Schlossprojekt mit Hürden

Wird das Hajmáskérer Schloss von selbst einstürzen?

Das Schicksal des Hajmáskérer Schlosses ist seit anderthalb Jahrzehnten ungewiss und bedeutet für die Gemeinde im Komitat Veszprém ein immer größer werdendes Problem. Obwohl sich in letzter Zeit einige Investoren danach erkundigten, nahm letztlich jeder von seinen Plänen Abstand.

Vor einiger Zeit berichteten wir davon, dass eine Schweizer Gesellschaft mit der Investition von mehreren Milliarden Forint das Hajmáskérer Schloss zu einem Fünf-Sterne-Hotel umbauen wolle. Der Vertreter des Unternehmens in Ungarn und die kommunale Selbstverwaltung schlossen auch einen Vertrag ab, dessen einer Punkt lautete, dass das Geschäft nur dann zustande kommt, wenn es gelingt, das vor dem Schloss stehende und dessen Anblick verhunzende Gemeinschaftshaus abzureißen. Seitdem herrscht Stille, es scheint, dass das Projekt damit gestorben ist.

„Vor einem halben Jahr sah alles noch so gut aus, danach verschlang die Erde ganz unerwartet alle Investoren. Sie sandten nicht einmal einen Brief, dass das Ende besiegelt ist und wir nicht weiter auf sie warten sollten“, beklagt sich István Kovács, der Gemeinschaftshausvertreter des Hauses Tábori utca 14, in dem sich 54 Wohnungen befinden.

„Außerdem steht das baufällige Schloss seit dem 1. Januar unter Denkmalschutz, was es fast völlig unmöglich macht, dass sich ein neuer Investor meldet, der es nutzen könnte“, fügt Miklós Köbli, der Bürgermeister der im Komitat Veszprém liegenden Gemeinde, hinzu. „Im vergangenen Jahr schienen wir der Lösung näher gekommen zu sein, jetzt erscheint sie in weiterer Ferne denn je.“

Das Schicksal des Hajmáskérer Schlosses ist für die Gemeinde schon seit anderthalb Jahrzehnten ein ungelöstes Problem. Obwohl das dreigeschossige, insgesamt viertausend Quadratmeter große Gebäude jeder nur Schloss nennt, wurde es zu Zeiten der Monarchie um 1910 eigentlich als Offiziersausbildungszentrum der Artillerie gebaut, dann nutzte es nach dem 2. Weltkrieg die Sowjetarmee, seit 1989 steht es leer. Die ungarische Treuhand fand keinen Käufer, auf diese Weise ging das Gebäude 1998 in das Eigentum der Gemeinde über.

In den vergangenen acht Jahren meldeten sich bei der Selbstverwaltung zahlreiche Investoren, doch wenn die Kaufanwärter das Schloss und seine Umgebung erblickten, nahmen sie von ihren Plänen regelmäßig Abstand. Das Gebäude ist von Sozialwohnungen umgeben, die einst als Offiziersunterkünfte dienten. Eines davon, das Gemeinschaftshaus Tábori utca 14, steht direkt vor dem Schloss und verdeckt einen guten Teil seiner Hauptfassade.

Unter den bisherigen Investoren war die sich mit der Nutzung von Schlössern befassende Schweizer Castellenus AG der erste Interessent, deren Repräsentanten der Anblick nicht abschreckte, die sich, genauer gesagt, dem Kauf des Schlosses nicht verschlossen, sofern es gelingt, den „Schönheitsfehler“ zu beseitigen, das heißt, das Gemeinschaftshaus abreißen zu lassen.

