Obdachloser mit „heftiger“ Geldbuße belegt

Ein bisschen vorweihnachtliches Fingerspitzengefühl lässt die Stadtverwaltung in Balatonlelle vermissen.

Herr János Vén ist seit Jahren obdachlos, befindet sich in schlechtem Gesundheitszustand, und wurde nach wochenlanger Pflege erst kürzlich aus dem Krankenhaus in Siófok entlassen. Es ist nicht nachvollziehbar, welch wenig erfreuliches Schicksal ihm sein bisheriges Leben bescherte. Aufgrund seiner momentanen Situation und der mißlichen Wirtschaftslage in Ungarn ist an ein festes Arbeitsverhältnis für ihn nicht zu denken. So versucht Herr Vén, sich neben geringer Sozialhilfe mit dem Zurückschieben von Einkaufswägen vor örtlichen Supermärkten ein tägliches Zubrot zu verdienen, wobei er manchmal das Pfand von 100 Forint behalten darf.

Auf dem Weg zu seinem „Arbeitsplatz“ benutzte Herr Vén beim Überqueren der Hauptstraße aber einmal nicht den dafür vorgesehenen Zebrastreifen, sondern kürzte ab. Die zufällig vor Ort anwesende Polizei nahm dies zum Anlaß, Personalien festzustellen und den nicht gesetzmäßigen Vorfall der Stadtverwaltung in Balatonlelle mitzuteilen, die für die begangene Ordnungswidrigkeit ein Bußgeld in Höhe von 15.000 Forint (etwa 60 Euro) festsetzte.

Da János Vén als Obdachloser aber keine Zustelladresse aufweisen kann, besann man sich im Rathaus auf eine ausgeklügelte Lösung: Mit der Adresse „Herrn János Vén, Balatonlelle, Parkplatz vor dem Lidl-Supermarkt“ konnte der Bußgeldbescheid durch den Postboten tatsächlich und gegen Unterschrift an den Mann gebracht werden. Wie der bedauernswerte Sünder die 15.000 Forint nun aber bezahlen kann, steht vorläufig in den Sternen. Spenden werden von Herrn Vén jedenfalls gerne entgegengenommen, schließlich weiß man, wo er sich oft aufhält.