Wie wird die Saison am Balaton?

Mobile Häuser und ein Wasser-Vergnügungspark am ungarischen Meer

Wenn es auch zu Lande, zu Wasser und in der Luft in diesem Jahr am Balaton neue Attraktionen gibt, sind die Fremdenverkehrsexperten dennoch vorsichtig mit ihren Prognosen, die unter anderem wegen der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland nicht mit einer allzu guten Saison rechnen.

Bei Keszthely wurden Kränze in den Balaton geworfen und damit der Auftakt der Sommersaison gefeiert, die Langosstände öffnen und an der Hauptstraße 7 erscheinen die Nepper der Zimmer- und Hausvermieter – die Fremdenverkehrssaison beginnt.

„Wir können leider auch in diesem Jahr nicht mit viel Gutem rechnen“, fasst Sándor Csehlán, der Vorsitzende des Verbandes der Reisebüros des Komitats Somogy, die Situation zusammen. Am Südufer des Sees sind die Reservierungen bei den Zimmervermietern im Vergleich zum Vorjahr um fast 10 Prozent zurückgegangen. Laut Csehlán muss auch in diesem Jahr damit gerechnet werden, dass die Zahl der ohne Reservierung kommenden Gäste zurückgehen kann. Viele der deutschen Gäste werden in diesem Sommer zu Hause bleiben, da in ihrem Land die Fußballweltmeisterschaft ausgetragen wird. Csehlán ist der Auffassung, dass die Zimmervermieter auch deshalb nicht mit einer guten Saison rechnen können, weil noch immer das entsprechende Balaton-Marketing fehlt.

Klára Halász, die Leiterin des Siófoker Tourinform-Büros, hält es nicht für ausgeschlossen, dass zwar die Zahl der ausländischen Gäste stagniert, doch mehr ungarische Urlauber als früher den Sommer am Balaton verbringen. Ihrer Meinung nach haben die gut ausgestatteten, moderne Wellness-Leistungen, Familien- und Kinderprogramme bietenden Hotels Chancen, den Umsatz zu steigern.

„In unserem Vier-Sterne-Hotel, das über 115 Zimmer verfügt, wird im Juli und August vor allem dank der deutschen und holländischen Reisebüros volles Haus sein“, sagt auf Nachfrage Anett Szalai-Cseh, die Vertriebsmitarbeiterin des Siófoker Hotels Magistern, die hinzufügt, dass in den vergangenen Wochen auch immer mehr Ungarn nach einer Unterkunft fragten, doch sie konnten nur noch im Juni freie Zimmer anbieten.

Henrik Hoffmann, der Leiter des Siófoker Vier-Sterne-Hotels Residence beklagt sich auch nicht. Wie er sagt, lag die Auslastung seines das ganze Jahr über geöffneten Wellness- und Konferenzhotels 2004 bei 63 Prozent, im vergangenen Jahr waren es 71 Prozent und in diesem Jahr kann die Gästezahl – aufgrund der Reservierungen – in einem ähnlichen Umfang steigen. Henrik Hoffmann meint, dass der größte Teil der Gäste aus Ungarn kommen wird.

„Aus den Zimmerreservierungen kann man heute keine Schlussfolgerungen mehr ziehen“, sagt auf Nachfrage Bóka István, der Vorsitzende des die Ufergemeinden vereinenden Balatoner Verbandes und Bürgermeister von Balatonfüred. „In den letzten Jahren veränderten sich die Reisegewohnheiten der Ungarn erheblich, die Zeit eines mehrwöchigen Sommerurlaubs am Balaton ist vorbei, die meisten Gäste kommen nur einige Tage, im Allgemeinen für ein verlängertes Wochenende an den See.“

József Mohácsi, der Bürgermeister von Keszthely, betont, dass die ersten Linienflüge einer Billigfluggesellschaft, die dreimal wöchentlich die Strecke London-Sármellék zurücklegen, dem Tourismus am Balaton einen Aufschwung bringen können. Seiner Ansicht stehen die Chancen gut, dass die mit den Maschinen der Ryanair kommenden Gäste auch in den Balatonorten einige Tage verbringen werden.

Laut den befragten Fremdenverkehrsexperten zeigt der Balaton gegenwärtig ein verschiedenartiges Bild: Es gibt noch immer viele billige Unterkünfte auf niedrigem Niveau, doch auch schon zuversichtlich stimmende Investitionen. Es wurden Wellness-Hotels mit hohem Komfort und Erlebnisbäder errichtet, in Balatonfüred wird die Kapazität mit drei Hotels um insgesamt 300 Zimmer erweitert und in diesem Jahr wird in der Stadt auch ein Wasservergnügungspark eröffnet. Beachtliche Veränderungen vollziehen sich auch auf den größten Campingplätzen am Balatonufer. In den letzten zwei Jahren wurde die SCD Balaton Holding Zrt. mit dem Kauf von Siotour, Balatontourist und Zalatour der Eigentümer der 20 größten Campingplätze am Balaton. Péter Elkán, der Kommunikationsdirektor der SCD Gruppe, sagt, dass die Vertriebstätigkeit der Campingplätze unter dem Namen Balatontourist vereinheitlicht wurde, durch das neue gemeinsame Internetportal können die Gäste über das Internet eine Unterkunft reservieren und bezahlen. Für 160 Millionen Forint wurden auf den vier Campingplätzen am Nordufer und vier Campingplätzen am Südufer mobile Häuser aufgestellt, die einen hohen Komfort haben und auch für größere Familien bequem und groß genug sind. Diese mobilen Häuser können der Schlager der Saison werden: Bis Anfang Mai war die Hälfte der gesamten Kapazität schon reserviert.

Die Balatoner Schifffahrtsgesellschaft stellte Mitte Mai die 41,5 Meter lange Szent Miklós, ihr größtes Schiff, in Dienst, auf der 600 Fahrgäste Platz finden und die auf der Strecke Siófok-Balatonfüred-Tihany verkehrt. Das Unternehmen betreibt in diesem Jahr mit 29 Schiffen auf 17 Routen täglich 92 fahrplanmäßige Fahrten. In diesem Jahr wird sich der Ticketpreis um 4 bis 5 Prozent erhöhen. Auf der zwischen Tihany und Szántód verkehrenden Fähre wird das Ticket für eine Person statt 360 Forint 380 Forint kosten, für ein Fahrzeug müssen statt 1040 Forint 1100 Forint gezahlt werden. Es ist geplant, eine neue Fähre zwischen Fonyód und Badacsony einzusetzen. In diesem Jahr können 2000 Segelschiffe in den 10 großen und 14 kleineren Häfen des Unternehmens aufgenommen werden.