Der ungarische Präsident Pál Schmitt hat am Montag (02.04.) im Kampf um sein Amt nach einer Plagiats-Affäre aufgegeben. Noch am vergangenen Freitag hatte er in einem Interview des staatlichen Fernsehens erklärt, dass er nicht zurücktreten wolle.
Sein Gewissen sei rein, sagte er in seiner Rücktrittserklärung vor dem Parlament. Für jeden gelte nach dem Gesetz die Unschuldsvermutung. Die Öffentlichkeit sei im Hinblick auf seine Doktorarbeit irregeführt worden, behauptete Schmitt. Zugleich stellte er die Frage, in wessen Interesse es stehe, mit der Diskreditierung Ungarns zugleich den Präsidenten in seiner Ehre und Menschlichkeit zu schänden.
In Ungarn hatte der Skandal heftige Reaktionen hervorgerufen. Es kam zu Demonstrationen vor dem Präsidentenpalast, die Oppositionsparteien verlangten einen schnellstmöglichen Rücktritt, während die Zwei-Drittel-Mehrheit von der nationalkonservativen Fidesz im Bündnis mit den Christdemokraten zunächst einen Rücktritt zu verhindern suchte.
Schmitt war die Aufdeckung eines eklatanten Plagiats zum Verhängnis geworden. Bei seiner 1992 mit „summa cum laude“ bewerteten Doktorarbeit hat er 197 von insgesamt 215 Seiten sowie mehrere Grafiken und Abbildungen aus Arbeiten des bulgarischen Sporthistorikers Nikolai Georgijew und des deutschen Soziologen Klaus Heinemann wörtlich abgeschrieben. Die Budapester medizinische Semmelweis-Universität entzog ihm deshalb vergangene Woche den Doktortitel. Außerdem reichte der Rektor der Universität, der namhafte Kinderarzt Tulassay Tivadar, wegen des Skandals seinen Rücktritt ein.
Der Präsident war jedoch in seinem Interview noch der Meinung, dass kein Zusammenhang zwischen seinem Amt und dem Plagiat besteht. Die Sporthochschule, die später in die Semmelweis-Universität eingegliedert wurde, habe ihn zur Promotion ermutigt. „Ich habe die Dissertation nach bestem Wissen geschrieben“, erklärte er. Die Arbeit enthielt Medienberichten zufolge keine Kennzeichnung von Zitaten und keine Fußnoten mit genauen Quellennachweisen.