Der Cseszneker Burgherr

Seit drei Jahren sind die Sommerprogramme rentabel

„Ich bin reifer geworden, bin in den zehn Jahren erwachsener geworden. Ich habe mir das Rauchen abgewöhnt, trinke keinen Alkohol mehr und wurde Vegetarier.“

„Es ist purer Zufall, dass 1997 gerade ich Cseszneker Burgherr wurde, dennoch erscheint mir das Ganze nachträglich als ein Wink des Schicksals. Manchmal bleibe ich im Innern der Burg stehen, sehe an den Mauern empor und dann wird mir bewusst, welche Verantwortung es bedeutet, eine solche historische Stätte zu leiten“, sagt Ferenc Nagy, der Betreiber der Cseszneker Burg.

An der Straße, die Veszprém mit Györ verbindet, findet man im Innern des Bakony die im 13. Jahrhundert erbaute Ritterburg, die bis Anfang des 19. Jahrhunderts eine wichtige Rolle im Leben der Gegend spielte. Im Laufe der Jahrhunderte gelangte die Burg in die Hände verschiedener Adelsfamilien, darunter die Garais und die Eszterházys. Letztere bauten die Burg zu einem barocken Burgschloss um, doch Ende der 1700er Jahre zogen sie aus dem Gebäude aus, das dem aristokratischen Lebensstil nicht gerecht wurde. Die leere Burg, die durch ein Erdbeben und später durch eine Feuersbrunst zerstört wurde, ging nach dem 2. Weltkrieg in Staatseigentum über, bis 1996 wurde die Burg von einem staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb verwaltet.

„Die Burg und ihre Umgebung waren noch vor zehn Jahren in einem katastrophalen Zustand, alles war von Unkraut überwuchert und nur die mutigsten Touristen vermochten sich der Ruine zu nähern“ sagt Ferenc Nagy. „Der Wandel begann damit, als die Burg in die Verwaltung der Schatzkammer gelangte, die bereit war, für die Sanierung Mittel bereitzustellen. Zu dieser Zeit fragte ich bei der Schatzkammer an, ob es möglich sei, die Betreibung der Burg zu übernehmen.“

Das hatte auch seine Vorgeschichte. Ein über ein Diplom als Heilpädagoge verfügender Ferenc Nagy zog in den 1970er Jahren in die Gegend: Er wurde in dem benachbarten Bakonyoszloper Schülerheim Erzieher und war dort 20 Jahren lang tätig. Mit der Wende befasste er sich, um sein Gehalt als Lehrer aufzubessern, zunächst mit Reiseorganisation, dann steckte er sein gesamtes Geld in den Kauf eines nur wenige hundert Meter von der Cseszneker Burg entfernt ungenutzt liegenden Steinbruchs. Nach seinen kühnen Plänen wollte er die in dem Steinbruch geschaffene Freilichtbühne durch Kulturveranstaltungen rentabel machen.

„Im Dorf wurde ich für verrückt erklärt, doch auch meine Familie hatte Bedenken, wir nahmen einen Kredit nach dem anderen für unser Projekt auf, doch jahrelang war ungewiss, ob es sich einmal lohnen würde“ sagt Nagy Ferenc. „Die ersten Konzerte wurden 1993 in dem Steinbruch gegeben und von Jahr zu Jahr erweiterten wir das Kulturprogramm. Wir zogen von Bakonyoszlop nach Csesznek, ich wurde im Dorf sogar Gemeindevertreter. Täglich ging ich unten an der Burg vorbei, doch jahrelang kam mir nicht in den Sinn, etwas aus den Ruinen zu machen. Dann änderte sich mit einer zufälligen Begegnung alles.“

Es ist genau zehn Jahre her, dass Imre Papp, der Betreiber der Sümeger Burg, die Cseszneker Burg besuchte, um zu prüfen, ob er eventuell auch deren Betreibung übernimmt. Bei der Suche nach dem Weg zur Burg begegnete er Ferenc Nagy, der ihn begleitete. Als Imre Papp die Ruine von nahem sah, gab er seinen Plan auf. Doch im Kopf von Ferenc Nagy war die Idee auf fruchtbaren Boden gefallen: Wenn er die touristische Anziehungskraft der Burg ausnützen würde, könnten auch die Besucherzahlen auf der Freilichtbühne erhöht werden. Doch mit den Ruinen und Schutthaufen musste auch etwas geschehen.

„Ich fertigte einen Nutzungsplan an und ging zur Schatzkammer. Zu meiner Überraschung wurde ich vorgelassen und nach langen Abstimmungen schlossen wir einen Nutzungsvertrag ab, den wir seither mehrere Male verlängerten, so dass ich bis 2014 Burgherr sein kann“, sagt Ferenc Nagy. „In den letzten zehn Jahren wendeten wir 200 Millionen Forint für die Rekonstruktion der Burg auf. Wir zäunten sie ein, erneuerten zahlreiche Elemente und öffneten die Burg für den Besucherverkehr. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, meine Aufgaben sind die Betreibung, das Finden von Sponsoren und die Aufsicht der Rekonstruktionsarbeiten, das Geld beschafft die Schatzkammer durch verschiedene Ausschreibungsbewerbungen.“

Zu tun gibt es genug: Im Herbst vergangenen Jahres ließ die Schatzkammer die weiteren Pläne der Burgrekonstruktion anfertigen. Demnach werden in acht Bauphasen rund 500 Millionen Forint gebraucht, damit unter anderem die Pflasterung, die Festbeleuchtung und das barocke Burgtor entstehen können, außerdem müssen der Ostturm der Burg und an einigen Stellen auch die Stützmauern instandgesetzt werden. Die Terminierung der Arbeiten wird von dem Erhalt der Ausschreibungsmittel bestimmt.

„Jedes Jahr stieg die Besucherzahl der Burg um ein- bis zweitausend Gäste an, damit gehen meine Berechnungen auf: Die Anziehungskraft der Burg und der Kulturveranstaltungen verstärken sich“, sagt der Burgherr. „Heute habe ich keine Schulden mehr, seit drei Jahren sind die Cseszneker Sommerprogramme rentabel. Wir können sogar durch die mehrere tausend Besucher anlockenden Superproduktionen die weniger rentablen, doch kulturelle Werte vermittelnden Burgprogramme mitfinanzieren. Um es auf den Punkt zu bringen: Aus den Einnahmen der diesjährigen Edda- und Omega-Konzerte können wir das Schnabelflöten-Festival, das historische Pfeil- und Bogenturnier und die Minnegesangsabende mitfinanzieren.“

Der heute 50 Jahre alte Ferenc Nagy wurde mit seiner Frau und seinen drei Kindern zu einem „Ureinwohner“ von Csesznek, derzeit ist er der Vizebürgermeister. Er sagt, dass es ihm nicht nur gelungen sei, die eigene Existenz zu gründen, sondern dass auch andere von der Instandsetzung der Burg profitieren: Die Zahl der Zimmervermieter stieg an, in der Gemeinde wurden eine Herberge und eine Pension eröffnet. Die Veranstaltungen im Sommer sichern 80 Dorfbewohnern Arbeit.

„Es gibt noch sehr viel zu tun, ich möchte meine Arbeit hier noch lange machen“, sagt Ferenc Nagy. „Diese Aufgabe bedeutet eine große Verantwortung, durch mein Verhalten muss ich den anderen ein Vorbild sein. Ich muss mich dem Andenken der Garais und Eszterházys würdig erweisen.“