Säen ohne zu pflügen

Umweltschonender Ackerbau in Zala

Welche Schäden richtet die intensive Bodenbearbeitung in der Natur an? Kann man ohne Unkrautvernichtung und Tiefpflügen umweltschonend und effizient wirtschaften? Die Antworten darauf suchen ungarische Experten bei einem Unions-Experiment im Komitat Zala.

Ohne zu pflügen und auf ganz ungewöhnliche Weise aussäen – so wird der Boden bewirtschaftet, die Würmer, Käfer und Vögel werden gezählt, doch auch die Zerstörung des Bodens wird von den Experten bei dem Experiment im Komitat Zala ermittelt. Im Rahmen des Boden- und Wasserschutzprogramms SOWAP der EU wird auf den Versuchsflächen am Rand von Szentgyörgyvár und Dióskál darauf eine Antwort gesucht, welche Schäden die traditionell und intensiv betriebene Landwirtschaft verursacht und ob der umweltfreundliche, sogenannte bodenschonende Anbau rentabel sein kann.

Laut Béla Csepinszky, einem der Leiter des Forschungsprojekts, Professor der Veszprémer Universität im Ruhestand und Mitarbeiter der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, ist die Ausarbeitung der neuen Bodenbearbeitungsverfahren unter anderem deshalb nötig, weil die intensive Bodenbearbeitung, die in den Boden gelangenden Düngemittel und Pflanzenschutzmittel die Bodenerosion beschleunigen und die Gewässer sowie die Pflanzen- und Tierwelt schädigen. Der Experte erwähnt als ein Beispiel, dass durch die intensive Düngung mit Kunstdünger in den letzten 20 Jahren in England rund 90 Prozent der Singvögel vernichtet wurden und fast in ganz Europa das Grundwasser bis heute mit Nitrat verschmutzt ist.

In der ersten Phase der Experimente in Szentgyörgyvár und Dióskál, die im Jahre 2003 begannen, setzten sich die Experten zum Ziel, viel genauer als bisher zu ermitteln, welches die Unterschiede in den Auswirkungen der sogenannten bodenschonenden Bodenbearbeitung – das heißt ohne Tiefpflügen, mit einem minimalen Einsatz an Chemikalien – und dem traditionellen Ackerbau sind. Auf den Versuchsflächen konnte beispielsweise – durch ein spezielles Kanal- und Absetzsystem – gemessen werden, in welchem Maß die oberste Bodenschicht bei den beiden Verfahren zerstört wird. Es stellte sich heraus, dass im April ein eine Stunde dauernder Schauer von dem traditionell bewirtschafteten Feld vier Tonnen Erde wegspülte, das heißt, dass die Mutterbodenschicht um einen viertel Millimeter dünner wurde. Von der bodenschonend bewirtschafteten Parzelle trug der Regen je Hektar 84 Kilogramm Boden ab, da das neben dem Mais belassene Unkraut und die vom letzten Jahr stehengebliebenen Stoppeln den Niederschlag vor allem in die Erde leiteten und so den Boden „festhielten“.

Bei dem Experiment stellte sich nicht nur heraus, dass die traditionelle Bodenbearbeitung die Erosion beschleunigt, sondern auch, dass die Lebenswelt auf den Parzellen, wo das Tiefpflügen unterlassen wurde und nur wenig Chemikalien verwendet wurden, kaum geschädigt wird. Szabolcs Benke, der Mitarbeiter des geologischen Forschungsinstituts der Akademie der Wissenschaften, beobachtet während des Experiments ständig den Käfer- und Wurmbestand der Parzellen, er zählt die auf der Fläche landenden Vögel. Nach seinen Untersuchungen suchten mehr als 90 Prozent der Vögel die Parzelle mit bodenschonender Bearbeitung auf und fanden dort Nahrung und auch die zur Bodenfruchtbarkeit in hohem Maße beitragenden Würmer mieden die traditionell bewirtschafteten Felder.

Béla Csepinszky ging auch darauf ein, dass die umweltschonende Bodenbearbeitung zwar die Erosion verlangsamt und weniger Schäden in der Tierwelt verursacht, doch auch eine geringere Ernte hervorbringt. Wie er sagte, stellte man bei dem drei Jahre laufenden Experiment fest, dass in niederschlagsreichen Jahren die Ernte auf den umweltschonend bearbeiteten Flächen ca. 1 Prozent geringer ausfällt, in trockenen Jahren sind es dagegen 10 Prozent. Béla Csepinszky betonte allerdings, dass sich bei dem Experiment auch herausstellte, dass der Ernterückgang für die Bauern nicht unbedingt einen Einnahmeverlust bedeutet. Ein Landwirt aus Dióskál erklärte sich bereit, zu der umweltschonenden Bodenbearbeitung überzugehen, da er dadurch auch die Kosten für das Tiefpflügen einspart und die Ausgaben für Dünger sinken. Im Endergebnis – fügt Béla Csepinszky hinzu – hat sich trotz der Umstellung der Bearbeitung die Einnahme des Bauern nicht verringert. Auf seinen Feldern ist die Erosion jedoch zurückgegangen, die Qualität des Bodens verbesserte sich und die von der intensiven Landwirtschaft vertriebenen Vögel und Käfer erschienen aufs Neue.