Unternehmen schrieb auch im vergangenen Jahr keine roten Zahlen
Auch die Balatoner Schifffahrtsgesellschaft bekam den stetigen Rückgang des Fremdenverkehrs am Balaton zu spüren. In den vergangenen Jahren ging der Fahrgastverkehr durchschnittlich um 5-10 Prozent, vor zwei Jahren um 21 Prozent und im vergangenen Jahr um „insgesamt” weitere 5 Prozent zurück. In der Personenschifffahrt, eines der Hauptgeschäftsfelder der Gesellschaft, bedeutete es einen weiteren Aderlass, dass vor zwei Jahren die staatliche Subvention für vergünstigte Schiffstickets auf Binnengewässern gestrichen wurde, die unter anderem Kindern, Studenten, Rentnern und Behinderten gewährt wurden, was einen Einnahmeausfall von rund 120 Millionen Forint ausmachte. Es gelang jedoch, die Ausfälle durch rentable Geschäftsbereiche auszugleichen, so dass das Unternehmen auch im vergangenen Jahr keine roten Zahlen schrieb. Nach dem Wirtschaften des vergangenen Jahres rechnet man gemessen an den Umsatzeinnahmen von 1,699 Milliarden Forint mit einem vergleichsweise bescheidenen Gewinn von rund 40 Millionen Forint, diese Zahl wird bei der Hauptversammlung endgültig bekannt gegeben.
Nach den Erfahrungen der letzten Jahre ging die ungewöhnliche Eigentümerstruktur des mehrheitlich in der Hand von Selbstverwaltungen in drei Komitaten liegenden Unternehmens nicht zu Lasten der Gesellschaft. Das lässt sich weniger an dem Ertrag, sondern eher an der Stabilität und den sich in großen Schritten vollziehenden Investitionen ablesen. Laut Generaldirektor Dr. Gyula Horváth – der schon seit einem Jahrzehnt an der Spitze der Gesellschaft steht – sind die Pläne leichter und schneller mit den 23 Gemeinden abzustimmen, als mit einen Staatsapparat, was eine flexiblere Reaktion auf den Marktbedarf ermöglicht.
Die verlustreiche fahrplanmäßige Personenschifffahrt sieht die Gesellschaft als eine öffentliche Aufgabe an, deshalb bemüht sie sich trotz der steigenden Treibstoffpreise und des Ausfalls der staatlichen Subvention den Ticketpreis nur mäßig zu erhöhen. Im vergangenen Jahr stiegen die Fahrpreise um 6 Prozent an, in diesem Jahr werden es 4-5 Prozent sein. Die sich aus dieser Tätigkeit ergebenden Verluste werden teilweise von der steigenden Nachfrage nach Veranstaltungsschifffahrten ausgeglichen. Immer beliebter ist es, Firmenveranstaltungen, Hochzeiten, Pressekonferenzen auf einem Schiff inmitten des Balaton abzuhalten, verbunden mit einer Schifffahrt und gastronomischen Angeboten. Die Gesellschaft versucht in jedem Jahr mit neuen Attraktionen auf sich aufmerksam zu machen und Gäste und Einwohner des Feriengebiets anzulocken. Schon früher boten die Diskoschiffe mit Programmen verbundene Touren an, im vergangenen Jahr kam ein mit einer Kanone bestücktes Piratensegelschiff hinzu, in diesem Jahr stehen exklusive Veranstaltungen auf dem größten, jetzt erneuerten und zu Wasser gelassenen Schiff Szent Miklós an, auf dem 600 Fahrgäste Platz haben und das in diesem Jahr zur Hauptsaison in Dienst gestellt wird. (Das Unternehmen ist ständig mit der Erneuerung und der Auswechslung der aus 25 Schiffen bestehenden Flotte beschäftigt, das Lebensalter der Schiffe liegt im Durchschnitt bei mehreren Jahrzehnten. Die Szent Miklós, die ursprünglich ein türkisches seetüchtiges Schiff war, kaufte das Unternehmen schon vor Jahren, sie konnte jedoch erst im Herbst vergangenen Jahres, als die Sió wieder schiffbar war, zum Balaton gebracht werden. Nach der Erneuerung und dem Umbau wurde sie am 12. Mai nach dem Schutzheiligen der Seeleute getauft.) Die gute Zusammenarbeit des Unternehmens und der Umgebung zeigt sich daran, dass die Gäste auf manchen Schiffen mit Verkostungen von Balaton-Weinen unterhalten werden.
