22 Jahre nach dem gewaltsamen Tod des elfjährigen niederländischen Jungen Nicky Verstappen entscheidet das Gericht über die Schuld des mutmaßlichen Täters.
Der heute 58-jährige Jos B. soll das Kind entführt, missbraucht und dann getötet haben. Nach einem aufsehenerregenden Indizienprozess wird das Urteil des Strafgerichts in Maastricht heute mit Spannung erwartet. Die Anklage forderte mindestens 15 Jahre Haft. Der Angeklagte aber bestreitet die Tat.
Der Tod von Nicky Verstappen ist einer der spektakulärsten Fälle der Niederlande. Der kleine Junge war im August 1998 in der Brunssummerheide nahe der deutsch-niederländischen Grenze bei Aachen tot gefunden worden. Der Fall hatte auch in Deutschland große Bestürzung ausgelöst.
20 Jahre lang bewegte sich nichts bei den Ermittlungen. Erst nach einem Massen-Gen-Test mit 21.000 Männern gab es eine Spur, und die führte zu Jos. B.. Er wurde 2018 in Spanien festgenommen. Die 27 DNA-Spuren auf der Kleidung und dem Körper des Kindes stimmten mit seiner DNA überein. Außerdem war er kurz nach dem Verschwinden von Nicky am Tatort gesehen worden. Zweimal hatte die Polizei ihn sogar als Zeugen vernommen.
B. gab zwar zu, am Tatort gewesen zu sein. Er habe den Jungen aber tot gefunden, sagte er. Aus Angst habe er all die Jahre darüber geschwiegen, so sagte er vor Gericht aus. B. war bereits früher wegen sexueller Belästigung von Kindern ins Visier der Polizei geraten.
Doch für die Staatsanwaltschaft ist seine Schuld erwiesen. «Wenn man alles zusammen betrachtet, dann ist keine andere Schlussfolgerung möglich: Jos B. ist schuldig», sagte eine Sprecherin. In seinem Besitz war auch gewalttätige Kinderpornografie gefunden worden.
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