Verbraucherzentrale: «Grüne» Verpackungen oft irreführend

Verpackungen im Altpapier-Look oder Selbstverständlichkeiten als Werbeversprechen – Verbraucherschützer warnen vor Augenwischerei vor allem bei Getränkekartons.

Bio-Milch im vermeintlichen Pappkarton oder Spülmittel in der Plastikflasche «Made for recycling»: Viele Konsumgüterhersteller werben inzwischen mit «grünen» Verpackungen um die Kundengunst.

Doch seien die Verpackungen oft nicht so umweltfreundlich wie die Kunden aufgrund des Öko-Marketings glaubten, warnte am Montag die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Als besonders problematisch stufte die Verbraucherzentrale Getränkekartons im «Altpapier-Look» ein, wie sie etwa bei Bio-Milch von manchen Anbietern verwendet werde. «Bei solchen Produkten vermuteten die Verbraucher, dass die Verpackung anschließend ins Altpapier gehöre. Dabei handelt es sich bei Getränkekartons um Verbundstoffe, die im gelben Sack entsorgt werden müssen», kritisiert Philip Heldt, Umweltexperte der Verbraucherzentrale NRW.

Auch Umverpackungen aus nachhaltig wirkendem Papier – beispielsweise bei Zahnpasta – suggerierten lediglich besondere Öko-Qualitäten. Denn die zusätzliche Umhüllung der Kunststofftube sei unnötig und verbrauche zusätzliche Ressourcen.

Als «Marketingtrick» bewerteten die Verbraucherschützer Aussagen wie «Recycelbare Verpackung» oder «Made for recycling» auf Verpackungen. «Hier wird mit Selbstverständlichkeiten geworben. Gesetzlich sind Verpackungen grundsätzlich so herzustellen, dass sie wiederverwendbar oder -verwertbar sind», sagte Heidt.

Positiv bewerteten die Experten dagegen Drogerieprodukte, deren Verpackung einen tatsächlich sehr hohen Anteil an recyceltem Plastik (mehr als 90 Prozent) aufwies.

Erst vor wenigen Wochen hatte der Naturschutzbund Deutschland in einer Studie beklagt, dass verpacktes Obst und Gemüse immer größere Müllberge verursachten. Obst und Gemüse werden der Nabu-Studie zufolge aktuell zu 60 Prozent verpackt verkauft. Dadurch seien 2019 über 103 000 Tonnen Verpackungsmüll entstanden. Das seien rund 10 000 Tonnen mehr als 2016.

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