Katie Melua: Trennungsalbum ohne Herzschmerz-Kitsch

Ihre sieben Studioplatten seit 2003 schafften in ganz Europa hohe Charts-Platzierungen. Mit «Album No. 8» ließ sich Katie Melua viel Zeit. Das Ergebnis rechtfertigt die Pingeligkeit ihres Produzenten.

Wenn Katie Melua auf ihrer neuen Platte tatsächlich eine zerbrochene Ehe verarbeitet, wie vorab kolportiert wurde – dann tut sie es ohne Zorn. Die Songs von «Album No.8» sind viel zu schön und dezent für bittere Abrechnungen.

Hauchfeine String-Arrangements durchwehen die rund um Gitarre und Piano gebauten Folk-, Pop- und Soul-Stücke. Die sanfte, samtige Stimme der 36-jährigen Britin mit georgischen Wurzeln klingt versöhnlich, wenn sie «A Love Like That», «Joy» und «Voices In The Night» besingt.

Nein, Meluas Ex-Partner James Toseland muss sich keine Sorge machen, dass ihr achtes Studioalbum für ihn zu einer peinlichen Oktober-Überraschung wird. «Mein Mann und ich hatten eine wundervolle Beziehung, und da ist immer noch sehr viel Liebe und Respekt zwischen uns. Es gibt nichts zu bedauern», sagt die Musikerin. Thema abgehakt.

Dass der Nachfolger von «In Winter» (2016) gleichwohl keine leichte Geburt war, hatte eher mit dem Perfektionismus von Leo Abrahams zu tun. Im Februar war das Album so gut wie fertig, als der bekannte Produzent die Sängerin noch einmal ins Studio bat – mit dem Wunsch, alle Lieder erneut aufzunehmen, «nur zur Sicherheit». Diese Sessions trugen dann all die Emotionen in sich, die Meluas Musik seit ihrem Nummer-eins-Debüt «Call Off The Search» (2003) prägen.

In ihren besten Momenten erinnern diese Stücke nun an große britische Pop-Alben der 70er Jahre – an die junge Kate Bush etwa, an Van Morrison oder an Nick Drakes zart streicherverzierten Folk-Jazz (vor allem in «Maybe I Dreamt It»).

Dass die ähnlich hoch veranlagte englische Songwriterin Laura Marling zuletzt beim Kritikerlob an ihr vorbeigezogen ist, muss Katie Melua daher nicht grämen. Jetzt ist ihr eine Herbstplatte geglückt, die Herzschmerz-Kitsch außen vor lässt (vom etwas zu pathetischen «Heading Home» mal abgesehen) und eine positive künstlerische Zwischenbilanz zieht.

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