Schatzkammer im Verkaufsrausch

Club Aliga … zum Vierten, zum Fünften …

In Kürze plant die Vermögensdirektion der Schatzkammer mehrere Dutzend Immobilien – darunter den zum fünften Mal ausgeschriebenen Club Aliga – zum Kauf anzubieten. In der Sache des früheren Partei-Erholungskomplexes bat der Bürgermeister von Balatonvilágos dieser Tage den Ministerpräsidenten um eine außer der Reihe erfolgende Bearbeitung.

Die Vermögensdirektion der Schatzkammer plant für dieses Jahr größere Einnahmen als in den Vorjahren, zu deren Erfüllung sie in den kommenden Wochen mehrere Dutzend Ausschreibungen zum Verkauf von Immobilien bekannt geben wird. Die Eile ist deshalb geboten, weil die Ausschreibungen, die erst in der zweiten Hälfte des Oktober bekannt gegeben werden, keine Chancen mehr zu realisierbaren Einnahmen bieten. Zsolt Császy, der beauftragte Abteilungsleiter Verkauf der Vermögensdirektion, sagte auf unsere Anfrage, dass in der Reihe der Immobilien, die man zu verkaufen beabsichtigt, auch das Bürohaus am Szervita tér oder die ehemalige Regierungsresidenz in der Béla király út ist (wovon der Teil, der vom Präsidenten der Republik genutzt wird und den man nicht zu verkaufen beabsichtigt, abgetrennt wurde). Neben mehreren Immobilien, die früher nicht verkauft werden konnten, werden auch neue Objekte im Angebot sein – sagte der Hauptabteilungsleiter, der jedoch nicht mehr verraten wollte.

Nach unseren Informationen wird Teil eines in den nächsten Tagen verkündeten Verkaufsrausches die nun schon fünfte Ausschreibung des Balatonvilágoser Erholungsheims Clubs Aliga sein. Über dem als nationaler Schatz geltenden einstigen Parteierholungskomplex scheint eine Art Fluch zu liegen, denn Verkaufspläne der Immobilie scheiterten in den vergangenen anderthalb Jahrezehnten regelmäßig. Für den Ausbau der rund 47 Hektar Fläche, den Park, das anderthalb Kilometer lange Balatonufer und den aus 55 Gebäuden bestehenden Komplex wollte der Staat kein Geld aufwenden, so dass die Anlage zwischenzeitlich ziemlich verwahrlost ist. Die Vermögensdirektion erhielt 2004 die Aufgabe, den jährlich mehr als 100 Millionen Verlust bringenden Komplex so schnell wie möglich zu verkaufen, was bis zum heutigen Tag nicht geglückt ist. Die ersten vier Versuche, in denen das Objekt zuerst im Ganzen für mindestens acht Milliarden Forint verkauft werden sollte, dann der Ferienkomplex den Investoren in vier Teilen gegliedert ohne Preisgrenze angeboten wurde, führten zu keinem Ergebnis.

Wegen der leidigen Zustände, die durch den sich hinziehenden Verkauf entstanden, wandte sich der Bürgermeister von Balatonvilágos Barnabás Fekete dieser Tage an den Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány und bat um eine außer der Reihe erfolgende Bearbeitung „…des sich mehrere Jahre lang hinziehenden, sowohl dem Staat als auch der Gemeinde erheblichen Schaden verursachenden Verkaufs der Anlage”. Der Bürgermeister nannte es eine Illusion, mit dem Komplex eine Einnahme von mehreren Milliarden zu erzielen und auch den Plan einer wirtschaftlichen Betreibung im derzeitigen Zustand des Erholungskomplexes irreal. Er führte an, dass nicht mehr ausreichend Personal zur Verfügung steht, die heruntergekommenen Gebäude sind muffig, schimmlig und die verschlissene Bettwäsche, die Handtücher verschrecken die letzten verbliebenen Gäste. In dem Erholungskomplex wurden in diesem Jahr bis Ende August 8701 Gastnächte gezählt, das bedeutet 5 Prozent der Jahreskapazität. Für Balatonvilágos bringt die sich hinziehende Privatisierung jedes Jahr einen Einnahmeausfall von jährlich 45 Millionen Forint und eine Menge von verlorengehenden Arbeitsplätzen. Barnabás Fekete beschuldigte auch die vom Rechnungshof vor einiger Zeit wegen ihrer Vermögenswirtschaft verurteilte Vermögensdirektion der Schatzkammer. Seiner Meinung führte die vielfach von der Schatzkammer verkündete Ausschreibung und die unbegründet früh für ergebnislos erklärten Ausschreibungen die Verkaufsabsicht des Staates ad absurdum, weswegen mehrere Investoren – darunter auch Sándor Demján – die früheren Pläne in Bezug auf den Club Aliga aufgaben. Der Bürgermeister erklärte auf Nachfrage, dass es kein Zufall sei, dass die österreichische Investorengruppe direkt die Selbstverwaltung mit ihren Plänen aufsuchte und sich nicht an dem Tender beteiligte. Deshalb bat er in seinem Brief den Ministerpräsidenten, die schlecht genutzte Immobilie der Selbstverwaltung zuzusprechen, kostenlos oder gegen ein Entgelt. „In letzterem Falle werden wir zur Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit den Ersatz der wegen der finanziellen Schwierigkeiten verkauften Maschinen, Einrichtungen, Mittel verlangen, die Rückgabe der abtransportierten wertvollen Gemälde… „ – verweist der Bürgermeister auf die Vorfälle in den vergangenen Jahren. Zsolt Császy, der zuständige Hauptabteilungsleiter der Vermögensdirektion, sagte über den Club Aliga, der neue Tender wird sich nicht wesentlich von dem letzten, dem vierten, unterscheiden. Drei käufliche Teile und ein in dauerhafte Vermögensverwaltung zu gebender Teil des einstigen Parteikomplexes werden den Investoren erneut im Ganzen angeboten, ohne die Festlegung eines Mindestpreises. Nach dem Bericht des Experten wurde der letzte Tender von der Schatzkammer für ungültig erklärt, weil einer der zwei Bewerber das Reugeld nicht auf den Tisch legen konnte, während der andere den Bedingungen nicht entsprechen konnte. Seines Wissens gibt es weiterhin ernsthafte Interessen an der Immobilie, unter anderem eine Gruppe von ungarischen Investoren, die wegen eines bürokratischen Hindernisses von dem letzten Tender ausgeschlossen wurde.

Nach unseren Informationen stehen hinter den in der vorhergehenden Runde für den Club Aliga ein Kauf- und Vermögensverwaltungsgebot abgebenden zwei Gesellschaften, der Gyöngy PPM Kft.,und der Bau Contact Trade Invest 2006. Kft., ungarische Investoren. Einer gab ein Angebot von mehr als 5 Milliarden Forint ab, während der andere eine solche Investition durchführen wollte, beide zusammen Investitionen in Höhe von 16-20 Milliarden Forint in dem ehemaligen Parteikomplex planen. Wenn sie in einer weiteren Runde dabeibleiben, wird für sie auf jeden Fall die Änderung der Ausschreibung attraktiver, laut der sie für den in staatlichem Eigentum bleibenden Balatoner Uferabschnitt, das heißt den in Vermögensverwaltung zugebenden Teil des Komplexes, statt wie beim vorherigen Tender das Vermögensverwaltungsrecht auf 25 Jahre, sondern nunmehr auf 49 Jahre erlangen können.