Niederlagenserie wird auch für Rose immer problematischer

Der Absturz von Borussia Mönchengladbach geht unaufhaltsam weiter. Problematisch wird dies mit jeder Niederlage mehr auch für den scheidenden Coach Rose, der noch das Vertrauen von Sportchef Eberl hat. Doch sein Einstieg in Dortmund gilt schon jetzt als belastet.

Erlösung ist nicht in Sicht. Nicht für Borussia Mönchengladbach, nicht für Marco Rose und auch nicht für die vielen Fans des fünfmaligen deutschen Meisters.

Die Niederlagenserie nimmt immer groteskere Züge an, und doch bleibt der beim Borussen-Anhang in heftige Ungnade gefallene künftige Dortmunder Trainer Rose am Niederrhein im Amt. Im ZDF-«Sportstudio» sagte Gladbachs Sportchef Max Eberl einen Tag nach dem angesichts des Spielverlaufs geradezu lächerlichen 1:3 (0:0) beim FC Augsburg einen bemerkenswerten Satz zu Rose: «Ich wüsste heute nicht, was nicht dazu führen würde, dass er nicht bis zum 30. Juni bei uns Trainer ist.»

Rose hat in Mönchengladbach noch einen Vertrag bis 2022, will aber im Sommer per Ausstiegsklausel zu Borussia Dortmund wechseln. Dafür sollen die Gladbacher mindestens fünf Millionen Euro bekommen. Diese Zahlung scheint zumindest gefährdet, sollte Eberl doch noch Rose beurlauben. «Der Wunsch der Fans ist ja nicht ausschließlich wegen der Leistung, sondern hauptsächlich wegen der Entscheidung von Marco Rose. Das ist das, was ich unterscheide», sagte Eberl zum Unmut der Fans. Die meisten Anhänger nehmen es Rose übel, dass dieser erst von einer Entwicklung am Niederrhein gesprochen und Titel-Träume geweckt hatte, nun aber nach nur zwei Jahren schon wieder gehen will.

Die mindestens fünf Millionen Euro für Rose und sein Trainerteam könnte Eberl gut gebrauchen, denn erneute Europapokal-Einnahmen erscheinen angesichts der bemerkenswerten Negativserie von sechs Pflichtspielpleiten seit Roses Wechsel-Verkündung illusorisch. Auf die Tabelle brauche man nicht zu gucken, beschied Kapitän Lars Stindl, der in Augsburg einen Elfmeter kläglich verschoss: «Unser primäres Ziel ist, mal wieder ein Spiel zu gewinnen.»

So lange dies aber nicht passiert, wird der Druck immer größer. Noch steht der Sportchef zum Coach. «Und ich bin heute eben der Meinung, dass wir den Trainer haben, der es mit uns schaffen kann, auch diese Saison erfolgreich beenden zu können», sagte Eberl. Doch unumstößlich erscheint dies nicht mehr. Die Worte «Stand jetzt» fallen bei Eberl nun öfter. Das war vor einigen Wochen noch anders.

Der Absturz Gladbachs hat nicht nur unschöne Folgen für die Borussia, auch Rose erlebt eine Demontage als Trainer. Abgesehen von der jüngsten Niederlagenserie verläuft die gesamte Bundesligasaison am Niederrhein bereits enttäuschend. Klar überlegene Spiele mit negativen Ergebnissen wie nun in Augsburg gab es schon in der Hinserie, als noch niemand von einem möglichen Abgang Roses sprach.

16 Punkte weniger haben die Gladbacher bereits im Vergleich zum selben Zeitpunkt der vergangenen Saison. Sollte Rose bis zum Saisonende durchhalten, könnte er der einzige Borussen-Trainer der vergangenen zehn Jahre werden, der nach der erfolgreichen Rettung in der Relegation 2011 einen zweistelligen Tabellenplatz zu verantworten hat. Ein Rücktritt kommt für ihn indes auch nicht infrage. «Nein!», sagte Rose entschieden auf entsprechende Fragen.

Doch die «harte Phase» nagt am sonst so selbstbewussten und lockeren Coach, der bislang jeglichen Zusammenhang zwischen seiner Zukunftsentscheidung und der sportlichen Situation genervt ignoriert hatte. «Ich kann natürlich schon nachvollziehen, dass die Fragen kommen, weil wir, seitdem ich meinen Wechsel bekanntgegeben habe, einfach keine Ergebnisse mehr holen», sagte Rose nun.

Der 44-Jährige wirkt frustriert und ratlos. Schon jetzt scheint sein Einstieg in Dortmund belastet. Bei der westfälischen Borussia läuft die sportliche Entwicklung unter Trainer Edin Terzic seit der Verkündung von Roses Wechsel entgegengesetzt. Es könnte die spezielle Situation eintreten, dass Terzic gar einen Titel gewinnt und dann unter dem derzeit erfolglosen Rose wieder Co-Trainer wird. BVB-Sportchef Michael Zorc muss sich bereits Fragen gefallen lassen, ob die Entscheidung pro Rose richtig war. «Wir wissen, dass Marco Rose ein sehr guter Trainer ist», sagte Zorc der «Welt am Sonntag» – als müsste daran aktuell noch einmal erinnert werden.

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