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Denkmal für die Opfer

Zahlreiche Unfälle überschatten die Geschichte des Nitrokémia Werkes

Die Balatonfüzföer Nitrokémia Zrt. errichtet ein Denkmal für alle diejenigen, die in der 85-jährigen Geschichte des Werkes bei Explosionen ums Leben kamen.

Vier Arbeiter starben, als im Juni an dem Balatonfüzföer Standort der Nitrokémia Zrt. das von der Crescom Kft. gemietete pyrotechnische Lager explodierte. In der in diesem Jahr 85-jährigen Geschichte des Werkes war das in etwa die zwanzigste Detonation mit tragischem Ausgang. Die genaue Zahl ist nicht mehr nachvollziehbar, denn die Dokumentation des einstigen Rüstungsbetriebs ging zum großen Teil verloren.

„Die vor zwei Monaten geschehene Explosion verleiht der Initiative des vergangenen Jahres, dass wir ein Denkmal für die bei Betriebsunfällen ums Leben gekommenen Mitarbeiter aufstellen, das heißt den fast ohne Ausnahme bei Explosionen Verstorbenen ein Denkmal errichten, traurige Aktualität“, sagt Árpád Bakonyi, der Generaldirektor der Nitrokémia Zrt. „Das letzte Unglück geschah im Jahre 2000 in der Nitrokémia, als ein Mitarbeiter bei der Explosion des Schießpulverwerkes starb. Die seitdem eingetretenen Katastrophen betreffen andere Werke, doch jede Detonation geschah auf unserem Werksgelände, auf der von uns vermieteten Immobilie. Gerade deshalb gedenken wir auch der dabei ums Leben gekommenen Menschen.“

Die Nitrokémia gründete der ungarische Staat 1921. Árpád Bakonyi, der die Unternehmensgeschichte gründlich studierte, sagt, dass damals Balatonfüzfö unter vierzig Standorten ausgewählt wurde, wo es – unter Ausspielung der Verbote des Friedensdiktats von Trianon – lange Zeit gelang, den Aufbau und die Betreibung eines Rüstungsbetriebes geheim zu halten. Zur Tarnung wurde eine Füzföer Papierfabrik gegründet, in dem derselbe Grundstoff – Nitrozellulose – verwendet wurde wie in der Schießpulver- und Munitionsfabrik.

In den 1960er, 1970er Jahren stellte das Werk auf die Produktion von Pflanzenschutzmitteln um, in seiner besten Zeit beschäftigte es ca. 7000 Menschen. Nach der Wende schrumpfte Nitrokémia, stellte die Produktion ein und in den letzten Jahren befasst es sich nur noch mit der Beseitigung der vom Werk selbst verursachten Umweltschäden. Das Unternehmen stellte vor einiger Zeit auch offiziell sein früheres Tätigkeitsfeld ein und änderte darüber hinaus den Namen, aus dem Chemiewerk wurde ein Umweltschutz-, Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen.

„Laut den unvollständigen Dokumenten der Nitrokémia verloren bei Explosionen in den vergangenen 85 Jahren mehrere Dutzend Mitarbeiter ihr Leben, doch die in der Gegend lebenden Anwohner erinnern sich an noch mehr Unfälle, es ist sicher, dass die zur Verfügung stehenden Daten ungenau sind.“ sagt der Generaldirektor. „Das Denkmal ehrt auch die heute vergessenen Opfer.“

Das Unternehmen beauftragte die in Budapest lebende Bildhauerin Bernadett Szilágyi mit der Ausarbeitung des Entwurfs und der Schaffung des Denkmals. Das ist kein Zufall. Die Künstlerin lebte bis zu ihrem 14. Lebensjahr auf dem Füzföer Werksgelände, ihr Vater arbeitete 30 Jahre lang als stellvertretender Produktionsleiter im Schießpulverwerk.

„Für Außenstehende ist es vielleicht seltsam, doch auf dem Werksgelände waren die Menschen wirklich an die Explosionen gewöhnt“, sagt Bernadett Szilágyi. „Sie wurden am ehestens als unabwendbare Naturkatastrophen behandelt, als ein mit der Betreibung von Nitrokémia verbundener Umstand. Obwohl ich dort nur meine Kindheit verbrachte, blieben mir dennoch zahlreiche Unfälle und tragische Explosionen in Erinnerung.“

Das den Titel Memento tragende Denkmal wird aus Granit und Bronze geschaffen, die mehrere Tonnen schweren Steine bilden den Rahmen des Werkstors, in dem in der Mitte ein Torflügel aus Bronze hängt, während die herumliegenden Stücke des vernichteten anderen Flügels die Silhouette eines auf dem Boden liegenden Menschen formen. Für die Errichtung des Denkmals wendet Nitrokémia 40 Millionen Forint auf.

Die Stelle, an der das einstige Lager der Crescom Kft. stand, ist heute leer. Nach der Begehung der Unglücksstelle riss das Werk die Ruinen ab und transportierte den Schutt ab. Von Zoltán Dániel-Tóth, dem Sprecher der Komitatspolizeibehörde Veszprém, erfuhr man, dass die Polizei auch weiterhin wegen Verdacht auf fahrlässige Gefährdung mit Todesfolge im Arbeitsbereich ermittelt, das erste Sachverständigengutachten ist für Herbst zu erwarten.