Grünes Gewölbe: BKA-Zielfahnder entdeckten Verdächtigen

Lange bereitete die Dresdner Polizei den Zugriff im November zu. Trotzdem konnten damals zwei der fünf Verdächtigen im Fall Grünes Gewölbe fliehen. Über Wochen versteckten sie sich. Jetzt sind Spezialisten der Kripo dem ersten der beiden auf die Spur gekommen.

Der vierte gefasste Verdächtige im Fall des spektakulären Dresdner Juwelendiebstahls ist von Zielfahndern des Bundeskriminalamtes (BKA) aufgespürt worden. Das teilte die Dresdner Staatsanwaltschaft mit.

Der gesuchte 21-jährige Zwilling wurde am Montagabend um 19.21 Uhr in Berlin-Neukölln von einem Spezialeinsatzkommando (SEK) des Landeskriminalamtes (LKA) verhaftet. Der Zugriff erfolgte an einem Auto in der Jahnstraße. Nach dem zweiten Zwilling werde weiter «mit Hochdruck und auch öffentlich gefahndet», so die Staatsanwaltschaft.

Die Brüder gehören zu einem bekannten arabischstämmigen Berliner Clan. Mitglieder der Familie wurden auch für andere große Straftaten wie den Goldmünzen-Diebstahl aus dem Berliner Bode-Museum 2017 verurteilt. Nach beiden Männern wurde seit knapp einem Monat international gefahndet. Sie waren am 17. November trotz eines Großeinsatzes der Dresdner Polizei in Berlin entkommen. Drei andere Verdächtige aus dem Clan wurden verhaftet.

Der Mann sollte am Dienstag nach Dresden gebracht und dort am Nachmittag einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Einen Haftbefehl gibt es bereits, so dass der 21-Jährige voraussichtlich in Untersuchungshaft kommt, wo bereits die anderen drei Verdächtigen sind.

Am 25. November 2019 hatten mehrere Täter bei einem der spektakulärsten Einbrüche der vergangenen Jahrzehnte aus der berühmten Schatzkammer Grünes Gewölbe in Dresden Juwelen mit kaum schätzbarem Wert gestohlen.

Nach einem Bericht der «Bild»-Zeitung wollte sich der nun gefasste Zwilling in einer Wohnung in Neukölln mit einer Bekannten treffen und geriet dadurch in das Visier der Zivilfahnder.

Zielfahnder sind Spezialisten der Kriminalpolizei, es gibt sie beim Bundeskriminalamt und den Landeskriminalämtern. Sie suchen in Teams nach einzelnen Verbrechern und Verdächtigen, nach denen meist mit einem Haftbefehl gefahndet wird. Die Zielfahnder analysieren den Charakter des Gesuchten und erstellen ein Persönlichkeitsprofil. Sie überprüfen seine Familie, Freunde, typischen Gewohnheiten und Eigenschaften und versuchen so, ihm auf die Spur zu kommen. In manchen Fällen reisen sie bis in entfernte Länder, um Hinweisen nachzugehen und den Verdächtigen zu finden.

Bei der Großrazzia der Dresdner Polizei gegen die mutmaßlichen Täter war es Mitte November in Berlin zu Pannen gekommen. Zwar wurden drei verdächtige Männer im Alter von 23, 23 und 26 Jahren aus der Großfamilie verhaftet und zahlreiche Wohnungen durchsucht. Die beiden Zwillinge entkamen allerdings, obwohl auch sie schon länger von der Polizei observiert worden waren.

Die Polizei hatte bei einem der anderen drei Verdächtigen früher als geplant schon in der Nacht und nicht erst am frühen Morgen zugeschlagen. Spekuliert wurde, dass diese erste Verhaftung oder Überwachungsmaßnahmen an anderen Stellen schnell in der Szene bekannt wurden und die Zwillinge deswegen fliehen konnten. Nach ihnen wurde beziehungsweise wird mit Namen und Fotos gefahndet.

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