Rücktritt oder nicht – Präsident spaltet Ungarn

Die Ungarn sind sich total uneins: Soll Präsident Pál Schmitt wegen des mutmaßlichen schweren Plagiats bei seiner Doktorarbeit zurücktreten oder nicht. Eine Umfrage des Instituts Median ergab nach Medienberichten, dass der Plagiatsverdacht ein ausreichender Grund dafür sein sollte, dass der frühere Olympiasieger im Fechten sein Präsidentenamt aufgibt. 38 Prozent dagegen meinen das Gegenteil. Die restlichen 21 Prozent wollten sich nicht festlegen. Bei der repräsentativen Umfrage waren 1200 Erwachsene persönlich interviewt worden. Bis Ende Januar wussten demzufolge 87 Prozent der Befragten von dem Plagiatsverdacht, doch nur jeder Vierte hatte sich eingehender dafür interessiert.

Erstmals hatte das Nachrichtenmagazin für Wirtschaft und Politik HVG im Januar darüber berichtet, dass der heutige ungarische Präsident Pál Schmitt 180 Seiten seiner Dissertation aus dem Jahre 1992 größtenteils aus der französischsprachigen Arbeit des bulgarischen Sportforschers Nikolai Georgijew wörtlich übernommen hat. Später soll sich noch herausgestellt haben, dass einzelne Absätze mit Teilen einer Studie des deutschen Wissenschaftlers Klaus Heinemann wörtlich übereinstimmen. Zuletzt sei in dieser Woche die Quelle für weitere Teile der Dissertation identifiziert worden, schreibt HVG. Dabei handelt es sich um eine Veröffentlichung des Internationalen Olympischen Komitees über die olympische Bewegung.

Schmitt wies die Vorwürfe noch im Januar in einem Radiointerview zurück. Er habe seine Dissertation nach bestem Wissen angefertigt und sich niemandes geistiges Eigentum angeeignet. Der Rektor der Budapester Semmelweis-Universität, an der Schmitt seinerzeit promovierte, sorgte für die Bildung einer Kommission beim Dekan der Sportwissenschaftlichen Fakultät. Das fünfköpfige Gremium soll bis zum 28. März seinen Bericht vorlegen.