«Namaste Wahala» auf Netflix: Bollywood trifft Nollywood

Bollywood ist schon lange für seine bunten, theatralischen Filme berühmt. Andernorts – in Afrika – boomt Nollywood. In einem neuen Film treffen diese beiden Welten nun aufeinander und zeigen, dass die Kulturen Indiens und Nigerias einiges gemeinsam haben.

Eine junge Frau und ein Mann treffen sich, verlieben sich und wollen heiraten. Doch eins steht ihnen im Weg: Ihre Familien. Beide Seiten sind gegen die Ehe, denn die Frau ist Nigerianerin, der Mann Inder.

In der neuen Liebeskomödie «Namaste Wahala», die am Valentinstag auf Netflix erscheint, treffen zwei Milliarden-Dollar-Filmindustrien und zugleich zwei Welten aufeinander. In bunter, musikalischer und theatralischer Bollywood- und Nollywood-Manier feiert der Film mit Humor die zwei Kulturen Indiens und Nigerias – und zeigt, dass die beiden viele Traditionen und Vorlieben teilen, nicht zuletzt die für extravagante Hochzeiten.

«Ich bin in einer indischen Familie in Nigeria aufgewachsen. Ich bin in einer perfekten Position, die Geschichte dieser zwei Kulturen zu erzählen», sagt Hamisha Daryani Ahuja der Deutschen Presse-Agentur.

Die Regisseurin, Produzentin und Schauspielerin erzählt in ihrem Debütfilm die Geschichte von Didi (gespielt von Ini Dima-Okojie) und Raj (gespielt von Ruslaan Mumtaz), die sich in Lagos treffen und verlieben. Doch als die Familien davon Wind bekommen, hat das Paar mit kulturellen Unterschieden, Fauxpas und kritischen Schwiegereltern in spe zu kämpfen. «In dem Film gibt es Magie, Romantik und Kitsch aber auch viele echte Themen, die wir ansprechen. Tief verwurzelte Probleme kommen zum Vorschein», sagt Ahuja.

Allen voran die Vorurteile der Familien: Denn weder Didis Angehörige wollen, dass sie einen Inder heiratet, noch Rajs Familie, dass er eine Nigerianerin ehelicht. In vielerlei Hinsicht reflektiert das auch die Realität. Die meisten Nigerianer und Inder suchen sich einen Ehepartner innerhalb ihrer Kultur. In Indien bleiben Familien gleicher Kasten und gleicher sozialer Schichten zum Großteil unter sich. Auch in Nigeria ist bei der Partnerwahl nicht nur Nationalität sondern auch ethnische Herkunft und Religion wichtig. Und in beiden Kulturen hat die Meinung der Familien enorm viel Gewicht.

Doch das ändert sich langsam, vor allem, wenn sich die Kulturen mischen. Nigeria und Indien waren beide einst britische Kolonien, in Nigeria sind indische Familien seit Generationen verankert, wie eben jene der Filmemacherin Ahuja. Rund 50.000 Inder leben nach Angaben der indischen diplomatischen Vertretung in Nigeria. Viele bleiben noch unter sich, doch Liebesgeschichten wie die von Didi und Raj kommen durchaus vor, wie Ahuja erzählt.

«Namaste Wahala» – übersetzt etwa «Hallo Ärger» – macht aus den Unterschieden beider Kulturen eine Komödie. «Aber eigentlich sind die Differenzen die größten Gemeinsamkeiten», sagt Ahuja. Beide Kulturen teilen ihre Liebe für Essen, Mode, Musik; in beiden sind Familien und der Respekt gegenüber den älteren Generationen sehr wichtig; «und beide Kulturen lieben große Partys».

Vor allem indische Hochzeiten sind weltweit für ihre mehrtägigen, aufwendigen und extravaganten Feierlichkeiten bekannt. Oftmals sind Hunderte Gäste eingeladen, von denen das Brautpaar viele selbst nicht kennt. Insbesondere für die Elite sind Hochzeiten eine Möglichkeit, ihren Reichtum und Glamour zu zeigen.

Bei der Vor-Hochzeitsfeier von Isha Ambani und Anand Piramal, die beide aus reichen Familien stammen, trat 2018 etwa US-Sängerin Beyoncé in einem indischen Palast auf. Die Ex-US-Außenminister Hillary Clinton und John Kerry tanzten mit Bollywood-Superstar Shah Rukh Khan zu indischen Film-Hits. Über Ausgaben von bis zu 100 Millionen US-Dollar (etwa 88 Millionen Euro) wurde spekuliert – zweieinhalb Mal so viel wie die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle gekostet hat.

Auch nigerianische Hochzeiten sind groß und extravagant. «Das ist ein wichtiger Teil der Kultur», erklärt Sandra Adewale, eine Hochzeitsplanerin in Lagos. «Wir glauben daran, dass alle kommen und an der Freude teilnehmen sollten.» Auch die, die gar nicht eingeladen werden, würden auftauchen. «Du kannst 1000 Menschen bei deiner Hochzeit haben, die du eigentlich gar nicht eingeplant hattest.»

Eigentlich hat Ahuja den Film für das nigerianische Publikum kreiert. «Nigeria ist mit einer Bollywood-Diät aufgewachsen», erklärt sie. Indische Filme und TV-Shows werden synchronisiert und laufen im nigerianischen Fernsehen und in Kinos rauf und runter. Ahuja wollte daher einen Film machen, mit dem sich Nigerianer mehr identifizieren können, aber mit einem «Bollywood-Feel», wie sie erklärt. «Ich glaube, deswegen gibt es so viel Aufregung um den Film. Die Menschen in Nigeria lieben und haben eine Beziehung zu beiden Kulturen.»

Dank Netflix bekommt der Film nun auch weltweit Aufmerksamkeit. «Es würde mich nicht wundern, wenn Namaste Wahala einer der größten Filmstarts von Netflix wird», schreibt ein Twitter-Nutzer. «Bollywood und Nollywood haben RIESENGROSSE Filmindustrien, beide stammen aus Kulturen, die von Hochzeiten besessen sind und beide haben riesengroße Bevölkerungen in den Ländern und in der Diaspora.»

Dass der Film weltweit so auf Interesse stößt, hätte Ahuja nicht erwartet – und es berührt sie zutiefst. «Viele schreiben mir, dass sie sich endlich ‚gesehen‘ fühlen», sagt die Filmemacherin. Denn nicht nur in Indien und Nigeria sondern überall auf der Welt scheint das Thema einer interkulturellen Liebe – und die damit verbundenen Schwierigkeiten – die Menschen anzusprechen. «Sie sind so aufgeregt, eine so vielfältige Liebesgeschichte auf der größten Film-Plattform der Welt am Valentinstag zu sehen.»

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