Im von Palmen gesäumten Fahrerlager von Bahrain hielt sich der US-Rennstall Haas auch in Sachen Mick Schumacher bedeckt. Öffentliche Bewegung kam in die Debatte um eine Formel-1-Zukunft des Sohnes von Rekordweltmeister Michael Schumacher nur bedingt.
Teamchef Günther Steiner kündigte bei einer Medienrunde in der Frage um die künftige Haas-Fahrerpaarung nur an: «Wir werden bald eine Bekanntgabe machen.» Weitere Details äußerte der Südtiroler vor dem drittletzten Saisonrennen am 29. November (15.10 Uhr/RTL und Sky) erstmal nicht. Er bat darum, von näheren Fragen abzusehen.
Mick Schumacher ist ein heißer Kandidat beim Vorletzten der Formel-1-Konstrukteurswertung. In Bahrain könnte der 21-Jährige nicht nur den Gewinn des Formel-2-Titels, sondern auch seinen Aufstieg in die Motorsport-Königsklasse perfekt machen.
Bei Haas wäre für das Talent aus der Ferrari-Nachwuchsakademie jedenfalls Platz. Die bisherigen Stammpiloten Romain Grosjean und Kevin Magnussen müssen das Team, das mit der Scuderia eng zusammenarbeitet, am Saisonende verlassen.
Steiner hat in der Vergangenheit immer wieder seine Wertschätzung für Schumacher jr. betont. Als «eine Ehre» bezeichnete er sogar eine Verpflichtung des Deutschen, dessen Vater 2004 die Wüsten-Premiere in Bahrain gewonnen hatte. Steiner wies jedoch zugleich darauf hin, dass man mit «mehreren Leuten» spreche. Als weiterer junger Kandidat gilt der Russe Nikita Mazepin (21), der wie Schumacher aktuell in der Formel 2 fährt und Sechster der Fahrerwertung ist.
Zwei Cockpits hat Haas im Angebot, Schumacher hat ein Ziel: die Formel 1. Jene Rennserie, die sein Vater mit sieben WM-Titeln, 91 Grand-Prix-Siegen und 68 Pole Positionen einst geprägt hat. «Ich fühle mich bereit für die Formel 1», versicherte Mick Schumacher in den vergangenen Wochen und Monaten. Das Sehnsuchtsziel Formel 1 sei «tief verwurzelt» in ihm.
Ross Brawn, das Superhirn hinter Michael Schumachers WM-Titeln, kennt auch den Sohn bestens. «Es war faszinierend, ihn aufwachsen zu sehen», erinnerte sich der Formel-1-Sportchef in der «Gazzetta dello Sport». Die beiden vergangenen Saisons von Mick Schumacher, der als Spitzenreiter mit 22 Punkten Vorsprung auf die Formel-2-Zielgerade einbiegt, seien «sehr vielversprechend» gewesen.
«Wir wissen nicht, wie er sich in der Formel 1 schlagen wird, aber er ist unglaublich reif und ausgeglichen. Ich bin optimistisch, er hat Qualität und Kompetenz», betonte Brawn.
Dass der Name Schumacher auch eine Last sein kann, dessen ist sich der Brite schon lange bewusst. «Offensichtlich steht er unter großem Druck, daran gibt es keinen Zweifel, aber bisher ist er gut damit umgegangen», befand Brawn, der den Sohn «die ganze Zeit unter Beobachtung» wähnt. «Mit einem Weltmeister-Vater wie Michael ist das Erbe noch schwerer, aber ich drücke die Daumen.»
Mick Schumachers Vater Michael hatte nach einer dreijährigen Formel-1-Rückkehr zum Ende der Saison 2012 endgültig seine Laufbahn bei Mercedes beendet. Ein Jahr später verunglückte er beim Skifahren in den französischen Alpen schwer. Bei dem Sturz mit dem Kopf auf einen Felsen am 29. Dezember 2013 erlitt Schumacher ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Seitdem lebt er von der Öffentlichkeit abgeschirmt.
© dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten.