Thomas Müller sah «ein Ende, das in unseren Hollywood-Film von 2020» passt – und Trainer Hansi Flick hielt die passende Dankesrede.
«Ich werde in meinem Leben nie vergessen, was die Spieler mir und meinen Trainer-Kollegen geben», sagte der Triple-Coach zum Abschluss dieses so außergewöhnlichen Jahres des FC Bayern München, in dem die abendliche Verwirrung um Leroy Sané schnell abklingen wird. «Es macht einfach enorm viel Spaß hier. Ich bin für jeden Tag und jede Stunde dankbar, die wir zusammen sind.»
Flick schwärmte vom «richtigen Ende im Drehbuch eines fantastischen Jahres». Zwei Tage nach seiner Wahl zum Weltfußballer bescherte Robert Lewandowski den Bayern beim bisherigen Spitzenreiter Bayer Leverkusen mit seinem Tor in der letzten Spielminute das erste Weihnachtsfest als Tabellenführer seit 2017. «In Hollywood geht ja auch immer alles gut aus», sagte Müller nach dem 2:1 sichtlich gelöst: «Von daher passt das in dieses magische Fußball-Jahr. Jetzt können wir unter dem Christbaum entspannen.»
Die Botschaft war eindeutig: Selbst, wenn die Akkus leer sind und vieles nicht läuft, stehen die Bayern am Ende doch oben. Dass es zwei Fehler der Leverkusener und die individuelle Klasse von Lewandowski waren, die den 43. Sieg im 48. Spiel 2020 sicherten, dürfe aber nicht übersehen werden, mahnte Müller. «Es geht uns im Moment nicht so einfach von der Hand. Aber wir haben Nehmer-Qualitäten», sagte der 31-Jährige, dessen Team mit dem siebten 0:1 in Folge einen Negativrekord aufstellte, aber keines dieser Spiele verlor: «In der kurzen Urlaubszeit dürfen wir aber die Beine nicht zu sehr hochlegen, sondern müssen hart arbeiten.»
So sah es auch der wieder mal entscheidende Lewandowski, der mit dem Doppelpack und dem 17. Saisontor am 13. Spieltag einen Gerd-Müller-Rekord einstellte. «Wenn die Müdigkeit kommt, musst du deine Qualität zeigen», sagte der Pole: «Das war kein starkes Spiel, aber ein sensationelles Jahr. Ich bin sehr stolz auf das, was ich und wir gemacht haben. Das war sensationell.» Flick lobte den neuen Weltfußballer als den Unterschied-Spieler. «Als der Gegner Fehler gemacht hat, war er da», sagte er: «Er ist vor dem Tor im Zentrum derzeit einfach der Beste auf der Welt.»
Zweiter Matchwinner war Joshua Kimmich. Der Nationalspieler und Leader kam sechs Wochen nach seiner Meniskusoperation zu einem 20-minütigen Comeback und bereitete nach einem Fehler von Jonathan Tah gedankenschnell Lewandowskis Siegtor vor. «Dass er spielt, war eigentlich gar nicht geplant», sagte Flick: «Ich war schon froh, dass er mitgefahren ist. Denn schon die Tatsache, dass er dabei ist, hilft der Mannschaft sehr viel.» Am Ende habe seine Einwechslung für mehr Kontrolle gesorgt: «Joshua hat gezeigt, dass er sehr wichtig ist.»
Das gilt für Sané augenscheinlich noch nicht. Seine Auswechslung nach vorheriger Einwechselung und nur 36 Minuten Spielzeit sei taktischer Natur gewesen und deshalb nicht als «Höchststrafe» anzusehen, sagte Flick. Für den früheren Bayern-Kapitän Lothar Matthäus war es aber genau das. «Das war ein klarer Denkzettel», sagte der Sky-Experte: «Und ich finde es gut, dass Flick diesen Mut hatte.» Sané zeige zu wenig Leidenschaft, «er schaut lieber nach hinten als mitzuarbeiten».
Sané zeigte sich durchaus einsichtig. «Die Auswechslung kam im ersten Moment überraschend für mich – das kannte ich so nicht», sagte er der «Bild». Er sei aber «selbst mein größter Kritiker». Und die Freude über den Sieg stehe «über allem». Müller, der Sané nach Schlusspfiff in den Arm nahm, schwärmte dagegen, er spiele «sehr, sehr gerne mit ihm zusammen». Die Diskussion werde sich «bald in Luft auflösen».
© dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten.