Nach dem Corona-Einbruch im Frühjahr läuft das Geschäft bei Continental wieder besser – doch der teure Konzernumbau und die trüben Aussichten für die weltweite Autoproduktion halten den Zulieferer weiter unter Druck.
Wie der Dax-Konzern am Mittwoch mitteilte, lag der Nettoverlust im dritten Quartal bei knapp 720 Millionen Euro. Das ist nur eine leichte Verbesserung gegenüber dem zweiten Jahresviertel, als unterm Strich ein Minus von 741 Millionen Euro in der Bilanz gestanden hatte. Im laufenden Betrieb meldete Conti hingegen eine klare Entspannung: Der Fehlbetrag vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten von 634 Millionen Euro wurde zuletzt in einen bereinigten Gewinn von 832 Millionen Euro gedreht.
«Wir haben uns im dritten Quartal operativ beachtlich gut geschlagen», sagte Vorstandschef Elmar Degenhart. «In einem weiter schwierigen Marktumfeld zeigen wir eine mehr als zufriedenstellende Leistung, auf der sich aufbauen lässt.» In China und in Nordamerika stabilisierte sich der Automarkt. Der Umsatz der Hannoveraner liegt indes deutlich unter Vorjahresniveau: Er sank um mehr als 7 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro. Seit Jahresbeginn sackten die Erlöse gar um fast ein Fünftel ab, der Nettoverlust war auf dieser Basis noch um mehr als ein Viertel (-26,1 Prozent) größer als 2019.
Degenhart, der Ende November an der Vorstandsspitze abgelöst werden soll, sprach von «einer gewissen Vorsicht», die man mit Blick auf die Folgen der Viruskrise aufrechterhalten müsse. Es gebe jedoch Anlass, nach dem beispiellos schwachen zweiten Quartal optimistischer zu werden. Vieles dürfte davon abhängen, wie gut es gelingt, die Pandemie einzudämmen. Die Auto- und Maschinenbauindustrie hatte während der ersten Corona-Welle mit drastischen Bestellrückgängen und unterbrochenen Lieferketten zu kämpfen.
Conti rechnet für das Jahr 2020 mit einem globalen Produktionsminus von bis zu 19 Prozent bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen. Der Umsatz des Konzerns könnte laut einer aktualisierten Prognose bei 37,5 Milliarden Euro landen (2019: 44,5 Mrd Euro) – unter der Maßgabe, dass sich unter anderem «keine neuen, unerwarteten Auswirkungen der noch andauernden Coronavirus-Pandemie» zeigen.
Ein wichtiger Grund für die anhaltenden Belastungen sind auch hohe Abschreibungen und Umbaukosten. Continental muss den Wert einst übernommener Unternehmensteile – etwa der Ex-Siemens-Tochter VDO – berichtigen, ebenso den bestimmter Produktionsanlagen. Hinzu kommen die Kosten der umstrittenen Strategie «Transformation 2019-2029», mit der sich die Conti-Gruppe weiter in Richtung Software und Elektronik entwickeln will. Bis zum Jahresende werden hier «weitere Aufwendungen in noch nicht feststehender Höhe» erwartet. Und Rückstellungen für Gewährleistungen sowie höhere Forschungs- und Entwicklungskosten dürften stärker belasten als bisher angenommen, warnte der Konzern.
Gewerkschafter und Betriebsräte waren zuletzt Sturm gegen den ausgeweiteten Stellenabbau gelaufen, in Werken wie Aachen oder Karben sollen wesentliche Teile der Produktion dichtgemacht werden. Conti bemüht sich, möglichst viele Beschäftigte im Rahmen des strukturellen Umbruchs in der Branche weiter zu qualifizieren. Es werden jedoch auch viele der weltweit rund 30.000 betroffenen Jobs verlagert oder gestrichen. Degenhart erklärte: «Mit den jüngsten Entscheidungen im Vorstand und Aufsichtsrat haben wir einen wichtigen Meilenstein passiert und wenden unseren Blick jetzt verstärkt nach vorne.»
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