Sumpfwiese mit Pfeifengras bringt Einwohner von Zamárdi auf die Palme
Mit einer den Verkehr verlangsamenden Demonstration protestierten Einwohner von Zamárdi dagegen, dass ein Teil der Fläche im inneren Verwaltungsgebiet, das Brettyó, für geschützt erklärt wird und damit nicht mehr bebaut werden kann. Laut Umweltschutzministerium haben die Betroffenen keinen Anspruch auf Entschädigung.
Am Nachmittag des 24. März zwischen 15 und 19 Uhr demonstrierten in Zamárdi auf der Hauptsraße 7 ein halbes hundert vor allem ortsansässige Familien und deren Sympathisanten. Die Demonstranten wurden im vergangenen Jahr zum ersten Mal damit konfrontiert, dass die in ihrem Eigentum befindliche, 170 Hektar große Fläche des Brettyó, ein Schilfgebiet in Zamárdi, zum geschützten Gebiet erklärt, dann auf die Liste Natura 2000 aufgenommen wird und damit unter dem Schutz der Union steht. Dadurch ist der Marktwert der Grundstücke, die man hätte verkaufen können, in Frage gestellt.
Das tief gelegene Gebiet Brettyó erstreckt sich in Zamárdi zwischen der Bahnlinie und der zur Szántóder Fähre führenden Straße, es bestand früher aus wasserüberflutetem Schilf und ist heute verlandet. Die unter der Parzellennummer 227 eingetragene Fläche gelangte im Jahre 1993 im Zuge der Entschädigung in das Eigentum von Ortsansässigen, die seitdem vergeblich beantragten, ihr Eigentum in Besitz zu nehmen und bebauen zu können. Sechs Jahre dauerte der Gebietsstreit zwischen Zamárdi und Szántód an, wegen der Anfertigung des Gemeindestrukturplans der Gemeinde konnten die Immobilien nicht genutzt werden.
Mojzer Lászlóné, die Vertreterin der Immobilieneigentümer des Brettyó sagt dazu, dass hinter der Sache eine einfache Immobilienspekulation steckt, jemand hat das Gebiet ins Auge gefasst, deshalb gab es das große Engagement vor einem Jahr, die Fläche zum geschützten Gebiet zu erklären. Damit soll die Unteilbarkeit der Fläche garantiert werden und es wird für die Kleineigentümer unbebaubar gemacht, die dann mit Sicherheit ihr wertlos gewordenes Grundstück loswerden möchten. Laut Mojzer Lászlóné ging es früher niemals um einen derartigen Schutz, denn für die Entschädigung konnte kein geschütztes Gebiet ausgewählt werden und in den vergangenen Jahren war das Brettyó auch nicht als ein zu schützendes Gebiet im Ortstrukturplan aufgenommen. Wie sie ausführte, bildet der Ortsteil eine organische Einheit mit einem im Eigentum der Selbstverwaltung und einer einen Campingplatz betreibenden Holding befindlichen Immobilie, der Schutz betrifft dennoch nur die Privatgrundstücke.
Die Einwohner von Zamárdi sind der Auffassung, dass die ganze Sache damit begann, dass drei Naturschutzvereine und eine neben dem Gebiet lebende Privatperson im vergangenen Jahr vorschlugen, das Brettyó unter Naturschutz zu stellen. Hinter der Initiative stehen genau dieselben Personen – stellt die Vertreterin der Eigentümer fest. Ihrer Meinung nach wurde das Gebiet im letzten Moment auf die Liste Natura 2000 aufgenommen. Zur Vorgeschichte gehört, dass die auf den Landkarten früher als Land 5. Klasse bezeichneten Schilfgebiete im Januar vergangenen Jahres als Land 2. und 3. Klasse eingestuft wurden, infolgedessen fällt das Brettyó unter die Geltung der Verordnung über die Schilfgebiete. In den alten und neuen Ortstrukturplänen der Gemeinde ist es als „besonderes” Fremdenverkehrsgebiet aufgenommen, was eine gewisse Bebaubarkeit sichert. Dieser Einstufung stimmte die zuständige Behörde zuerst zu, dann wies sie sie unter Berufung auf die Aufnahme bei Natura 2000 zurück. Da die Ortsansässigen kaum verstehen, dass das brach liegende, verunkrautete und nur stellenweise von Schilf bewachsene Gebiet in Bezug auf den Naturschutz wertvoll sein soll, begann die Selbstverwaltung die Untersuchung, ob die Pläne der Naturschützer eine entsprechende Grundlage haben.
