Australian Open: Medwedew im Halbfinale gegen Tsisipas

Daniil Medwedew entscheidet bei den Autralian Open ein rein russisches Duell klar für sich und trifft nun auf einen Griechen. Dagegen sind die Hoffnungen der Gastgeber auf den ersten Titel bei den Damen seit 1978 dahin.

Der russische Grand-Slam-Titelanwärter Daniil Medwedew hat gleich zwei imponierende Serien ausgebaut und erstmals das Halbfinale der Australian Open erreicht.

Der ATP-Finals-Champion und Weltranglisten-Vierte ließ seinem Landsmann Andrej Rubljow keine Chance und gewann in 2:05 Stunden 7:5, 6:3, 6:2. Im Kampf um den Einzug in sein zweites Endspiel bei einem der vier wichtigsten Tennisturniere trifft Medwedew am Freitag in Melbourne auf Stefanos Tsitsipas. Der Grieche bezwang den spanischen Weltranglisten-Zweiten Rafael Nadal 3:6, 2:6, 7:6 (7:4), 6:4, 7:5.

«Es ist nie einfach», sagte Medwedew nach dem Erfolg gegen seinen sichtlich von der Hitze geplagten Kumpel und Teamkollegen. «Aber wir wollen alle gewinnen und ins Halbfinale eines Grand Slams.» Zum dritten Mal hat das der Anführer einer starken russischen Tennis-Generation nach seinem Final-Einzug bei den US Open 2019 (Niederlage gegen Rafael Nadal) und dem Halbfinale in New York 2020 (Niederlage gegen den späteren Champion Dominic Thiem) geschafft – nun aber zum ersten Mal bei den Australian Open im Jahr 2021. Und das souverän, obwohl auch er am Ende Krämpfe hatte und sich nach dem verwandelten Matchball zunächst vom Physiotherapeuten behandeln ließ, noch bevor er zum Siegerinterview ans Mikrofon trat.

Weitaus beeindruckender noch als seine Grand-Slam-Bilanz sind allerdings zwei Zahlen, die die aktuelle Form Medwedews bekräftigen: Für ihn war es saisonübergreifend der 19. Sieg in Serie und der elfte nacheinander gegen einen Top-Ten-Mann. Seit der Niederlage gegen Thiem in New York hat keiner der Branchenriesen den aufstrebenden Russen bezwungen.

Auf dem Weg zum Titel bei den ATP Finals der besten acht Spieler der Saison in London besiegte Medwedew nacheinander Djokovic (Gruppenspiel), Nadal (Halbfinale) und Thiem (Finale). Zuvor hatte er Ende des vergangenen Jahres das Masters-1000-Event in Paris gewonnen. Zu Beginn des Jahres holte er mit Rubljow den ebenfalls in Melbourne ausgespielten ATP Cup und entschied alle seine vier Einzel für sich.

Deutlich unglücklicher verlief der Arbeitstag für die australische Titel-Hoffnung Ashleigh Barty. Die Weltranglisten-Erste verpasste nach einer 6:1, 2:0-Führung und einer umstrittenen medizinischen Auszeit ihrer Gegnerin den Einzug in das Halbfinale. Die 24 Jahre alte Australierin verlor gegen die Tschechin Karolina Muchova 6:1, 3:6, 2:6. Damit vergab die French-Open-Siegerin von 2019 die Chance auf ihren Premieren-Titel beim Heim-Grand-Slam und auf den ersten Turniersieg einer Australierin in Melbourne seit Chris O’Neil 1978.

Muchova trifft nun am Donnerstag (ca. 6.00 Uhr MEZ/Eurosport) im Halbfinale auf die von dem deutschen Coach Michael Geserer trainierte Jennifer Brady. Das andere Halbfinale zuvor (nicht vor 4.00 Uhr) bestreiten die 23-malige Grand-Slam-Turniersiegerin Serena Williams aus den USA und die US-Open-Gewinnerin Naomi Osaka aus Japan.

Dann sollen nach dem fünftägigen Lockdown auch wieder Zuschauer auf die Anlage zurückkehren dürfen. Der Lockdown ende wie geplant um Mitternacht, teilte der Premierminister des Bundesstaates Victoria, Daniel Andrews, mit. In der australischen Metropole sei in den vergangenen Tagen kein neuer Corona-Fall aufgetreten, weshalb die strengen Maßnahmen wieder gelockert werden könnten, erklärte Andrews. An den verbleibenden vier Turniertagen dürfen nun jeweils maximal 7477 Zuschauer pro sogenannter Session am Tag und am Abend auf die Anlage, wie die Organisatoren mitteilten.

Im Viertelfinale nahm Muchova nach dem 0:2-Rückstand im zweiten Satz eine Auszeit, obwohl sie nicht verletzt war, wie sie später einräumte. Ihr Kopf habe sich gedreht, sagte die 24-Jährige. Sie ließ sich den Blutdruck und die Temperatur messen, bekam Eis zur Kühlung und verließ den Platz. Nach einer rund zehnminütigen Pause kam die Nummer 27 der Weltrangliste in das Stadion zurück, gewann das Match schließlich nach knapp zwei Stunden Spielzeit und erreichte das erste Halbfinale ihrer Karriere bei einem der vier bedeutendsten Turniere.

Ihre Gegnerin Jennifer Brady schaffte es im vergangenen Jahr bei den US Open erstmals in die Runde der besten vier Spielerinnen, scheiterte aber an der späteren Turniersiegerin Osaka. Auch die 25-Jährige brauchte im amerikanischen Viertelfinale drei Sätze, ehe sie ihre gute Freundin Jessica Pegula mit 4:6, 6:2, 6:1 bezwungen hatte. Brady war die einzige Viertelfinalistin, die wegen eines Corona-Falls auf ihrem Flug nach Australien vor dem Turnier während ihrer 14-tägigen Quarantäne das Hotel gar nicht verlassen durfte.

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