EU-Staaten verhandeln Nordsee-Fangquoten

Dürfen Fischer aus EU-Staaten bald nicht mehr in britischen Gewässern fischen? Weil es in den Brexit-Verhandlungen immer noch keine Entscheidung gibt, ist das völlig unklar. Die EU-Staaten verhandeln heute dennoch über die Fangquoten für das kommende Jahr.

Die EU-Fischereiminister verhandeln heute Fangquoten unter anderem für die Nordsee und den Atlantik für das kommende Jahr.

Da es bislang noch kein Handelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien für die Zeit ab 2021 gibt, besteht jedoch vor allem für die Nordsee-Quoten große Unsicherheit. Denn noch ist völlig unklar, ob und in welchem Umfang Fischer aus EU-Staaten wie Deutschland oder Frankreich Zugang zu britischen Hoheitsgewässern bekommen.

Eine Einigung über die Fangquoten könnte sich möglicherweise erst in der Nacht oder im Laufe des Mittwoch abzeichnen, hieß es im Vorfeld. Weil Deutschland noch bis Ende des Jahres turnusgemäß den Vorsitz der EU-Staaten innehat, leitet Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) die Gespräche. Bei dem Treffen in Brüssel soll es auch um eine Nährwertkennzeichnung auf Lebensmitteln sowie ein europaweites Tierwohlkennzeichen gehen.

Keine Auswirkungen haben die Brexit-Verhandlungen auf die Fangquoten für das Mittelmeer und das Schwarze Meer. Ergebnisse für die Nordsee und den Nordostatlantik dürften hingegen nur vorläufig sein. Denn sie stünden unter dem Vorbehalt britischer Zustimmung.

Geplant ist, die aktuellen Quoten für drei Monate zu verlängern. Allerdings ist auch das kompliziert und dürfte lange Verhandlungen erfordern. Zu klären sind technische Details – etwa deshalb, weil einige Bestände vor allem zu Beginn des Jahres gefischt werden, andere erst später.

Für Deutschland ist insbesondere die Nordsee-Fischerei wichtig, etwa beim Hering. Große Fischfangnationen wie Spanien und Frankreich verhandeln hingegen bei den für sie wichtigen Atlantikfangquoten hart.

Grundlage der Gespräche ist normalerweise eine Vorlage der EU-Kommission. Diese basiert in erster Linie auf Empfehlungen des Internationalen Rats für Meeresforschung (ICES). Die EU-Staaten legen auf dieser Grundlage jedes Jahr die sogenannten zulässigen Gesamtfangmengen fest. Etliche Fischbestände befinden sich in eher schlechtem Zustand. Deshalb geht vor allem darum, die Interessen der Fischereiindustrie mit Umweltbelangen in Einklang zu bringen.

Wegen der ausbleibenden Brexit-Einigung hat die EU-Kommission für die Nordsee-Bestände keinen Vorschlag vorgelegt. Stattdessen schlug die Behörde vergangene Woche einen Rechtsrahmen vor, der bis 31. Dezember 2021 gelten soll – oder bis zu einem Fischereiabkommen mit Großbritannien. Diese Vereinbarung soll den Zugang von britischen Fischkuttern in EU-Gewässer regeln und umgekehrt. Großbritannien müsste allerdings zustimmen.

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