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Ungarns Präsident verliert nach Plagiat Doktortitel

Der ungarische Präsident Pál Schmidt hat wegen Plagiats seinen Doktortitel verloren, der ihm 1992 von der damaligen Sporthochschule in Budapest zuerkannt worden war. Die Entscheidung darüber traf am Donnerstagabend (29.03.) Medienberichten zufolge der Senat der Budapester Semmelweis-Universität, in die die Hochschule vor Jahren eingegliedert worden war.

Die Doktorarbeit werde nicht den fachlichen und ethischen Kriterien gerecht, hieß es zur Begründung. Der Senat fasste den Beschluss mit 33 Ja- und 4 Nein-Stimmen. Schon im Januar hatte das Nachrichtenmagazin für Wirtschaft und Politik HVG den Skandal enthüllt und Details über das Ausmaß des geistigen Diebstahls veröffentlicht.

Der Präsident, der die Nachricht vom Titelverlust auf dem Frankfurter Flughafen erfuhr, wollte zunächst nicht Stellung nehmen. Die Presse solle informiert werden, nachdem er die Begründung zum Beschluss gelesen habe.

Seine Doktorarbeit hatte der einstige Olympiasieger Schmitt zu großen Teilen abgeschrieben, stellte eine eigens zur Prüfung von Plagiatsvorwürfen eingesetzte Kommission der Universität in ihrem Bericht vom Dienstag fest. Schmitt habe in seiner Dissertation „Formfehler“ zugelassen, erklärt Kommission. Zugleich räumt sie ein, dass Schmitt seitenlange Passagen ohne Kennzeichnung aus anderen wissenschaftlichen Arbeiten übernahm, so von dem bulgarischen Sportforscher Nikolai Georgijew und dem deutschen Sozialwissenschaftler Klaus Heinemann.

Die Kommission gab jedoch keine Empfehlung zur Aberkennung des Titels, da sie – wie es im Bericht hieß – nicht den Autor, sondern seine Gutachter dafür verantwortlich machte, dass Schmitt Texte anderer ohne Kennzeichnung übernahm. Landesweite Proteste von Wissenschaftlern und Studenten, eine Welle von Witzen über den Präsidenten und seine wissenschaftliche Arbeit bewegten offenbar die Universitätsleitung, Pál Schmitt den Titel doch abzuerkennen.

Zu Schmitts größten sportlichen Erfolgen gehörte olympisches Gold mit der Mannschaft im Degenfechten 1968 in Mexiko und 1972 in München. Zwei Mal war er mit der Mannschaft Weltmeister. 1971 gewann er den Weltcup im Fechten. Später machte er auch in der Politik Karriere, die im Jahr 2010 mit der Wahl zum Präsidenten Ungarns gekrönt wurde.