«Lost» ist «Jugendwort des Jahres»

Wörtlich übersetzt bedeutet es «verloren»: «Lost» ist das «Jugendwort des Jahres». Eine Sprachwissenschaftlerin erklärt, warum der Begriff aktuell gut passt.

Jugendliche haben in einer Abstimmung entschieden: «Lost» ist das «Jugendwort des Jahres». Mit dem Begriff wird ahnungsloses und unsicheres Verhalten beschrieben, wörtlich übersetzt bedeutet es «verloren».

Mit 48 Prozent der Stimmen hat «Lost» sich gegen die Finalisten «Cringe» und «Wyld/Wild» durchgesetzt, wie der Pons-Verlag am Donnerstag in Stuttgart mitteilte. Jugendliche waren im Internet aufgerufen, Vorschläge einzureichen und das Wort in mehreren Abstimmungen auszuwählen. Eine Jury hatte zwischendurch aus den besten Vorschlägen eine Liste mit zehn Wörtern zusammengestellt. Mehr als eine Million Stimmen wurden laut einer Verlagssprecherin im Wettbewerb abgegeben, der im Juni gestartet war.

Artemis Alexiadou ist Sprachwissenschaftlerin an der Humboldt-Universität in Berlin. «Lost kenne ich aus dem Alltag», sagte sie. «In der letzten Zeit habe ich es öfters benutzt, wenn ich etwas nicht verstanden habe. Vor allem, weil zurzeit so viele unerwartete Ereignisse passieren.» Das Vokabular werde durch Worte wie «Lost» bereichert, wenn man effizient sagen möchte, man selbst oder jemand anderes sei ahnungslos oder unentschlossen.

Das andere finale Wort «Cringe» erreichte mit 28 Prozent den zweiten Platz und beschreibt etwas Peinliches und Unangenehmes, teils auch Fremdschämen. Jugendliche sagen «Wyld» oder «Wild», wenn sie etwas Krasses und Besonderes umschreiben. Dafür gab es den dritten Platz.

Im Finale standen in diesem Jahr drei englische Wörter. Alexiadou erklärt das so: «Junge Leute bauen oft eigene Merkmale in ihre Sprache ein, um sich von der Elterngeneration abzugrenzen. Da bietet es sich an, auf das Englische zurückgreifen.» Die Jugend sei über die sozialen Medien gut vernetzt, dort werde viel Englisch gesprochen. «Diese Worte sind hip», sagte Alexiadou.

In der Vergangenheit wurden Wortschöpfungen wie «Smombie» – ein Kunstwort aus Smartphone und Zombie – und Sätze wie «Läuft bei dir» gekürt. «Ehrenmann/Ehrenfrau» war 2018 dabei, eine Wortschöpfung für «jemanden, der etwas Besonderes für dich tut».

Mit dem 2008 ins Leben gerufenen Wettbewerb soll der kreative Umgang von Jugendlichen mit Alltagssprache aufgezeigt werden. Ursprünglich hatte der Langenscheidt-Verlag die Wahl veranstaltet. Dann wurde Langenscheidt Anfang 2019 von dem zur Klett-Gruppe gehörenden Pons-Verlag übernommen. Im selben Jahr pausierte die Wahl des Jugendworts, die auch als Werbeaktion für den Verlag kritisiert wird.

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