in Texas wurden am Dienstagmorgen (Ortszeit) Temperaturen von minus 11 Grad Celsius gemessen, in Dallas minus 18 Grad Celsius. Laut «Washington Post» waren dies für beide Städte die kältesten Werte seit 1989. Auch anderswo wurden Kälterekorde gebrochen. In der texanischen Stadt Austin fielen etwa 15 Zentimeter Schnee – nach Angaben der «New York Times» so viel wie seit 55 Jahren nicht mehr.

Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, teilte mit, die Nationalgarde sei im Einsatz, um dabei zu helfen, frierende Menschen aus ihren Häusern in eines der 135 eingerichteten Wärmezentren zu bringen. Es seien rund 3300 Polizisten des Bundesstaats, knapp 600 Angehörige militärischer Einheiten, Allradfahrzeuge der Forstverwaltung und 700 Schneepflüge im Einsatz.

Die größte Öl-Raffinerie in den USA in Port Arthur (Texas) wurde auf Anweisung des Betreibers Motiva aufgrund der eisigen Temperaturen bis auf Weiteres geschlossen. In Abilene in Texas wurde auch die Wasserversorgung eingestellt, wie der US-Sender ABC berichtete.

Für den Bundesstaat an der Grenze zu Mexiko, der flächenmäßig fast doppelt so groß ist wie Deutschland, wurde der Notstand ausgerufen. Auch in Alabama, Oregon, Oklahoma, Kansas, Kentucky und Mississippi wurde der Notstand erklärt. US-Präsident Joe Biden bewilligte Unterstützung durch die Katastrophenschutzbehörde Fema. Der Bundesstaat North Carolina wurde von einem Tornado heimgesucht.

Der Gouverneur von Kentucky, Andy Beshear, warnte die Bürger davor, Gasöfen als alternative Wärmequelle zu nutzen. Die Gefahr einer Kohlenmonoxidvergiftung sei groß. Solche Unfälle wolle man unbedingt vermeiden, mahnte Beshear. «Wir haben es nicht fast ein Jahr lang durch eine Pandemie geschafft, um Menschen durch Schnee oder einen Eissturm zu verlieren.»

Der Flughafen der texanischen Metropole Houston musste wegen des Winterwetters zunächst bis Dienstagmittag (Ortszeit) schließen, beim Airport Dallas Fort Worth gab es zahlreiche Annullierungen, in Austin wurden am Montag alle Flüge gestrichen. Die Behörden riefen dazu auf, wegen verschneiter und vereister Straßen in ihren Häusern und Wohnungen zu bleiben. In Houston forderte Bürgermeister Sylvester Turner alle Bewohner, die noch Strom haben, dazu auf, ihre Heizungen zu drosseln, um das Netz zu stabilisieren. Der örtliche Stromversorger CenterPoint Energy sprach am Montagabend dort von rund 1,2 Millionen Kunden ohne Strom.

In weiten Teilen von Texas mussten die Anwohner mit Schnee und Eis zurechtkommen. Die «New York Times» und örtliche Medien berichteten, dass ein Teil der Stromausfälle auf eingefrorene Windräder zurückzuführen war. Windkraft ist in dem Bundesstaat eine wichtige Energiequelle. Bürgermeister Turner forderte die Führung des Bundesstaats auf, die Verantwortung für die «Größenordnung dieser Stromausfälle» zu übernehmen und eine Erklärung vorzulegen.

Für Mittwoch wird ein weiterer Schneesturm in der Region erwartet.

Auch in Mexiko waren in den Bundesstaaten Nuevo León, Chihuahua, Coahuila, Tamaulipas, Durango und Zacatecas in der Nacht zum Dienstag mehrere Hunderttausend Haushalte zeitweise ohne Strom, wie der staatliche Stromanbieter CFE erklärte.

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