Das andere Hauptgeschäftsfeld des Unternehmens ist die Sicherung des Fährverkehrs zwischen Szántód und Tihany, der trotz der erwähnten Schwierigkeiten keinen Verlust einbrachte. Dem ist zuzuschreiben, dass der Vorstand der Gesellschaft aktiv die Pläne der Umgebung zur Eröffnung einer zweiten Fährverbindung unterstützt. Zwischen Fonyód und Badacsony wurde Ende März schon versuchsweise eine Fährverbindung eingerichtet. Die Pläne werden derzeit von den Behörden abgestimmt und die Wirtschaftlichkeitsberechnungen müssen auch noch angestellt werden.
Wegen der Balatoner Investitionen, zu denen die Selbstverwaltungen für Aufträge auch staatliche Unterstützungen erhalten, gilt der Wasserbau als ein neuer aufstrebender Wirtschaftszweig, wozu das Ausbaggern und die Besandung von Stränden gehört. Der Umsatz des Siófoker Hotelschiffes der Gesellschaft stieg im vergangenen Jahr um 7 Prozent an, während auf den zwei Campingplätzen 21 Prozent weniger Gäste übernachteten. Um die Möglichkeiten, die im sich dynamisch entwickelnden Segeltourismus liegen, auszunutzen, wurde in den vergangenen Jahren der Geschäftsbereich Häfen ausgebaut, nach zwei Jahren sind die Fortschritte nicht annähernd so spektakulär wie zu Beginn erwartet, doch das warf das über 22 Häfen verfügende Unternehmen nicht in seinem Bestreben zurück. Seit der Jahrtausendwende wurden mit Investitionen in Höhe von 2 Milliarden Forint die Anlegeplätze für Segelschiffe verdoppelt, die Auslastung liegt durchschnittlich bei 92 Prozent. Weitere Pläne zum Ausbau von Segelhäfen betreffen Balatonszemes, Balatonudvari, Alsóörs, Balatonboglár und Siófok, was die derzeitige Aufnahmekapazität von 2000 Schiffen um weitere 50 Prozent steigern würde. Zu dem Programm trug der Staat bisher insgesamt 250 Millionen Forint zinsfreien Kredit bei, den größten Teil der Geldmittel erwirtschaftete die Gesellschaft selbst. Im Sommer kreuzen in der Saison 4000 Segelschiffe auf dem Balaton, der See wäre in der Lage, das Mehrfache an Schiffen aufzunehmen, argumentiert man bei dem die Hälfte der Anlegeplätze am Balaton besitzenden Unternehmen und ist für den weiteren Ausbau der Segelhäfen. Man beruft sich darauf, dass der Neusiedler See viermal so viele Schiffe aufnimmt. Die Mieten der Anlegeplätze am Balaton bewegen sich in Abhängigkeit von den abweichenden Dienstleistungen und der Größe des Schiffs zwischen 80.000-500.000 Forint, was 15-30 Prozent billiger ist als auf den anderen konkurrierenden europäischen Seen bzw. an der Adria. Vor Ort hegt man die Hoffnung, dass im Ausbau der Segelhäfen bei einer entsprechenden Marketingaktivität große Reserven liegen. Darauf verweist in jedem Fall, dass gegenwärtig 90 Prozent der Mieter von Anlegeplätzen Ungarn sind, während die anderen Fremdenverkehrskennziffern des Feriengebietes von einer wesentlich höheren Anwesenheit von Ausländern zeugen.