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Kultur warnt vor neuen Schließungen

Im Kino bleiben viele Plätze frei, im Museum gibt es Online-Tickets: Kultureinrichtungen in Deutschland haben sich an die Pandemie angepasst. Die Verbände warnen nun vor weiteren Einschnitten – und erinnern auch an die finanzielle Lage von Künstlern.

Mehrere Kulturverbände haben im Kampf gegen die Corona-Pandemie vor neuen Einschnitten bei Kinos, Museen oder Theatern gewarnt. «Ein flächendeckendes Kulturverbot hätte dramatische Folgen für die Kinolandschaft und die Filmwirtschaft in Deutschland», teilte die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) am Mittwoch mit. «Das wäre ein heftiger Schlag und für kleine Privattheater schnell existenzbedrohend», sagte der geschäftsführende Direktor des Deutschen Bühnenvereins, Marc Grandmontagne. Der Deutsche Museumsbund forderte, die Ausstellungshäuser nicht zu schließen. Bisher gebe es «keine gemeldeten Fälle von Museen als Infektions-Hotspots».

Seit Monaten hätten Kinobetreiber dafür gearbeitet, den Menschen ein sicheres Kinoerlebnis zu ermöglichen. «Die eingeführten Regeln wurden strikt umgesetzt – bis hin zu Hausverboten», teilte SPIO-Verbandspräsident Thomas Negele mit. Kinobesuche seien sicher.

«Die Theater und Opern sind sehr sichere Orte», betonte auch Grandmontagne. Der Bühnenverein habe im Vorfeld der Beratungen einen Brief mit einem «eindringlichen Appell» an die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten gerichtet: Es sei derzeit keine einzige Infektion bekannt, die auf einen Besuch im Zuschauerraum eines Theaters, einer Oper oder eines Konzertsaals zurückzuführen sei, heißt es darin. Neue Einschnitte seien daher unverhältnismäßig und würden großen gesellschaftlichen Schaden anrichten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder wollten am Mittwochnachmittag angesichts steigender Infektionszahlen über das weitere Vorgehen beraten. Ein Entwurf für die Beschlussvorlage sieht vor, das öffentliche Leben drastisch herunterzufahren. Bundesweit müssten dann zum Beispiel Gastronomie, Theater, Opern und Kinos schließen.

Die SPIO sprach von einer «undifferenzierten Maßnahme»: Sie würde «nicht wesentlich zur Eindämmung beitragen», den Menschen aber die Gelegenheit für eine Auszeit aus dem Alltag nehmen. «Derartige Einschränkungen gefährden die Akzeptanz und damit die effektive Wirksamkeit der wichtigen Corona-Schutzmaßnahmen.» Auch Filmverleiher werde eine Schließung treffen.

Die deutschen Kinos hatten bereits im Frühjahr wochenlang schließen müssen. Viele Filmstarts wurden verschoben. «Die Politik muss aufhören, alles über einen Kamm zu scheren und aus den bisherigen Erfahrungen lernen!», forderte der Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF Kino). Die AG Kino, die kleinere Programmkinos vertritt, mahnte: Kinos hätten sich mit «Hygienekonzepten als besonders sichere Orte bewiesen».

Der Deutsche Kulturrat fordert im Fall weiterer Einschränkungen finanzielle Kompensationen für Künstler. «Wir erwarten, dass die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der Länder den Kulturbereich nicht im Regen stehen lassen», sagte der Geschäftsführer Olaf Zimmermann laut einer Mitteilung.

Die Pandemie bedrohe alle und natürlich sei auch der Kulturbereich bereit, Einschränkungen hinzunehmen, «wenn sie notwendig und verhältnismäßig sind». «Sollte es wirklich unumgänglich sein, dem Kulturbereich einen nochmaligen Lockdown zu verordnen, kann das nur funktionieren, wenn die dadurch entstehenden Einnahmeausfälle kompensiert werden», forderte Zimmermann. Der Kulturrat ist der Spitzenverband der Bundeskulturverbände.

Weltweit brechen Künstlern in der Corona-Krise derzeit nicht nur die Einnahmen aus Auftritten, sondern auch aus Tantiemen weg. Für das laufende Jahr sei von einem Einbruch um 20 bis 35 Prozent auszugehen, teilte der internationale Dachverband der Verwertungsgesellschaften CISAC mit. Das entspricht dem Wegfall von 2 bis 3,5 Milliarden Euro. «Millionen von Urhebern verlieren gerade ihre Lebensgrundlage», beklagt Ex-Abba-Star und CISAC-Präsident Björn Ulvaeus.

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