Mit der Mafia in einer Zelle

100 Millionen Forint Entschädigung für sechs Jahre unschuldig im Gefängnis

Der Hotelbesitzer Attila Szántai saß von Januar 2001 bis zum Jahre 2007 unschuldig wegen eines Tötungsdeliktes hinter Gittern. 2007 kam er frei und im Jahre 2012 wurde rechtskräftig seine Unschuld festgestellt.

Szántai hatte zur Selbstverteidigung auf zwei Männer geschossen, die ihn zuvor – seinen glaubwürdigen Aussagen zufolge – seit Dezember 2000 in seinem Hotel Sashalom im 16. Bezirk von Budapest erpresst, bedroht und schließlich misshandelt hatten. Mitglieder der mafiösen Untergrundorganisation „Fekete sereg – Schwarze Armee“, die schätzungsweise mit über tausend Mitgliedern landesweit tätig ist, waren im gutgehenden Hotel erschienen, um Schutzgeld in Höhe von 300 Tausend Forint pro Monat zu erpressen. Der Hotelbesitzer wollte nicht zahlen, so dass ihm zwei Wochen lang tagtäglich Leute vorbeigeschickt wurden. Er erstattete mehrfach Anzeige bei der Polizei, die die Angelegenheit nicht ernst nahm.

Am Unglückstag kamen nur zwei, die ihn angriffen, traten, schlugen und schließlich die Ehefrau des Hotelbesitzers angriffen. „Ich ging in meine Privaträume, holte meine zum Selbstschutz zugelassene Pistole und rannte zu meiner Frau zurück, die von den beiden noch immer an der Rezeption verprügelt wurde“, sagte Attila Szántai. Es kam zu einem Handgemenge, bei dem sich ein Schuss löste und einen der Männer traf. Der Verletzte erlag im Krankenhaus seinen Schussverletzungen. Szántai wurde zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt, durfte drei Jahre lang seine Frau nicht sehen.

„Ich saß im strengsten Gefängnis des Landes ein, zeitweise waren Mitglieder der Schwarzen Armee meine Zellengenossen. Das war die Hölle“, so Szántai. Eine Wende trat ein, als sich Rechtsanwalt László Jován im Jahre 2006 der Sache des Hotelbesitzers annahm. Er wies Lücken in den Ermittlungen und Fehler in den Verfahren nach. Es wurde bekannt, dass der damals getötete Mann der Sohn eines hohen Polizeibeamten war.

Nach dem rechtskräftigen Freispruch im Jahre 2012 verklagte Szántai den ungarischen Staat auf Schadensersatz, den er mit seinen Anwälten auf Milliardenhöhe beziffert hatte. Nach einem zweijährigen Prozess wurden ihm nun vor Gericht in zweiter Instanz 100 Millionen Forint Entschädigung rechtskräftig zugestanden, Schadensersatz wurde abgewiesen.

Der Geschädigte will weiter prozessieren, ihm sei auch ein hoher materieller Schaden entstanden: der Prozess habe nicht nur sein Leben, seine Gesundheit und seine Träume zerstört, sondern auch sein gutgehendes Unternehmen. In Ungarn waren 25 Millionen Forint die höchste Summe, die einem unschuldig Verurteilten jemals als Entschädigung zugestanden worden waren.