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50 Jahre Balaton

Zu Besuch bei Adelheid & Jürgen in Balatonszabadi

Liebe Adelheid, lieber Jürgen, ihr seid langjährige Leser der BAZ. Als Rentner lebt ihr einige Monate im Jahr in Eurem Haus unweit von Siófok, wo euch auch die Kinder und Enkel gern besuchen. Wie kam es dazu, dass ihr hier, weit weg von zu Hause ein Haus gekauft habt?

Adelheid und Jürgen fühlen sich sichtbar wohl am Balaton. Fotos: Privat


Wir stammen aus Sachsen und Thüringen und sind langjährige Fans von Ungarn. Am 10. August haben wir das Jubiläum „Jürgen – 50 Jahre Balaton“ gefeiert. Ich habe mich etwas später am Ungarnfieber angesteckt. Wir lieben das Land und seine Menschen, ein bisschen sprechen wir auch Ungarisch. Vieles haben wir uns schon angeschaut, enttäuscht waren wir nie. Immer wieder entdecken wir Neues vor allem in der prachtvollen Natur, die ja hier am Balaton sogar zum Netzwerk der UNESCO Global Geoparks gehört. Ende der 90er Jahre haben wir in Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium Thüringen Hilfstransporte nach Rumänien gefahren und brauchten unterwegs eine sichere Unterkunft. Die Wahl fiel auf die Region Balaton. Wir gingen ins Immobilienbüro Balaton Régió und verliebten uns sofort in ein angebotenes Haus. Wie du siehst, haben wir es gekauft.

Ich habe erfahren, dass bei Euch im Garten eine Agave blüht. Was ist das Besondere daran?
Agaven sind sehr edle und prachtvolle Pflanzen, wie schon ihr griechischer Name sagt. Sie stammen aus Mittel- und Südamerika, werden aber heute weltweit in tropischen und anderen frostfreien Regionen kultiviert. Unsere Agave stammt von den Berghängen am Ionischen Meer nahe der Stadt Himarë in Albanien. Wir freuen uns riesig, dass sie sich hier eingewöhnt hat und nun blüht. Agaven nennt man auch Jahrhundertpflanzen, weil sie nur einmal in ihrem Leben blühen und bis zur Ausbildung eines Blütenstands mitunter Jahrzehnte vergehen. Bei uns hat es 19 Jahre gedauert. Wir gehen ständig hinaus und bewundern diese prächtige Pflanze, staunen, wie sie sich Tag für Tag verändert. Die Mutterpflanze wird nach der Blüte absterben, für Nachkommen hat sie aber schon gesorgt. So hoffen wir, dass wir unsere Agave vielleicht noch einmal blühen sehen können.

Die Agave stammt von den Berghängen am Ionischen Meer in Albanien.

Ihr habt die Pflanze aus Albanien. Was hat Euch dahin verschlagen? Was habt ihr in eurem Berufsleben gemacht?
Wir sind beide Lehrer von Beruf, waren bis zur Wende auch stellvertretende Schuldirektoren in Leipzig. 1989 qualifizierten wir uns weiter und legten eine Ausbildereignungsprüfung ab, um in den südosteuropäischen Ländern Projekte zu betreuen. Jürgen arbeitete dann mehrere Jahre in Brașov in Siebenbürgen als Lehrer für Deutsch und Geschichte. Ich betreute Projekte des BMI zur Ausbildung von Jugendlichen in kaufmännischen Berufen. Insgesamt waren wir mit Unterbrechungen sechs Jahre in Rumänien, wir bauten mit eigenen Lehrplänen und Lehrbüchern sogar die Berufsausbildung am Nikolaus-Lenau-Lyzeum in Timișoara auf.

Ab 2000 setzten wir diese Bildungsarbeit in Albanien fort, nachdem Jürgen ein Jahr lang in Afghanistan im Auftrag der Welthungerhilfe die Schulspeisung für 7000 Kinder in 21 Schulen aufgebaut hatte. Nach dieser spannenden und sehr schönen Arbeit gingen wir 2010 in Rente. Aber im Ruhestand sind wir nicht. Jürgen ist bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Thüringen als Beauftragter für Auslandslehrkräfte tätig, ich betreue EU-Projekte, Ausstellungen u.a. an Schulen. In unserem Umfeld in Deutschland organisieren wir auch gerne kulturelle Veranstaltungen, wozu wir bekannte Persönlichkeiten einladen.



Lieber Jürgen, nach so einem bewegten Leben macht das Werkeln am Haus und im Garten sicher viel Spaß. Es heißt ja, willst du glücklich sein im Leben, lege einen Garten an.
Ja, das stimmt. Wir lassen unser Haus gerade nach unseren Vorstellungen umbauen und haben dafür mit István Kenyér einen sehr netten, zuverlässigen Handwerker gefunden. Manches mache ich auch selbst. Im Garten sind wir beide mit großer Freude tätig. In diesem Jahr hatten wir so viele Aprikosen, dass wir über 100 Gläser Marmelade einkochten und bei Zimek in Zamárdi noch feinen Pálinka haben brennen lassen. Davon genehmigen wir uns abends immer ein Gläschen, genießen die Ruhe und die Aussicht auf unserer schönen Terrasse.

Bis zur Blüte der Agave hat es 19 Jahre gedauert.

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