Am Nachmittag des 7. Juni 2015 startete im Hafen von Balatonfüred das originalgetreu nachgebaute Schiff des Grafen István Széchenyi, die „Kisfaldy” zu einem besonderen Anlass ihre Jungfernfahrt: der Eigner des Schiffes, Zsolt Bereczki, feierte auf dem Schiff seine Hochzeit.
Seit dem 13. Juni kann das Schiff an der südöstlichen Mole des Hafens von Balatonfüred als Museumsschiff besichtigt und als Promenaden- und Veranstaltungsschiff für Fahrten und Feste in Anspruch genommen werden.
Die „Kisfaludy“ ist 26 Meter lang, 9 Meter breit und hat ein Gewicht von rund siebzig Tonnen. Die Einzelteile für den Nachbau des Schiffes wurden in der Werft von Szeged gebaut und in Balatonfüred montiert. Beim Neubau wurden 42 Tonnen Stahl, zahlreiche Hölzer und Materialien verarbeitet. Für die Verwirklichung des Projektes erhielt die Firma Balatoner Promenadenschifffahrt GmbH /Balatoni Sétahajózási Kft/ EU-Fördermittel in Höhe von 120 Millionen Forint.
Der Eigentümer des Familienbetriebes, Balatoner Promenadenschifffahrt GmbH, verwirklichte sich mit dem Nachbau des historischen Schaufelraddampfers einen lang ersehnten Wunsch. Die „Kisfaludy“ ist nun das einzige schwimmende Schiffsmuseum am Balaton. Der Salon des Schiffes erweckt mit seiner Einrichtung Erinnerungen an die Schifffahrt im 19. Jahrhundert, Wachsfiguren und die Schiffsbibliothek runden das Bild ab.
Als Vorlage für den Bau des Schiffes diente das im städtischen Museum aufbewahrte Schiffsmodell der alten „Kisfaludy”, die originalen Pläne gingen während des zweiten Weltkrieges verloren. Das hintere Deck des Schiffes wurde zusätzlich mit einem überdachten Aufbau ausgestattet, um den heutigen Ansprüchen gerecht zu werden. Ansonsten folgten die Schiffsbauer in allen Details dem alten Modell. Das neue Schiff wurde mit einem Elektromotor und einem Dieselmotor ausgestattet.
Die originale „Kisfaludy“ war mit einer 40 PS-Dampfmaschine der englischen Fabrik Penn ausgestattet. Das Schiff wurde zum 55. Geburtstag von István Széchenyi am 21. September 1846 als erster Schaufelraddampfer auf dem Balaton in Balatonfüred zu Wasser gelassen.
Es transportierte fortan im Linienverkehr zahlreiche Fahrgäste von Kenese, Alsóörs und Keszthely nach Balatonfüred, in den damals einzigen Ferien- und Kurort am See. Während der bürgerlichen Revolution 1848 und dem anschließenden Freiheitskampf 1849 wurde das Schiff auch für militärische Zwecke genutzt.
Mit dem Bau der Eisenbahnlinie am Südufer des Balaton im Jahre 1861 begann die rasche Entwicklung der Gemeinde Siófok, so dass die „Kisfaludy“ bald nur noch diesen Hafen anlief. 1869 wurde der Holzrumpf der „Kisfaludy“ bei einem Umbau durch Eisenplatten ersetzt. Das Schiff war bis 1887 in Betrieb und wurde dann verschrottet.