Ausflug ins Börzsöny

Mit der Kleinbahn auf Entdeckungsreise im Naturschutzgebiet

Der Börzsöny wurde sicher dazu geschaffen, den aus der urbanen Umgebung flüchtenden Stadtbewohnern eine Zuflucht zu bieten. Die nicht weit von der Hauptstadt gelegenen, sich im Norden hinziehenden Berge des Naturschutzgebietes sind von Buchen- und Eichenwäldern bedeckt, die besonders im Herbst einen tausendfarbigen Anblick bieten und die Wanderung zu einem besonderen Erlebnis machen.

Am einfachsten ist es, das Gebiet von der Királyrét, der „Königswiese” aus zu „erobern“. Dorthin fährt die Kleinbahn von Kismaros, doch man kann auch mit dem eigenen Fahrzeug dahin fahren und es dann auf dem unbewachten Parkplatz stehen lassen. Wir wählten mit Familienmitgliedern und Freunden eine andere Strecke für unser Vorhaben, mehrere Tage im Börzsöny zu verbringen. Das Internet bietet unter der Adresse www.szallasadok.hu, oder unter www.kulcsoshaz.hu , wo noch billigere Touristenunterkünfte mit Waschschüssel angeboten werden, eine Menge an Unterkünften an, doch die meisten waren schon besetzt, da wir uns erst im letzten Augenblick entschlossen oder sie entsprachen nicht den Ansprüchen unserer Gruppe. Deshalb sahen wir uns auf den Internetseiten der Ortschaften um und fanden mehrere Dutzend als Ausgangspunkt der Wanderung sehr gut geeignete Unterkünfte in Nagybörzsöny. Wie sich herausstellte, befasst sich ein erheblicher Anteil der dortigen Ortschaften mit dem Tourismus und man kann unter vielen für 2000 Forint/Person/Nacht angebotenen Unterkünften wählen.

Es lohnt sich schon deshalb, Nagybörzsöny auszusuchen, weil der Ort reich an Sehenswürdigkeiten ist. In der früher für ihre Gold- und Silberbergwerke bekannten Gemeinde steht beispielsweise die mehr als einhundert Jahre alte Bergwerkskapelle. Eine noch wertvollere historische Hinterlassenschaft ist die von Steinmauern umgebene St. Stephanskirche aus der Árpádenzeit, die mehr als 800 Jahre alt ist und damit eine der ältesten Kirchen Ungarns und noch immer als Kirche genutzt wird. Man sollte auch nicht an der zu einem Museum umgestalteten mehrgeschossigen Wassermühle vorbeigehen, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut wurde und das Heimathaus besichtigen, zu dem das Haus eines ehemaligen Grubenbesitzers umfunktioniert wurde. Eine Besonderheit des Heimathauses ist der Leiter selbst, der die Geschichte und die Gegenwart des Ortes lebendig und unterhaltsam darstellt. Unter anderem behauptet er, sich auf mehrere Dorfbewohner berufend, dass die nahe Goldgrube noch nicht erschöpft sei. Doch es gibt amtliche Dokumente, die das Gegenteil belegen und deshalb wurden 1956 mehrere Gänge gesprengt, um die russischen Besatzer irrezuführen – erzählt er. Ein nicht zu vernachlässigender Gesichtspunkt bei der Wahl unserer Unterkunft war, dass die Nagybörzsönyer Kleinbahn am Rand des Dorfes abfährt, einer ihrer Abschnitte ist ein industriegeschichtliches Denkmal. Sie wurde im originalen Zustand erhalten, die tägliche Betreibung bedeutet wegen der auseinanderfallenden alten Schienen ein Problem. Als wir dort waren, war gerade ein Teil des alten Gleises kaputt, doch nach ein paar Stunden konnte der sichtlich vielseitige Schaffner und Lokführer den Defekt reparieren. Durch diese Verzögerung erfuhren wir, dass die Kleinbahn vor allem von Eisenbahnliebhabern betrieben wird, die auch eine Stiftung zu ihrer Erhaltung gründeten und sich auf diese Weise bemühen, Fördergelder zur Erneuerung der einzelnen Abschnitte zu beschaffen. Um die Eisenbahn zu erhalten, wurden auch Extraleistungen eingeführt. Immer beliebter wird der am jeweils letzten Samstag im Monat abfahrende Mondschein-Express, der Romantiker und Abenteurer zu einem Lagerfeuer inmitten des Waldes und zu Speckbraten bei musikalischer Unterhaltung bringt.

Die Nagybörzsönyer Kleinbahn bringt die Fahrgäste direkt in das Herz des Börzsöny, wo man ganz verschiedene leichte und schwerere Routen wählen kann. Die Kleinbahnfreunde können beispielsweise zu der Kemence-Feketvölgyer Kleinbahn und der Királyréter Kleinbahn gelangen. Man kann auch auf den für die Überreste der Burg Salgóvár bekannten Berg Várbükk, auf den Nagy-Pogány-hegy oder den Nagy-Inóc steigen. Als eine sportliche, doch sehr schöne Wandertour erwies sich der Weg zum höchsten Punkt des Börzsöny, dem Csóványos, wo sich bei gutem Wetter ein beeindruckendes Panorama bietet. Wichtig ist zu erwähnen, dass man auf halber Strecke bei dem unlängst restaurierten Touristenhaus des Berges Nagy-Hideg-hegy ausruhen, essen und auch übernachten kann, was dieses Haus zu einem beliebten Ziel für Wanderer und im Winter für Skifahrer macht.