Millionen Menschen auf der ganzen Welt trauern um Diego Maradona. Fassungslos über den Tod der Fußballlegende brachen in seinem Heimatland Argentinien gestandene Männer in Tränen aus.
Tausende Menschen kamen in der Hauptstadt Buenos Aires am La Bombonera genannten Stadion seines früheren Clubs Boca Juniors und dem Obelisken im Stadtzentrum zusammen, um ihres Idols zu gedenken. Auf elektronischen Anzeigetafeln über der Stadtautobahn und in U-Bahn-Eingängen war zu lesen: «Danke Diego».
Maradona starb am Mittwoch im Alter von nur 60 Jahren in seinem Haus in Tigre nördlich von Buenos Aires an einem Herzinfarkt. Herbeigerufene Sanitäter konnten ihn nicht wiederbeleben. Erst vor zwei Wochen war er aus dem Krankenhaus entlassen worden, nachdem ihn Ärzte dort wegen einer Gehirnblutung operiert hatten.
«Heute ist ein sehr trauriger Tag für alle Argentinier», sagte Staatschef Alberto Fernández im Fernsehsender TyC Sports. «Diego hat Argentinien in der Welt repräsentiert, er hat uns mit Freude erfüllt, und das werden wir niemals vergelten können.» Der Präsident ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.
Vor dem Eingang der Bombonera im Hafenviertel Boca zündeten Fans Kerzen an, legten Blumen nieder und hängten Rosenkränze auf. «Er ist eine Legende. Wir werden ihn vermissen», sagte eine Frau namens Patricia im Fernsehsender TN. Sie saß auf dem Boden, umarmte ihren Sohn und kämpfte mit den Tränen. «Er wird als der Größte in Erinnerung bleiben.» Maradona-Fan Diego sagte: «Das ist ein harter Schlag. Er war der größte Spieler der Geschichte. So einen wie ihn wird es nie mehr wieder geben.»
Ab Donnerstag sollen die Argentinier im Regierungspalast Casa Rosada von Maradona Abschied nehmen können. Diese Ehre war zuletzt Ex-Präsident Néstor Kirchner vor zehn Jahren zuteilgeworden. Inmitten der Corona-Pandemie rechnet die argentinische Regierung nun mit bis zu einer Million Trauergästen.
«Ich habe einen großen Freund und die Welt hat eine Legende verloren», schrieb das brasilianische Seleção-Idol Pelé (80) bei Twitter. «Ich hoffe, eines Tages können wir im Himmel zusammen Fußball spielen.»
Nur ganz wenige Fußballer wurden wie Maradona und Pelé zu echten Ikonen ihres Sports. In Argentinien konnten sich die Fans im neuen Jahrtausend in Lionel Messi (33) verlieben – mit Maradonas fast väterlichem Segen. «Er verlässt uns, aber er geht nicht weg, weil Diego ewig ist», schrieb Messi auf Instagram. «Ich behalte all die schönen Augenblicke in Erinnerung, die ich mit ihm erlebt habe.»
Im Jahr 1986 wurde Maradona mit Argentinien Weltmeister, sein mit der «Hand Gottes» erzieltes Tor während des Turniers steht in den Fußball-Geschichtsbüchern. Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge, im Finale als Kapitän mit Deutschland unterlegener Gegner, würdigte den Verstorbenen: «Mit Diego Maradona geht einer der größten Fußballer der Geschichte von uns. (…) Ich bin stolz, ihn auf dem Platz erlebt haben zu dürfen.»
Immer wieder hatte der Superstar von einst nach dem Ende seiner aktiven Karriere mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Im Jahr 2000 diagnostizierten Ärzte ein Herzleiden, verursacht durch Kokainkonsum. Es folgten Entziehungskuren und eine Magenverkleinerung. Zuletzt wirkte Maradona aber wieder extrem angeschlagen. An seinem 60. Geburtstag vor vier Wochen mussten ihn Begleiter beim Gehen stützen.
Der Dribbelkünstler wuchs am Rande von Buenos Aires in ärmlichen Verhältnissen auf und wurde schon in jungen Jahren vom Erstligisten Argentinos Juniors entdeckt. Bereits mit 15 Jahren gab er sein Debüt in der Ersten Liga, mit 16 Jahren spielte er erstmals für die argentinische Nationalmannschaft – und mit 19 Jahren wurde er zum ersten Mal zu Südamerikas Fußballer des Jahres gewählt. 1982 wechselte er nach Europa zum FC Barcelona. Es folgten «zwei Jahre Magie», wie der katalanische Traditionsclub rückblickend schrieb.
Im Jahr 1989 gewann Maradona in Italien mit dem SSC Neapel den UEFA-Pokal. «Für immer», twitterte Napoli und stellte ein blaues Herz dazu. «Ciao Diego.»
Abseits des Spielfeldes geriet Maradona immer wieder wegen seines Drogenkonsums und seiner Liebschaften in die Schlagzeilen. Sein Körpergewicht erreichte zwischenzeitlich lebensbedrohliche Ausmaße.
Nach dem Ende seiner Profikarriere trainierte Maradona die argentinische Nationalmannschaft, Al-Fujairah SC aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und den mexikanischen Zweitligisten Dorados Sinaloa. Im vergangenen Jahr übernahm er schließlich den Erstligisten Gimnasia y Esgrima La Plata in seinem Heimatland Argentinien.
Auch vor dem Stadion seines letzten Clubs kamen Maradonas Anhänger am Mittwoch zusammen, um Abschied zu nehmen. «Wir hatten das Glück, dass das Schicksal uns seine letzten Monate hier bei uns geschenkt hat», sagte ein Fan im Fernsehen. «Ich verspüre großen Schmerz. Ich kann es immer noch nicht glauben.»
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