Gabriel Clemens wollte am liebsten überhaupt nichts sagen. Der Mann, der sein WM-Aus im Vorjahr noch salopp mit den Worten «Es war ja nur ein Darts-Spiel» kommentiert hatte, sah die Sache nach dem packenden 3:4-Krimi gegen Angstgegner Krzysztof Ratajski aus Polen etwas ernster.
«Was soll ich jetzt sagen? Im Moment kann ich nix Positives finden», kommentierte der niedergeschlagene Clemens bei Sport1, als er nach dem haarscharf verpassten Viertelfinal-Einzug eine kleine WM-Bilanz ziehen sollte. «Fragt mich in zwei Tagen wieder. Gerade sind Interviews, glaube ich, nicht gut.»
Dabei hätte Clemens trotz des bitteren Ausscheidens in London allen Grund gehabt, stolz auf das Jahr 2020 zurückzublicken. Der erste Achtelfinal-Einzug eines Deutschen bei der WM ist genauso ein Erfolg wie der Sprung in die Top 32, mit dem Clemens sogar die bisherige deutsche Nummer eins Max Hopp ablöste.
Doch der Schmerz saß nach sieben verpassten Match-Darts auf ein Doppelfeld tief. «Ich bin sauer auf mich selbst», sagte Clemens. Die Gelegenheit, das WM-Viertelfinale zu erreichen und dort auch noch auf einen machbaren Gegner zu treffen, war riesig – sie blieb ungenutzt.
In den vergangenen Tagen hatte das mediale Interesse an Darts in Deutschland massiv zugenommen. Das lag an Clemens, der am Sonntag Weltmeister Peter Wright mit 4:3 besiegt und damit für den größten deutschen Darts-Sieg gesorgt hatte. Endete der Krimi in Runde drei noch positiv, herrschte nach der Partie auf Augenhöhe gegen Ratajski diesmal Frust. «Es war ein enges Spiel. Aber da kann ich mir auch nichts von kaufen», sagte Clemens. Die WM im Alexandra Palace dauert noch bis zum 3. Januar. Die Viertelfinals, bei denen Ratajski statt Clemens dabei ist, finden am Neujahrstag statt.
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