László Haraszthy, der stellvertretende Staatsekretär des Umweltschutzministeriums, sagte, dass das von ihm geleitete Naturschutzamt anderthalb Monate mit der Vertretung von Zamárdi und den Eigentümern verhandelt habe. Dabei wurde jedem klar, dass in dem Fall, dass das Brettyó wegen der Schilfverordnung auch dann geschützt werden müsste, wenn es von der Liste Natura 2000 gestrichen wird. Deshalb vereinbarte man mit den Betroffenen zu untersuchen, ob das Fallen des Gebiets unter die Schilfverordnung bzw. sein Entzug rechtens ist. Seither gab es keine weiteren Verhandlungen, deshalb war der stellvertretende Staatsekretär überrascht, als er von den Protestaktionen hörte. Seiner Auffassung nach erhielten die Betroffenen bei der Entschädigung keine Baugrundstücke, sondern eine gemeinsame, unteilbare landwirtschaftliche Fläche im inneren Verwaltungsgebiet des Ortes, das darüber hinaus nur dann parzelliert werden könnte, wenn es aufgefüllt werden würde. Das wäre mit der Vernichtung des Schilfs verbunden. Wie er ausführte, ändert sich der Wert der Immobilien nicht, im gegenwärtigen Zustand können sie weiter genutzt werden, so dass insgesamt nur das Problem mit dem Schutz besteht, dass die von den Eigentümern erwartete oder erhoffte Wertsteigerung nicht eingetreten ist. Laut László Haraszthy ist die Feststellung nicht stichhaltig, dass das Brettyó im letzten Moment auf die Liste Natura 2000 aufgenommen wurde. Die Entscheidung wurde nicht zufällig getroffen, sondern aufgrund der dort zu findenden Sumpfwiese mit Pfeifengras, in Bezug auf alle diese Gebiete zugleich – betonte der Fachmann.
Wie wir erfuhren, verloren die Einwohner von Zamárdi vor einiger Zeit die Geduld, als die Leitung des zuständigen Nationalparks in der Gemeinde kam, um in der Sache Abstimmungen zu treffen. Die Gegensätze zwischen der Leitung des Parks und den Einwohnern erwiesen sich als unlösbar. Wie verlautete, müsste die Regierungsverordnung geändert werden, damit das Brettyó nicht mehr unter die Schilfverordnung fällt und das Problem gelöst werden könnte. In dieser Sache wandte man sich mit einem Schreiben an den Umweltschutzminister, doch dann sollte der Angelegenheit auch durch Demonstrationen Gewicht verliehen werden.
„Wo ist der Schutz des Privateigentums, wenn Privatpersonen mit einem solchen Schachzug 6-10 Milliarden Forint aus der Tasche gezogen wird“, fragt die Vertreterin der Eigentümer und berief sich auf den Marktwert der in der Umgebung verkauften Grundstücke. Nach ihrer Auffassung ist die Erklärung zum geschützten Gebiet insgesamt ein derartiger Verlust, für den Entschädigung zusteht, wenn es nicht gelingt, das Gebiet davor zu bewahren. Um ihrer Entschlossenheit Nachdruck zu verleihen, erklärte sie, dass man zu wiederholten Protestaktionen bereit sei, um Recht zu bekommen und wenn es sein muss, gerichtlich gegen den Staat vorgeht sowie gegen die „in unsere Tasche langenden” Naturschutzvereine und Privatpersonen, die empfehlen, unser Eigentum unter Schutz zu stellen.