„Die ungarischen Vertreter des investierenden Unternehmens suchten zum Ende des Sommers die 54 Wohnungseigentümer auf und organisierten auch zwei Hausversammlungen“, sagte der Gemeinschaftshausvertreter István Kovács. „Sie boten an, die Wohnungen zum Marktwert zu kaufen oder eine Tauschwohnung von ähnlichem Wert zur Verfügung zu stellen. Sie baten jeden Hausbewohner um die Absichtserklärung, in der aufgeführt werden sollte, wer wie viel für die Wohnung verlangt. Diese Erklärungen gaben wir im Oktober ab, seitdem ist nichts passiert.“

„Genauer gesagt erhielt die Selbstverwaltung Anfang November eine E-Mail von dem Investor, in der er mitteilte, dass er vorerst von dem Projekt Abstand nimmt, da er die Realisierung eines anderen Projektes in Angriff genommen habe“, fügt Miklós Köbli hinzu.
„Das war nur der eine Grund“, sagt László Piros, der Geschäftsführer der dem Schweizer Unternehmen zuarbeitenden, in der Sache als Koordinator tätigen Pannon Kastély-hasznosító Kft. „Den Investor verunsicherte in Wahrheit, dass ein Fünftel der Wohnungseigentümer aufgrund der eingereichten Absichtserklärungen das Doppelte des Marktwertes für die Wohnung verlangte. Es wäre zu kompliziert und langwierig gewesen, den Preis jeder einzelnen Wohnung auszuhandeln, die Schweizer wären übrigens nicht bereit gewesen, mehr als den realen Preis zu zahlen.“

Miklós Köbli findet das Argument seltsam: „Ich sah sämtliche Absichtserklärungen, darunter war höchstens der Anspruch von zwei, drei Wohnungseigentümern zu hoch angesetzt, doch auch sie verlangten nicht das Doppelte des Marktwertes für ihre Immobilie“, sagte der Bürgermeister. „Die Hälfte der Wohnungseigentümer bat statt um Geld um eine Tauschwohnung, die anderen gaben den Kaufpreis der durchschnittlich 50 Quadratmeter großen Wohnungen im Allgemeinen mit 5-6 Millionen Forint an. Was ist daran irreal?“ László Piros sagt übrigens, dass die Schweizer sich noch nicht gänzlich von dem Vorhaben verabschiedet hätten, doch er konnte nicht sagen, wann die Schweizer sich wieder mit dem Hajmáskérer Projekt befassen werden.

„Daraus wird nichts“, meint István Kovács. „Außerdem würden die Gemeinschaftshausbewohner, nach allem, was geschah, wahrscheinlich nicht noch einmal bereit sein, auf eine solche Lösung einzugehen. Das Gebäude steht vor einer umfassenden Renovierung, später werden sie sich nicht auf einen Wohnungstausch oder Kauf einlassen.“

„Auch dieses Schiff ist meiner Meinung nach untergegangen, schade ist nur, dass weit und breit kein neues in Sicht ist“, sagt der Bürgermeister. „Es herrscht kein Mangel an Interessenten, doch ernstzunehmende Käufer gibt es kaum. Darüber hinaus bedeutet die Tatsache, dass das Gebäude jetzt unter Denkmalschutz steht, neue Lasten für die Selbstverwaltung.“

Es kam für die Selbstverwaltung ganz unerwartet, dass auf Vorlage des Amtes für kulturelles Erbe die sechs Gebäude der einstigen Artilleriekaserne – darunter das Schloss – sowie große, umliegende Bodenflächen unter Denkmalsschutz gestellt wurden.
„Von der Entscheidung erhielten wir erst nachträglich Kenntnis, deshalb konnten wir nicht melden, dass eines der unter Denkmalschutz gestellten Gebäude schon lange zusammengefallen ist, für ein anderes, das wir jetzt zum Gemeindehaus umbauen, haben wir ein gültige Baugenehmigung“, sagt der Bürgermeister. „Und dann ist hier noch das Schloss, für dessen Substanzerhaltung als Baudenkmal mindestens 100 Millionen Forint aufgewendet werden müssten. Wir haben keinen einzigen Filler dafür.“

Das Hajmáskérer Schloss sollte bisher schon zu vielen Zwecken genutzt werden. Es gab welche, die wollten daraus ein Hotel, ein Altersheim oder ein Gemeinschaftshaus schaffen, es gab auch einen Bewerber, der das Gebäude vom Anfang des Jahrhunderts zu einem Geschäftszentrum umbauen wollte. Kein einziger Plan wurde verwirklicht. Das Problem wird wahrscheinlich die Zeit aus der Welt schaffen. In wenigen Jahren fällt das Schloss von selbst ein.