In Ungarn leben heute nahezu drei Millionen Menschen unter dem Existenzminimum. Wie viele davon auf die einzelnen Komitate entfallen, läßt sich nicht mit Genauigkeit sagen.
Jedenfalls findet man Dörfer im Süden des Komitats Somogy, in denen die Hälfte der Einwohner in Armut lebt. So wie Frau Meggyes in Babócsa, die als Witwe und mit ihren drei Kindern mit monatlich 71.000 Forint, das sind derzeit etwa 278 Euro, auskommen muß. In zwanzig Minuten ist Mittagszeit, doch klar ist nicht, was auf den Tisch kommen soll. Die Mutter hat einfach nichts mehr, nicht einmal Brot, das Kindergeld ist Ende des Monats verbraucht, und sie weiß auch nicht, wie Brennmaterial für den nahenden Winter beschafft werden kann. Arbeit findet sie in der Umgebung schon lange nicht mehr. Gerade die Stromrechnung kann zur Not noch bezahlt werden. Gerne würde sie Nutztiere halten, aber auch Tierfutter ist teuer.
1970 Einwohner hat Babócsa, davon leben fast tausend von Arbeitslosengeld und ganz geringer Sozialhilfe. Der Weg führt geradeaus in die Armut. Familien schulden bereits große Summen an aufgelaufenen Wasser- und Stromgebühren, daher ist ihnen nur noch eine eingeschränkte Nutzung erlaubt. Nur geringfügig besser stellt sich die Situation im Sommer dar, wenn mit dem Pflücken und Verkauf von Heilkräutern etwas Geld dazuverdient werden kann. Aber jetzt?
Am 17. Oktober war Weltarmentag. Nach Angaben des ungarischen Zentralen Statistischen Amtes (KSH) liegt das Existenzminimum für einen Ein-Personen-Haushalt bei monatlich 67.000 Forint. 28 Prozent der Haushalte in Ungarn bleiben darunter. Nach Erhebungen von 2007 leben 17 Prozent der Gesamtbevölkerung in ausgesprochener Armut, darunter befinden sich bedauerlicherweise 30 Prozent Kinder.