Es gibt einen für Jane-Austen-Fans, einen für feministische Literatur und einen für «Romane, die du schon gelesen haben solltest»: Wer gerne liest, findet auf der Website «Meetup» einen Buch-Club für jedes mögliche Thema.
Online-Literaturkreise florieren: Schauspielerin Emma Roberts hat ebenso einen gegründet wie Tennisspielerin und Literatur-Fan Andrea Petkovic. Das hat nicht zuletzt mit der Pandemie zu tun, in der es an Freizeitmöglichkeiten mangelt.
Yumi Downie-Blackwell leitet einen Buch-Club auf «Meetup». Er hat inzwischen mehr als 4000 Mitglieder. Mit ein paar anderen ruft die 37-Jährige einmal wöchentlich zur Stunde auf, die nur zum Lesen da sein soll: Netflix verboten. Die Gruppe besteht seit 2015 und trifft sich in der Pandemie beim Onlinedienst Discord.
«Manchmal höre ich über meine Gruppe: Das ist die größte Sammlung von Introvertierten, die ich je gesehen habe», sagt sie. «Aber auch die, die am liebsten zu Hause alleine Bücher lesen, brauchen neue Reize und Kontakt.»
Dafür kann man sich auch bei Instagram umschauen, zum Beispiel auf dem Profil von Tennisspielerin Andrea Petkovic. Während sie in Quarantäne vor den Australien Open ist, plaudert sie im Bad ihres Hotelzimmers mit Grünen-Chef Robert Habeck über sein Buch. Mit Sibylle Berg tauscht sie sich über das Leben außerhalb der Komfortzone aus, von Benjamin von Stuckrad-Barre erfährt sie, wie es ist, konstant in einem Hotel zu leben.
Auch die Schauspielerinnen Reese Witherspoon, Emma Watson und Emma Roberts haben Buch-Clubs gegründet. Witherspoon hat mit «Reese’s Book Club» eine eigene App dafür, Roberts präsentiert mit einer Freundin auf Instagram Interviews mit Schriftstellerinnen und kuratierte Leselisten. Vor kurzem war dort die US-Schriftstellerin Joan Didion angesagt, ebenso im Buch-Club vom Topmodel Kaia Gerber.
Unlängst hat die ehemalige First Lady der USA, Michelle Obama, angekündigt, ihre Biografie in einer Version für junge Leser herauszubringen – mit dem Hinweis, dass es vielleicht eine Gelegenheit sei, um einen Buch-Club für junge Menschen zu gründen.
«Ich finde die Promi-Book-Clubs auch super», sagt Downie-Blackwell. «Ich liebe alles, was die Wahrheit über Bücher zeigt: nämlich, dass lesen cool ist.» Vom Coolness-Faktor mal abgesehen greifen in letzter Zeit vermutlich auch deswegen mehr Menschen zum Buch, weil die Freizeitgestaltung wegen Corona so eingeschränkt ist.
Davon zumindest kann die Sprecherin von LovelyBooks berichten. Mit monatlich 1,9 Millionen Usern und insgesamt über einer Million Rezensionen ist die Online-Plattform nach eigenen Angaben die führende Buchcommunity im deutschsprachigen Raum. Seit der Pandemie sei die Zahl der Zugriffe gestiegen, so die Sprecherin: «LovelyBooks verzeichnet allein im Januar 2021 im Vergleich zum Vorjahr ein Traffic-Wachstum von über 30 Prozent.»
Auf LovelyBooks gibt es zum Beispiel einen «Crime Club» oder das «House of Fantasy», wo sich Leserinnen und Leser austauschen können. «Der typische LovelyBooks-Nutzer ist zwischen 21 und 40 Jahre alt und liebt das Lesen. Die Mehrheit, mindestens zwei Drittel unserer User, sind weiblich», sagt die Sprecherin.
Leserinnen tauschen sich untereinander und mit Autorinnen aus. Schriftsteller geben dort Lesungen, etwa Raphaela Edelbauer am 18. Februar oder Benedict Wells am 8. April.
Auch im Club von Downie-Blackwell tauschen die Mitglieder Lesetipps aus oder unterhalten sich über alles Mögliche, was mit Literatur zu tun hat. Momentan nur im Internet – normalerweise aber auch in echt. Profitiert man als Buchfan von den Sozialen Netzwerken? Da ist die gelernte Bibliothekarin zwiegespalten. «Soziale Netzwerke nehmen mir meine Lesezeit weg! Statt ‚Doomscrolling‘ (etwa: Scrollen bis zum Verderben) hätte ich letztes Jahr Anna Karenina lesen können», scherzt sie. «Aber dank Social Networking wird meine Leseliste immer länger.»
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