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Pécs ist Kulturhauptstadt 2010

Verzögerungen bei den zwei wichtigsten Bauvorhaben der Kulturstadt

Pécs/Brüssel – Grund zur Freude im südlichen Ungarn: Das wie kaum eine andere Stadt des Landes von Kulturdenkmälern geprägte Pécs mit seiner rund zwei Jahrtausende alten und sehr wechselvollen Geschichte ist nun offiziell Europäische Kulturhauptstadt. Im November beschlossen die EU-Kulturminister in Brüssel, dass Pécs (Fünfkirchen) und die Ruhrgebietsstadt Essen den ehrenvollen Titel führen dürfen. In der Rubrik der Nicht-EU-Staaten setzte sich Istanbul durch.

Gerade in Ungarn hatte der Wettbewerb um die Ernennung zur Kulturhauptstadt beispiellose Aktivitäten ausgelöst. Gegen zehn andere Städte, darunter Budapest, musste sich Pécs im harten Kampf um den Titel durchsetzen, bevor es in einem innerstaatlichen Auswahlverfahren schließlich als erste Stadt Ungarns überhaupt nominiert wurde. Bereits im Herbst vorigen Jahres hatte die zuständige EU-Jury der Stadt am Südrand des Mecsek-Gebirges die Bezeichnung zuerkannt.

Pécs mit seinem mediterranen Flair ist besonders reich an Zeugen einer bewegten Vergangenheit. Aus dem 4. Jahrhundert stammt der im einstigen römischen Sopianae errichtete frühchristliche Friedhofskomplex (Nekropolis), der seit sechs Jahren auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO verzeichnet ist. Nach der Gründung des Bistums in Pécs durch König Stefan den Heiligen (1009) begann der Bau der Basilika. Als besondere Sehenswürdigkeit bietet sich mitten in der Stadt die Moschee des Paschas Gasi Khasim, eines von mehreren Denkmälern aus der Zeit türkischer Herrschaft. Heute versammeln sich dort römisch-katholische Christen zum Gebet. Auch die erste Universität Ungarns und die fünfte Europas, 1367 gegründet, steht in Pécs. Derzeit studieren hier 25 000 junge Leute. Das Nationaltheater, die Pannonischen Philharmoniker, Kunstmuseen zeugen ebenfalls von den reichen Traditionen eines aktiven Geisteslebens.

Aber Pécs und seine Geschichte sind auch durch das Zusammenleben mehrerer Nationalitäten, darunter eine deutsche Bevölkerungsgruppe, geprägt. Und in diesem Sinne will die Stadt 2010 über die nahe Grenze zu Kroatien auch für die weiter südlich gelegenen Regionen als Kulturhauptstadt wirken. Sie will sich für die vielfältige Kultur des Balkans, darunter die des Islams, öffnen.

Die Vorbereitung auf das überaus wichtige Jahr 2010 war jedoch nach dem Sieg unter den ungarischen Wettbewerbern zeitweilig ins Stocken geraten, berichtet die Regionalzeitung „Dunántúli Napló“. Sie komme nicht im erwarteten Tempo voran. Die früher entwickelte Leitungsstruktur habe sich für die Realisierung der Schlüsselprojekte als ungeeignet erwiesen. Nun will die aus den Wahlen vom 1. Oktober hervorgegangene neue Stadtführung eine neue Struktur vorstellen. Verzögerungen seien bei den zwei wichtigsten Bauvorhaben der Kulturstadt, Konzertsaal und Wissenszentrum, eingetreten. Fest steht aber: Das Neujahrskonzert im Januar 2010 soll vor großem Publikum im Neubau stattfinden.

Michael Graeme