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Kalksandsteinförderung im Nationalpark?

Die Einwohner im Kali-Becken sind dagegen und protestieren

Ein Unternehmen hat die Absicht, jährlich 200.000 Tonnen Kalksandsein im Kali-Becken, das zum Balatoner Nationalpark gehört, abzubauen. Die Einwohner der betroffenen Ortschaften protestieren gegen die Wiedereröffnung des Steinbruchs.

„Als ich zum ersten Mal davon hörte, glaubte ich, das Ganze sei ein Witz. Inmitten des Kali-Beckens an einer der schönsten Stellen des Nationalparks soll Kalksandstein abgebaut werden? Anfangs wollte ich das nicht glauben“, sagt einer der Immobilienbesitzer auf der Sitzung der Selbstverwaltung von Balatonhenye. Seit langem waren auf der Gemeinderatssitzung der kleinen Gemeinde im Komitat Veszprém nicht soviel Zuhörer anwesend, in der insgesamt nur 140 Einwohner leben. Die Furcht, dass die Grube wirklich wieder geöffnet wird, brachte die Ortsansässigen zusammen.

Doch die Befürchtungen der Einwohner von Balatonhenye und des benachbarten Ortes Monoszló entbehren nicht der Grundlage. Der Steinbruch an der Ortsgrenze von Henye wurde zwar schon vor zwanzig Jahren angelegt, doch es gab niemals einen größeren Abbau, vor Jahren wurde die Arbeit völlig stillgelegt und die Förderung eingestellt. Vor einiger Zeit kaufte ein in der Hauptstadt ansässiges Unternehmen, die Promo-Media Network Kft., das Grundstück, auf dem sich der Steinbruch befindet, und das Abbaurecht von dem Vorbesitzer. Das Unternehmen plant, in dem Steinbruch erneut Kalksandstein abzubauen, und zwar in großem Maße, in einem Umfang, der den früheren Abbau bei weitem übersteigt, man bereitet die Förderung von jährlich 200.000 Tonnen Kalksandstein vor.

„Wir stellten eine kleine Berechnung an, aus der sich herausstellte, dass bei einer erneuten Öffnung der Grube die schon leer 27 Tonnen schweren Laster in 41 Runden, das heißt 82-mal täglich durch das Kali-Becken donnern“, sagte Antal Nagy, einer der Wortführer auf der Sitzung der Selbstverwaltung. „Das bedeutet, dass ca. alle sieben Minuten ein Transport durchfährt. In einem Urlaubsgebiet, einem Gebiet, das auf den Tourismus des Balaton-Oberlandes eingerichtet ist, wäre das wegen des Lärms und des Staubs eine unerträgliche Zumutung. Gar nicht zu verstehen ist, warum man gerade aus dem Nationalpark Bausteine zu Bauvorhaben in anderen Landesteilen holen muss.“

Tamás Séra, der Geschäftsführer der Promo-Media Network Kft., wünscht vorerst nicht, sich in der Sache zu äußern. Er sagte allerdings soviel, dass er auch an einer Sitzung der Selbstverwaltung und einer öffentlichen Anhörung in Balatonhenye teilnehmen wird, wo er auch gern auf die Fragen der Ortsbewohner und der Presse Rede und Antwort steht.

Zu den Tatsachen gehört, dass es nicht um die Neueröffnung eines Steinbruchs geht, denn im rechtlichen Sinne wurde die Anlage in Henye niemals stillgelegt. Der Steinbruch verfügt auch heute über einen gültigen betriebstechnischen Plan. Nach dem erfolgten Eigentümerwechsel muss der neue Grubenbesitzer allerdings einen neuen betriebstechnischen Plan mit der Förderung von 200.000 Tonnen Kalkstein pro Jahr von dem Veszprémer Bergbauamt bestätigen lassen. Das erfolgt jedoch nicht automatisch, der Fortsetzung des Abbaus muss ein sogenanntes Untersuchungsverfahren vorausgehen, das die regionale Umweltschutzbehörde – das ist in dem Fall die Mitteltransdanubische Aufsicht für Umweltschutz, Naturschutz und Wasserwirtschaft – durchführen wird.

Als erster Schritt dieses Verfahrens ließ die Promo-Media Network Kft. von einem von ihr dazu beauftragten, unabhängigen Sachverständigen eine Wirkungsstudie anfertigen, aus der hervorgeht, dass die Betreibung des Steinbruchs keinerlei schädigende Auswirkungen auf das Kali-Becken bzw. die Einwohner von Balatonhenye und Monoszló hat. In der Umgebung der Grube befinden sich gerade diese beiden Gemeinden, das Unternehmen beabsichtigt eine Umgehungsstraße zu bauen, die nicht durch diese Orte führt. Laut der Studie übersteigen weder der Staub noch der Lärm und noch andere Verschmutzungen die erlaubten Grenzwerte.

