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Organisierte Apfeldiebe in Somogy

„Es ist unmöglich, 100 Hektar Apfelplantage zu beaufsichtigen“

Gut organsierte Banden von Apfeldieben leiteten die diesjährige Apfelernte in Somogy ein, obwohl dort die eigentliche Ernte erst in der zweiten Hälfte des September beginnt. In der Gegend von Nemesdéd, Vése, Varászló, Inke, Nemesvid und Nagybajom ist seit der Wende eine Mafia aktiv, die schon viele Produzenten zur Aufgabe der Obsterzeugung veranlasste – stellt János Lampért, der in diesem Gebiet tätige Fachmann für Pflanzenschutz, fest, der ehemals Ortswirt war und laut dem die entstandene Lage den lückenhaften Rechtsvorschriften und der Untätigkeit der Notare zuzuschreiben ist. Es gab Jahre, als in den Apfelplantagen Frieden herrschte, denn es wurde so wenig für das geerntete Obst gezahlt, dass es sich nicht einmal lohnte es zu stehlen. In dieser Saison organisierten sich die illegalen Erntebanden in Anbetracht der Abnahmepreise von 15-25 Forint /Kilo und die Abnehmer des so gesammelten Obstes allerdings rasch. Es gibt Besitzer von kleineren Apfelplantagen, die draußen in der Nähe ihrer Bäume schlafen und hoffen, so die Arbeit des ganzen Jahres davor schützen zu können, dass ein anderer die Ernte einbringt. Die in größeren Dimensionen wirtschaftenden Plantagenbesitzer heuern Wächter an, doch auch das scheint keine wirkliche Lösung zu sein.

„Es ist unmöglich, 100 Hektar Apfelplantage zu beaufsichtigen und die Diebe fernzuhalten“, sagt László Hagyánek, der Geschäftsführer–Eigentümer der Lénia Tarde Kft., einer der Hauptgeschädigten der letzten großen Apfelstehlaktionen. Ende August gab es ein paar Regentage, als die Bewachung etwas nachließ und das nutzen die Apfeldiebe aus. Sie springen bei Morgengrauen aus den auf den Straßen vorbeifahrenden Autos und verschwinden augenblicklich zwischen den Bäumen der Plantagen. Wenn die Säcke voll sind, rufen sie die Lieferanten an, wohin sie kommen sollen, um die Ware abzuholen. In diesen paar Regentagen wurden nachts zehn Tonnen Äpfel, das bedeutet die Ladung von zwei IFA-Lastwagen, gepflückt und verhökert. Die Produzenten, die die Plünderung ihrer Apfelplantagen meistens hinterher in hilfloser Wut bemerken, zeigen die Fälle häufig gar nicht an, denn nach ihren Erfahrungen kann die Behörde dagegen nichts tun, es gibt keinen Flurwachdienst, die Polizei hilft, doch ihre Möglichkeiten sind sehr beschränkt. Der letzte Fall verlief deshalb anders, weil die in dem äußeren Verwaltungsgebiet von Nemesdéd und Vése in großen Mengen gestohlenen Äpfel der Sorten Jonathan, Idared, Gloster, Granny Smith und Jonee noch unreif und frisch gespritzt waren, die Karenzzeit der verwendeten Chemikalien dauert allerdings 14 Tage, das heißt, dass die Äpfel erst danach verzehrt werden können. Die Polizei konnte zum Schutz der Verbraucher nur soviel tun, dass sie die Aufkäufer aufforderte, der Ermittlungsbehörde und den betroffenen Verarbeitungsbetrieben anzuzeigen, dass in diesen Tagen Äpfel von unbekannter Herkunft aufgekauft worden seien. „Das Spritzen der Plantagen meldeten wir den betroffenen Gemeinden und markierten es vorschriftsgemäß an den Plantagenrändern, deren Äpfel mit Gift behandelt wurden. Doch den Dieben ist nichts heilig“, empört sich László Hagyánek, der die Aufkäufer mit den durch die Anzeigen ermittelnden Polizisten kontrollierte. Nach seiner Aussage gibt es in der Gegend mehrere Aufkäufer, die keinerlei Genehmigung haben bzw. keine Verzeichnisse über den Herkunftsort der aufgekauften Ware führen. Darüber hinaus ist die Lagerung des Obstes unter aller Kritik, obwohl die Ware doch angeblich rasch an weiterverarbeitende Betriebe geliefert wird. Nach Aussage der Produzenten könnte das auf die Apfeldiebstähle bauende illegale Ernte- und Weiterverkaufsnetz rasch ausgehoben werden, wenn es eine Behörde gäbe, die die Kontrolle der Aufkäufer übernehmen würde, die schon Mitte August ihre Tätigkeit in der Gegend aufnehmen, obwohl bekannt ist, dass die Ernte erst Mitte September beginnt.

In dem Somogyer Apfelanbaugebiet organisieren sich die Produzenten in kleineren Produktionsgenossenschaften und versuchen den Schutz der Obstplantagen in den kritischen Wochen gemeinsam zu organisieren. Ein Mitglied der Genossenschaft, Béla Fábri, Einzelunternehmer aus der Gegend von Nagybajom, wurde trotz der Tatsache bestohlen, dass zwei Hunde und ein bewaffneter Wächter auf die Plantage aufpassten.

„Die Diebe machen die Probleme in der Landwirtschaft komplett“, sagte er bitter und verwies darauf, dass die Metall-, die Mais- und die Holzdiebstähle jeden Tag vorkommen. Um seinen Mitproduzenten in dem wegen der jetzigen Apfeldiebstähle eingeleiteten polizeilichen Ermittlungsverfahren zu helfen, identifizierte er seine eigenen Äpfel bei einem Aufkäufer, der konnte allerdings keinerlei Rechenschaft darüber ablegen, von wem er die Ware gekauft hatte.

„Dieser Aufkäufer kann weiterhin ungestört Waren aufkaufen“, sagte Béla Fábri zum Beweis dessen, wo der Hase im Pfeffer liegt.