Ryanair rechnet mit verlustreichem Winter

So hart wie den Luftverkehr hat die Corona-Pandemie fast keine andere Branche getroffen. Auch der irische Billigflieger Ryanair muss Verluste von Hunderten Millionen Euro ausweisen. Erholung ist nicht in Sicht – zumindest vorerst.

Der Einbruch des Flugverkehrs in der Corona-Pandemie hat Europas größten Billigflieger Ryanair wie auch andere Airlines im Sommer in die roten Zahlen gedrückt.

Für den Winter macht sich Konzernchef Michael O’Leary angesichts steigender Infektionszahlen, neuer Lockdowns in mehreren Staaten und vieler Reisebeschränkungen keine Illusionen. So hat das Unternehmen sein Flugangebot für die Wintermonate noch einmal deutlich zusammengestrichen. Jetzt rechnet O’Leary in der kalten Jahreshälfte mit einem noch höheren Verlust als im Sommerhalbjahr, wie Ryanair am Montag in Dublin mitteilte.

Trotz des Teil-Lockdowns, der in England, Deutschland und anderen Ländern im November gilt, können sich Fluggäste keine Hoffnung auf Erstattungen machen, wenn ihre gebuchten Flüge trotzdem stattfinden. «Wenn ein Flug geht, dann werden wir keine Erstattungen geben«, sagte Ryanair-Chef Michael O’Leary dem Sender BBC. Man könne aber auf Dezember oder Januar umbuchen. Für die Monate November bis Dezember hat die Gesellschaft ihr Flugangebot bereits auf 40 Prozent des Vorjahresniveaus zurückgefahren.

Nach dem faktischen Flugstopp zwischen Mitte März und Ende Juni erwies sich die Erholung der Ticketnachfrage im Sommer für Ryanair und andere Airlines als trügerisch. Die wieder steigenden Infektionszahlen in vielen Ländern und neue Reisebeschränkungen hielten viele Menschen vom Fliegen ab und die Ryanair-Führung drehte den geplanten Ausbau des Flugangebots wieder ein Stück zurück.

Im zweiten Geschäftsquartal bis Ende September – in der sonst wichtigsten Reisezeit des Jahres – verbuchte Ryanair unter dem Strich daher einen Verlust von rund 226 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte hier noch ein Gewinn von 910 Millionen Euro gestanden. In der ersten Hälfte des Geschäftsjahres summierte sich der Verlust damit auf knapp 411 Millionen Euro. Im zweiten Geschäftshalbjahr bis Ende März dürfte das Minus noch höher ausfallen, hieß es.

Für das gesamte Geschäftsjahr bis Ende März 2021 rechnet die Ryanair-Führung mit etwa 38 Millionen Fluggästen – unter Vorbehalt. Sollten die Regierungen in der Europäischen Union weitere unabgestimmte Reisebeschränkungen erlassen, könnte die Zahl noch niedriger ausfallen, hieß es. Im vorangegangenen Geschäftsjahr hatte Ryanair noch fast 149 Millionen Passagiere gezählt.

Viele Fluggesellschaften kämpfen wegen der Pandemie seit Monaten ums Überleben. Die Lufthansa, Air France-KLM und andere wurden mit milliardenschweren Staatshilfen vor dem Aus gerettet. Ryanair betrachtet diese Hilfen als illegal und sieht darin eine Verzerrung des Wettbewerbs. Der irische Billigflieger hat sich wegen der Krise zuletzt frisches Geld von Anlegern an der Börse besorgt. Allerdings profitiert das Unternehmen auch von dem staatlichen Corona-Kreditprogramm in Großbritannien.

Für die Zeit nach der Pandemie rechnet sich Ryanair indes gute Chancen aus, von der finanziellen Notlage vieler Konkurrenten zu profitieren. So dürfte das Flugangebot innerhalb Europas noch jahrelang gedämpft bleiben, hieß es. Das ermögliche Ryanair, das eigene Streckennetz auszubauen und die Flotte zu vergrößern, hieß es.

© dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten.