Wie sich die Sammlung vergrößert, so schwindet das Geld
Das halbe Land bereiste Attila Berczelly auf der Suche nach einem geeigneten Ausstellungsort für seine einmalige Sammlung aus gegossenen Eisenobjekten. Nach Vác und Zebegény versucht der Rentner jetzt sein Glück in Kehidakustány, doch vorerst kann er sein Eisenmuseum nur mit dem Verkauf des einen oder anderen Stückes aus seiner Sammlung am Leben erhalten.
Attila Berczelly entdeckte in den achtziger Jahren seine Liebe zu Gegenständen aus Gusseisen und verspürt dadurch eine grenzenlose Achtung für die Meister, die aus diesem harten, schwer zu bearbeitenden Material fein gestaltete Objekte herstellen. Doch zu dieser Zeit wusste er noch gar nichts über das Handwerk; so sehr bezauberte ihn ein in seiner Hand liegendes Stück Eisen, dass er auf der Stelle zum besessenen Sammler von gusseisernen Gegenständen wurde. Zwei Jahrzehnte später kann er sich den Besitzer der wertvollsten Sammlung von gusseisernen Gegenständen des Landes nennen. Der namhafte Kunsthistoriker László Pusztai sagte über die aus ca. 500 Stücken bestehende Sammlung: Es ist die umfassendste und den besten Überblick gebende Sammlung des ungarischen Eisengießerhandwerks des 18., 19. und 20. Jahrhunderts. Kurz darauf stellte das Amt für kulturelles Erbe fast ein Drittel der Sammlung offiziell unter Schutz.
Seine Sammelleidenschaft brachte Attila Berczelly allerdings nicht nur Anerkennung ein: Im gleichen Verhältnis, wie sich seine Sammlung vergrößerte, schmolz sein Geld dahin. Zuerst opferte er seiner Leidenschaft sein eigenes, durch Fotografieren verdientes Geld, dann erweiterte er die Sammlung durch einen Kredit, jetzt hat er schon sein Haus mit einer Hypothek belastet. Darüber hinaus konnte er seinen Plan, ein Museum zu eröffnen, nicht verwirklichen. Wie er erzählt, wollte er in Vác eine ständige Ausstellung eröffnen, doch die Stadtverwaltung erwies sich dafür nicht als der richtige Partner, deshalb gründete er 2004 in dem nahe gelegenen Zebegény sein erstes Museum. Das wurde ihm nicht gedankt – sagt der Mann. Außer im Sommer gab es wenige Besucher, so dass er von der Einnahme die Miete, die Nebenkosten des Ausstellungsraums und die Restaurierung der Kunstgegenstände nicht zahlen konnte. Von der kommunalen Selbstverwaltung erhielt er keinerlei Unterstützung.
Das bekam dem Sammler nicht gut, deshalb beschloss weiterzusuchen. Als nächsten Schauplatz wählte er Kehidakustány, den für den Deák-Landsitz und sein Thermalbad bekannten Ort, weil er meinte, dass sommers wie winters tausende Touristen dahin kommen und dort auch ein Museum mit Besuchern rechnen kann.
Fast 500 Meisterstücke aus Gusseisen füllen das Haus. Jeder Quadratzentimeter der Wände ist mit Schalen, Kruzifixen und Reliefs bedeckt, die Nähmaschinengestelle, die Öfen stehen nebeneinander, Mörser, Feder- und Tintenhalter, Hunderte von Figuren sind in den Vitrinen ausgestellt. Im Museum gibt es einen Gegenstand, der die Jahreszahl 1579 trägt. Das Gästebuch gibt darüber Auskunft, dass es keiner der Besucher bereute, die paar hundert Forint Eintritt gezahlt zu haben, die Worte des Lobes reihen sich aneinander.
„Doch von der Anerkennung kann ich die Stromrechnung nicht bezahlen“, sagte der Rentner dazu und fügt sofort hinzu: „Das Museum hatte seit seiner Öffnung 1000 Besucher, doch bei den 400 und 600 Forint kostenden Eintrittskarten lässt sich leicht ausrechnen, welche geringen Summen jeden Monat in die Kasse fließen. Und dann muss ich wieder irgendein Stück aus der Sammlung verkaufen.“
Attila Berczelly erzählt fast beschämt, dass er in letzter Zeit mehrere Stücke seiner Sammlung verkaufen musste. Von seiner geringen Rente und der Einnahme aus den Eintrittskarten kann er die Raten der zur Erweiterung der Sammlung und wegen der Eröffnung des Museums aufgenommenen Kredite über insgesamt 20 Millionen Forint nicht tilgen. Wie er erzählt, versuchte er eine staatliche Unterstützung zu erlangen, doch außer fachlicher Hilfe versprach man ihm nichts. Deshalb nimmt er – in Ermangelung einer besseren Lösung – von Zeit zu Zeit einen Gegenstand von den Regalen und verkauft ihn, wenn er darauf angewiesen ist. Auf diese Weise wird sich langsam das Museum selbst aufzehren. In seiner Erbitterung sagt er, dass es leichter war, die wertvollen Gegenstände vor dem Einschmelzen, vor der Vernichtung zu retten, als sie zu bewahren und auszustellen.
„Wir arbeiten schon daran, die Sammlung zu bewahren und im Dorf zu halten, sagte István Lázár, der Bürgermeister von Kehidakustány, auf Nachfrage mit Bestimmtheit. „Wir planen, die Sammlung zu kaufen und Attila Berczelly mit der Leitung des Museums zu betrauen.“
István Lázár ist dazu entschlossen, doch als man fragt, wovon und wann die Sammlung gerettet wird, wird er unsicher. Wie er sagt, ist in diesem Jahr dafür kein Geld vorhanden. Doch vielleicht kann nächstes Jahr die erforderliche Summe aufgebracht werden. Und leise fügt er hinzu, dass dann die Berczelly-Sammlung ja vielleicht noch beisammen ist.