Ungarn: Nach Enteignung soll Management gehen

Nach der gewaltsamen Übernahme der Leitung des Wasserwerks in Pécs vom französischen Minderheits-Eigentümer Suez hat die Stadt nunmehr die Abberufung des Managements in die Wege geleitet. Das teilte die Stadtführung am Dienstag in einer Pressemitteilung mit.

Bürgermeister Zsolt Páva strebt eine außerordentliche Vollversammlung in der Pécser Wasserwerk AG an. Es bestehe der Verdacht auf Wirtschafts-Straftaten, deshalb wolle die Selbstverwaltung der Stadt als Mehrheits-Eigentümer die Ablösung des Managements im Rahmen einer Vollversammlung erzielen. Die Abteilung für Wirtschaftsschutz des Komitatspräsidiums der Polizei habe Ermittlungen angewiesen.

Dem Wasserwerk unter französischer Leitung und zu 48 Prozent Eigentum des Suez Environment wird unter anderem vorgeworfen, über die von ihm gegründete Aquainvest GmbH zahlreiche zweifelhafte Finanz-Transaktionen abgewickelt zu haben. Davon habe diese weder die Selbstverwaltung noch deren Beauftragte informiert. Nach Aussage des von der Stadt beauftragten Anwaltsbüros spiegelten die Bilanzen nicht die tatsächliche wirtschaftliche Lage wider.

Bürgermeister Páva erklärte, er unternehme einen erneuten Versuch, um den Konflikt unmittelbar mit der Pariser Mutterfirma zu regeln. Am Dienstag habe er in einem Brief den Generaldirektor von Suez über die „Gesetzesverletzungen informiert, von denen die Selbstverwaltung Kenntnis erhalten” habe. Páva äußerte die Hoffnung, dass Suez in Kenntnis des Missbrauchs der Leiter des Pécser Wasserwerks die Initiative der Selbstverwaltung unterstützen werde. Von der Antwort der Franzosen mache die Selbstverwlatung ihre weiteren Schritte abhängig.

Anfang September hatte das Stadtparlament von Pécs beschlossen, den Betreibervertrag mit Suez zum 30. des Monats zu kündigen und dessen Anteile zurückzukaufen. Als die Gegenseite angeblich nicht schnell genug reagierte, ließ die Selbstverwaltung der Stadt das Firmengebäude kurzerhand von 20 Sicherheitsleuten unter Führung eines Anwalts besetzen. Dem bisherigen Führungspersonal wurde der Zutritt verwehrt. Suez rüstet jetzt zum juristischen Gegenschlag, der die hoch verschuldete Stadt laut Medienberichten Milliarden Forint kosten könnte.