ProSiebenSat.1 zurück in den schwarzen Zahlen

Im ersten Halbjahr blieben die Werbekunden weg, jetzt buchen sie wieder TV-Spots. Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 hofft, dieses Jahr mit einem blauen Auge davonzukommen: Ein Viertel weniger Betriebsgewinn erwartet der Vorstand heute.

Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 profitiert von der Rückkehr seiner Werbekunden und hat im dritten Quartal seinen Verlust vom zweiten Quartal ausgebügelt. Der Gewinn zwischen Juli und September verdoppelte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 69 Millionen Euro.

Der Finanzchef und Vorstandssprecher Rainer Beaujean sagte: «Wir sind sehr zufrieden mit unserer Entwicklung im dritten Quartal.» Inzwischen wagt er auch eine Jahresprognose: ProSiebenSat.1 erwarte einen Umsatz zwischen 3,85 und 3,95 Milliarden Euro nach 4,13 Milliarden im Vorjahr und einen bereinigten Betriebsgewinn von 600 bis 650 Millionen Euro nach 872 Millionen Euro im Vorjahr. Voraussetzung sei allerdings, dass das wirtschaftliche Umfeld stabil bleibt und es keine neuen Einschränkungen gibt. Der Fernsehkonzern erwirtschaft normalerweise 40 Prozent seines Jahresgewinns im letzten Quartal.

Die Pharma- und die Autoindustrie gäben wieder mehr Geld für TV-Werbung aus, die Werbeerlöse seien im dritten Quartal nur noch 6 Prozent unter Vorjahr geblieben, sagte Beaujean. Das habe sich im Oktober so fortgesetzt. Im November sehe er die Werbeerlöse über Vorjahr. Die Online-Drogerie Flaconi laufe sehr gut und gleiche die Rückgänge beim Portal Billiger-Mietwagen.de aus. «Gleichzeitig greift unser striktes Kostenmanagement», sagte Beaujean mit Blick auf geringere Programmkosten.

Der Quartalsumsatz des Konzerns lag mit 921 Millionen Euro lediglich 1 Prozent unter Vorjahr. Hierzu trug das neu übernommene US-Dating-Portal Meet Group mit 26 Millionen Euro entscheidend bei.

ProSiebenSat.1 will mit der neu formierten Parship-Meet-Group, zu der auch die Partnervermittlungen Parship und ElitePartner und das Dating-Portal Lovoo gehören, schon bald Kasse machen: «Mit einem Teil-Börsengang 2022 wollen wir diesen Wert für unsere Stakeholder greifbar machen», sagte Beaujean.

Im September brachte der Verkauf des Portals MyLoc 35 Millionen Euro in die Kasse, im Oktober wurde die Online-Apotheke Windstar Medical verkauft. Das um Verkaufserlöse und andere Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis (adjusted Ebitda) stieg im dritten Quartal um 13 Prozent auf 149 Millionen Euro.

Sobald Marken und Unternehmen mit TV-Reklame bekannt und groß genug seien, prüfe ProSiebenSat.1, ob es die Anteile daran wieder verkaufe, erklärte der Konzernchef. Kräftig investieren wolle er ins Programm – etwa eine Milliarde Euro jährlich, die Hälfte davon in lokale und Live-Formate. Der Schuldenberg war mit 2,5 Milliarden Euro um 100 Millionen Euro kleiner als vor einem Jahr.

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