«Frick Madison» und die Rückkehr von New Yorks Kultur

Erst Whitney Museum, dann Außenstelle des Metropolitan Museums und jetzt vorübergehend Heimat für alte Meister der Frick Collection: Das brutalistische Breuer-Gebäude bekommt ein drittes Leben.

Normalerweise hängen die Jahrhunderte alten Werke von Künstlern wie Rembrandt, Tizian, Goya, Vermeer oder Holbein in einer Villa direkt am New Yorker Central Park – zwischen holzvertäfelten Wänden, Bibliotheken und Innenhöfen mit Springbrunnen.

Die zumindest vorübergehend neue Heimat der Frick Collection liegt zwar nur wenige Straßenblocks entfernt, aber der Kontrast könnte nicht größer sein: Im brutalistischen Gebäude des Architekten Marcel Breuer (1902-1981) treffen die alten Meister auf Beton, Granit und trapezförmige, nach außen gestülpte Fenster.

Die Eröffnung des «Frick Madison» an New Yorks nobler Upper East Side für Besucher am Donnerstag (18. März) ist eines der größten Kunstereignisse in der Millionenmetropole seit Beginn der Pandemie – und wird auch als eine Art Startschuss für Frühjahr und Sommer mit wieder größeren und spektakuläreren Kunst-Veranstaltungen und einem absehbaren Ende des Corona-Frusts in der von der Krise stark gebeutelten New Yorker Kulturszene gesehen.

Die Museen in New York dürfen zwar seit Ende vergangenen Sommers – mit Einschränkungen und Hygiene-Regeln – wieder geöffnet sein, die Besucherzahlen sind aber noch auf niedrigem Niveau, viele Ausstellungen sind verschoben worden. Andere Kultur-Einrichtungen wie die Theater des Broadway oder die Metropolitan Oper planen derzeit, nicht vor Ende des Jahres wieder zu öffnen.

Die Wiederbelebung startet mit dem dritten Leben des Breuer-Gebäudes: Bis 2014 war der 1966 fertiggestellte Bau Heimat des Whitney Museum für amerikanische Kunst, danach vorübergehend Außenstelle des Metropolitan Museum. Das Met hatte im «Met Breuer» moderne Kunst ausgestellt und eigentlich geplant, das auch noch ein paar Jahre länger zu tun, aber der Unterhalt wurde zu teuer.

Die Frick Collection wiederum will ihre eigentliche Heimat – eine vom Stahl-Magnaten Henry Clay Frick (1849-1919) Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Villa, die inklusive Garten fast einen ganzen Häuserblock einnimmt – bis 2023 aus- und umbauen und suchte nach einer Übergangslösung für ihre Sammlung. So kam es zum «Frick Madison».

«Es ist die seltene Möglichkeit, unsere Sammlung in einem neuen Licht zu sehen», sagte Frick-Direktor Ian Wardropper. Gemälde, Statuen und Porzellan sind zurückhaltend über die Räume verteilt, die Wände in schlichtem Grau gehalten – immer wieder kommt es zum Zusammenspiel mit Licht, das durch die großen, trapezförmigen Fenster fällt, und den Ausblicken auf das Häusermeer Manhattans dahinter. «Wir wollten ein sehr minimalistisches, manchmal fast schon spartanisches Aussehen», sagt Kurator Xavier Salomon. «Unsere große Hoffnung ist, dass die Menschen die Frick Collection neu entdecken können.»

Auch der Rest der Kunstszene New Yorks erhofft sich eine Wiederbelebung und Neuentdeckung – und das einigermaßen stabile Infektionsgeschehen und die raschen Fortschritte beim Impfen lassen diese Hoffnungen realistisch erscheinen. Zahlreiche in der Pandemie verschobene oder komplett neue Ausstellungen sind bereits angekündigt.

So will etwa das Whitney Museum, das nun im Süden Manhattans zuhause ist, im Mai eine neue permanente Installation vor seiner Haustür im Hudson River Park eröffnen. Mit «Day’s End» will der US-Künstler David Hammons eine Struktur installieren, die die Umrisse eines früheren Hafengebäudes an der Stelle nachzeichnet. Direkt daneben soll im Frühjahr außerdem «Little Island» eröffnen, ein Park mit zahlreichen Kultur-Angeboten auf einer künstlichen Insel im Hudson River.

Auch das Metropolitan Museum hat für Frühjahr und Sommer bereits zahlreiche Ausstellungen angekündigt, etwa von mehreren Fotografinnen sowie zur italienischen Medici-Dynastie zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert, außerdem eine neue Installation auf dem Dach des Museums vom US-Künstler Alex Da Corte.

«Wir bewegen uns mit viel Energie nach vorne», sagte Max Hollein, der österreichische Direktor des Museums am Central Park, jüngst bei einer Video-Pressekonferenz. «Und ich finde es herausragend, dass wir trotz einer Pandemie ein so starkes Programm anbieten können.»

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