Die Feststellungen der Studie beruhigten die Einwohner des Kali-Beckens nicht. Von Ferenc Schattmann, dem Abteilungsleiter der Genehmigungsabteilung der Umweltschutzbehörde, erfuhr man, dass sich mehrere Verbände – darunter die Naturschutz-Gesellschaft des Kali-Beckens und die Direktion des Nationalparks Balaton-Oberland – ebenfalls als Betroffene in dem Verfahren zu Wort meldeten sowie ihre Anmerkungen zu der angefertigten Wirkungsstudie machten.

László Balogh, der Direktor des Nationalparks Balaton-Oberland, sagte über den Standpunkt des Nationalparks, dass aus der Sicht des Naturschutzes der erneute Abbau von Kalksandstein nicht wünschenswert sei, da das zu einem verstärkten Lastverkehr auf den Straßen im geschützten Kali-Becken führen würde. Die Vertreter der Naturschutz-Gesellschaft formulierten das schärfer, laut ihnen sind die Pläne auf eine umweltschonende Weise nicht realisierbar. Der zivile Verband zieht in seiner Eingabe in zahlreichen Punkten die Feststellungen der Wirkungsstudie, die das Grubenunternehmen anfertigen hat lassen, in Zweifel und fordert die Umweltschutzbehörde auf, der geplanten Förderung nicht zuzustimmen.

Ferenc Schattmann teilte mit, dass die eingegangenen Hinweise beurteilt werden und wenn es nötig ist, werden auch andere Behörden einbezogen. In naher Zukunft werden sogenannte Abstimmungsverhandlungen in der Sache abgehalten. Der Abteilungsleiter fügte hinzu, dass es zu drei verschiedenen Entscheidungen kommen kann. Das Projekt kann genehmigt oder nicht genehmigt werden bzw. kann eine in die Einzelheiten gehende Umweltschutz-Wirkungsstudie vorgeschrieben werden.

József Szalai, der Bürgermeister von Balatonhenye, kündigte an, dass alle Hebel gegen die Neueröffnung der Grube in Bewegung gesetzt werden. Ähnlich drückte sich auch György Simon, der Bürgermeister von Monoszló, aus, der nicht ausschloss, dass im Ort ein Volksentscheid durchgeführt wird. Vorerst weiß man nicht, ob die Gemeinden ein direktes Mitspracherecht in die Genehmigungsverfahren haben – ihre Einbeziehung kann nur die Umweltschutzbehörde beschließen -, über Protestaktionen können die Orte jedoch selbst entscheiden. „Das Problem betrifft nicht nur Balatonhenye und Monoszló“, sagte György Simon. „Stellen Sie sich die Situation vor: Die großen Laster würden auf der Straße 71 direkt am Balatonufer fahren. Was werden die Ufergemeinden dazu sagen? Oder die im Kali-Becken lebenden „Neuansässigen“?“

„Neuansässige“ nennen die „Ureinwohner“ diejenigen, die hier ein Wochenendhaus, ein Ferienhaus haben oder erst vor kurzem in die Gegend gezogen sind. Auch sie waren auf der Gemeinderatssitzung vertreten.

„Seit Jahren suche ich ein geeignetes Grundstück in der Nähe von Balatonhenye, auf dem ich ein größeres Touristik-Unternehmen aufbauen kann“, sagte der in Henye ein Grundstück besitzende Árpád Pál. „In der Nachbarschaft eines betriebenen Kalksandsteinbruchs ist das unmöglich, solche Vorstellungen zu verwirklichen. Außerdem verlieren nach der Aufnahme der Förderung die Immobilien in der Umgebung der Grube ihren Wert, viele würden ganz einfach hier wegziehen. Es gibt kein öffentliches Interesse, das die Wiedereröffnung der Grube rechtfertigen würde. Die Interessen eines Privatunternehmens stehen gegen die Interessen der Einwohner von mehreren Ortschaften. Es muss entschieden werden, was wichtiger ist.“

In den Dörfern der Umgebung geht das Gerücht um, dass das die Grubenöffnung planende Unternehmen über mehrere Ecken an den Bergbauunternehmer János Zarándok gebunden ist. Nach aktuellen Informationen steht Zarándok – dessen Name zu Zeiten der Orbán-Regierung allgemein bekannt wurde, nachdem er wegen Lieferungen an Dunaferr in eine geschäftliche Auseinandersetzung mit Gyözö Orbán, dem Vater des Ministerpräsidenten, geriet – nicht mit der Promo-Media Network Kft. in Geschäftskontakt. Gleichzeitig ist es eine Tatsache, dass János Zarándok in Balatonhenye war, als er auf einer Versteigerung die Maschinen des früheren Eigentümers kaufte.