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Commerzbank auf Sparkurs – rote Zahlen im Corona-Jahr

Bei der Commerzbank stehen die Zeichen auf weitere Einsparungen. Nach einem Verlustquartal bekräftigt das Management seine Einschätzung. Es kann aber noch dauern, bis der Kurs festgezurrt wird.

Die Commerzbank steuert im Jahr der Corona-Krise auf rote Zahlen zu und will ihren Sparkurs weiter verschärfen.

Ein «stabiles Kundengeschäft und eine starke Kapitalausstattung» seien «eine gute Basis (…) für die Neuausrichtung der Bank», erklärte Finanzvorständin Bettina Orlopp zur Vorlage der Zwischenbilanz für das dritte Quartal. «Für weitere Einsparungen haben wir die Voraussetzungen geschaffen.»

Im dritten Vierteljahr 2020 stand unter dem Strich ein Minus von 69 Millionen Euro in den Büchern des Frankfurter MDax-Konzerns. Ein Jahr zuvor hatte die Bank 297 Millionen Euro Gewinn ausgewiesen. Für die ersten neun Monate summierte sich der Verlust auf 162 Millionen Euro – nach 681 Millionen Euro Gewinn im Vorjahreszeitraum.

Für das Gesamtjahr 2020 rechnet der Vorstand weiterhin mit einem Verlust. Unter anderem die deutlich höhere Vorsorge für mögliche Kreditausfälle infolge der Corona-Krise sowie Kosten für den Konzernumbau belasten – so auch im dritten Quartal. Für das Gesamtjahr rechnet die Bank weiterhin mit einer Risikovorsorge zwischen 1,3 Milliarden und 1,5 Milliarden Euro. Analysten gehen davon aus, dass die Commerzbank erst 2022 wieder die Gewinnzone erreichen wird.

Im Privatkundengeschäft erwartet die Bank im laufenden Jahr weitgehend stabile Erträge. Dagegen sei im Firmenkundensegment «mit stärkeren Corona-Effekten zu rechnen». Im dritten Quartal lagen die Erträge – also die gesamten Einnahmen der Bank – mit gut 2,0 Milliarden Euro um knapp 150 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert. Die Commerzbank erklärte dies unter anderem mit einer Rückstellung für Rechtsrisiken bei der polnischen Tochter mBank.

Bei der Commerzbank, dessen größter Anteilseigner seit der Rettung mit Steuermilliarden in der Finanzkrise 2009 der deutsche Staat ist, laufen seit Monaten Diskussionen über zusätzliche Einsparungen. Erwartet werden angesichts fortschreitender Digitalisierung drastische Einschnitte im vergleichsweise dichten Filialnetz und ein weiterer Stellenabbau.

200 Geschäftsstellen, die wegen der Corona-Pandemie zeitweise geschlossen waren, hat die Bank erst gar nicht wieder geöffnet – und damit jede fünfte ihrer Filialen dichtgemacht. Zudem läuft seit Herbst 2019 ein Stellenabbau. Ende September hatte das Institut gut 39.600 Vollzeitstellen und damit etwa 750 weniger als ein Jahr zuvor. Filialschließungen und ein Altersteilzeitangebot für Mitarbeiter führten im dritten Quartal zu Aufwendungen von 201 Millionen Euro.

Mit der Eingliederung ihrer Online-Tochter Comdirect will die Commerzbank den Ausbau digitaler Angebote vorantreiben und Kosten senken, weil Doppelfunktionen wegfallen. Anfang dieser Woche wurde die Verschmelzung der beiden Häuser ins Handelsregister eingetragen. «Mit der Übernahme der Comdirect haben wir einen wichtigen Schritt gemacht, um profitabler und noch besser zu werden», stellte der scheidende Commerzbank-Chef Martin Zielke fest.

Bevor die künftige Strategie festgezurrt wird, mussten allerdings erst zentrale Personalien geklärt werden: Zielke verlässt das Institut nach harscher Kritik von Investoren zum Jahresende, Nachfolger wird zum 1. Januar 2021 der bisherige Deutsche-Bank-Manager Manfred Knof.

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