Der durch spektakuläre Aktienturbulenzen bekannte Videospielhändler Gamestop leidet weiter unter Geschäftseinbußen.
In den drei Monaten bis Ende Januar sank der Umsatz im Jahresvergleich um drei Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar (1,8 Mrd Euro), wie die Firma am Dienstag nach US-Börsenschluss mitteilte.
Der Gewinn stieg aber – nicht zuletzt dank geringerer Ausgaben – von 21,0 Millionen auf 80,5 Millionen Dollar. Zudem legten die Online-Verkäufe um 175 Prozent zu. Die Markterwartungen wurden dennoch enttäuscht.
Gamestop kündigte in einem Strategie-Update an, sich weiter vom Geschäftsmodell einer klassischen Einzelhandelskette für Computerspielbedarf verabschieden zu wollen. Stattdessen will sich die Firma in eine Technologie-Unternehmen für Online-Gamer verwandeln. Passend dazu stellte Gamestop mit Jenna Owens eine Tech-Veteranin, die bereits für die Internetriesen Google und Amazon tätig war, als neue für das Tagesgeschäft zuständige Vorständin vor.
Gamestop hatte Anfang des Jahres durch eine regelrechte Spekulationsschlacht an der Börse für Schlagzeilen gesorgt. Das Unternehmen steckt eigentlich schon länger in der Krise, doch angetrieben von im Internet organisierten Kleinanlegern hatten die Aktien eine atemberaubende Rally hingelegt. Das wiederum brockte Hedgefonds, die auf einen Kursverfall wetteten, enorme Verluste ein. Im Januar hatte die Aktie ein Rekordhoch von über 483 Dollar erreicht, zuletzt kostete sie nur noch 182 Dollar, was aber immer noch einem Kursplus von 865 Prozent seit Jahresbeginn entspricht.
Die Gamestop-Rally versetzte in den USA sogar die Politik in Aufruhr, da Broker wie die beliebte Robinhood-App den Handel mit den Aktien zeitweise so beschränkten, dass diese nicht mehr gekauft werden konnten. Viele Anleger sahen sich dadurch auf ihrer Gewinnstrecke ausgebremst und es kam der Verdacht auf, dass Robinhood zugunsten strauchelnder Hedgefonds intervenierte. Der Mitgründer und Chef des Unternehmens, Vlad Tenev, wies Vorwürfe angeblicher Absprachen bei einer Kongressanhörung im Februar als «absolut falsch» zurück.
Angesichts der extremen Kurskapriolen und hohen Aufmerksamkeit durch die Börsenturbulenzen dient der Finanzbericht als eine Art Realitätscheck des – nüchtern betrachtet relativ tristen – Tagesgeschäfts. Im gesamten vergangenen Geschäftsjahr gingen die Erlöse von Gamestop um rund 21 Prozent auf 5,1 Milliarden Dollar zurück. Unterm Strich fiel ein Verlust von 215,3 Millionen Dollar an. Das Filialgeschäft mit Videospielen gilt ohnehin nicht als großer Wachstumsbringer und leidet in der Pandemie zusätzlich.
Doch obwohl Analysten dem Unternehmen schon lange nicht mehr viel zutrauen, hat sich in Internetforen eine eingefleischte Fangemeinde formiert. Einer ihrer Hoffnungsträger ist der Investor Ryan Cohen, der im Januar einen Posten im Verwaltungsrat übernommen und schon den Tierbedarfshändler Chewy mit einer erfolgreichen E-Commerce-Strategie umgekrempelt hatte. Gamestop-Fans wie der als «Roaring Kitty» bekannte Youtube-Star Keith Gill sehen viel ungenutztes Potenzial und glauben, dass das Unternehmen wieder auf Kurs kommen wird.
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