Mini-Klimagipfel soll Druck machen

Der Weltklimagipfel fällt wegen der Corona-Pandemie aus. Ersatzweise gibt es einen kleinen digitalen Gipfel, auf dem Staaten zeigen dürfen, was bei ihnen im Klimaschutz so los ist. Nach dem EU-Gipfel kann auch die deutsche Kanzlerin die Bühne nutzen.

Die letzten Wochen des Jahres machen Klimaschützern Hoffnung. Die EU-Staaten einigen sich auf ein höheres Klimaschutzziel für 2030. China, Japan und Südkorea kündigen mehr Anstrengungen im Kampf gegen die Erderwärmung an. In den USA wird Joe Biden zum nächsten Präsidenten gewählt.

Und zum fünften Geburtstag dieses historischen Abkommens gibt es am Samstag sogar eine Art Mini-Klimagipfel. Worum es dabei geht: UN-Generalsekretär Antonio Guterres will zusammen mit den Regierungen von Großbritannien, Chile, Frankreich und Italien Druck auf die Staats- und Regierungschefs machen. Denn die Weltklimakonferenz in Glasgow wurde wegen Corona auf Ende 2021 verschoben – normalerweise ist das jedes Jahr eine Gelegenheit, bei der die Öffentlichkeit den Staatenlenkern genau auf die Finger schaut.

Beim digitalen «Climate Ambition Summit» (Gipfel für Klima-Ehrgeiz) ab 15 Uhr deutscher Zeit sollen nur Staatenlenker sprechen dürfen, die auch wirklich etwas vorzuweisen haben. Nicht mit dabei: Die USA, die das Paris-Abkommen Anfang November verlassen haben und erst wieder beitreten, wenn Biden im Amt ist. Aber auch nicht Brasilien, wo die Abholzung im Amazonasgebiet die für den ganzen Globus wichtige «grüne Lunge» schädigt, oder das von gigantischen Bränden geplagte Australien, das weiterhin sehr stark auf Kohlestrom setzt.

Die Rednerliste ist aber hochkarätig. UN-Generalsekretär António Guterres, Papst Franziskus, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Kanzlerin Angela Merkel, Großbritanniens Premierminister Boris Johnson, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Chinas Präsident Xi Jinping sind nur einige Namen auf der langen Liste. Auch Vertreter der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft sollen zu Wort kommen – alle in Videobotschaften von zwei bis vier Minuten. Tatsächlich verhandelt wird auf diesem Mini-Gipfel nicht.

2020 sollte eigentlich das Jahr sein, in dem bis zum Klimagipfel in Glasgow alle Staaten des Pariser Abkommens neue und verbesserte nationale Klimaschutzpläne abliefern. Das soll künftig im Fünf-Jahres-Rhythmus passieren, zwischendurch gibt es eine Bestandsaufnahme, die deutlich macht, ob die Pläne reichen.

Bisher tun sie das nicht – statt deutlich unter zwei Grad wie im Abkommen vorgesehen, würde sich die Erde Stand jetzt bis Ende des Jahrhunderts eher um rund drei Grad erwärmen. Im Vergleich zur vorindustriellen Zeit kam schon gut ein Grad dazu – und schon das hat dramatische Folgen – Hitzewellen und Dürren, zerstörerische Wirbelstürme und Überschwemmungen, Korallenbleiche und schmelzendes Eis rund um die Pole und auf Bergen sind nur einige Beispiel. Die Klimabewegung Fridays for Future und viele andere pochen daher darauf, dass bei 1,5 Grad Schluss sein muss.

«Die Architektur des Pariser Klimaabkommens funktioniert», sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze der dpa vor dem virtuellen Gipfel. Im Laufe des Jahres hätten sich immer mehr Staaten verpflichtet, treibhausgasneutral zu werden, immer mehr würden dem Vorbild der EU folgen, sich auch in den 20er Jahre konkret für mehr Klimaschutz einzusetzen. «Vieles von dem, was wir uns heute zutrauen, war vor fünf Jahren nicht vorstellbar», betonte sie. «Der Paris-Mechanismus, alle fünf Jahre nachzuschärfen, ehrgeiziger zu werden, der funktioniert. Und darauf setze ich: Dass wir immer dran bleiben und schauen, wo stehen wir, was können wir als nächstes tun.»

Die reguläre zweiwöchige Klimakonferenz in Glasgow findet wegen der Corona-Krise aber erst im November 2021 statt. Bei einigen Ländern habe sich die Arbeit an den Klimaschutz-Plänen in der Pandemie verzögert, erklärte Guterres‘ Klima-Berater Selwin Hart vor dem Gipfel. Man setze aber darauf, dass diese in den kommenden Monaten vorgelegt würden.

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