In der einstigen Synagoge wird ein Konferenzzentrum eingerichtet
Bis vor kurzem prägten die historischen Sehenswürdigkeiten, die Kulturschütze und die pittoresken Baudenkmäler das Erscheinungsbild der wunderschön gelegenen barocken Kleinstadt im Bakony. Heute ist das Bild, das Pápa den Touristen bietet, noch vielfältiger.
Die Ortschaft im Komitat Veszprém ist seit Jahrhunderten eine Stadt der Bürger, ihre Rolle als Handels- und religiöses Zentrum war bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts nicht gefährdet. Im II. Weltkrieg wurde jedoch das das Rückgrat des städtischen Bürgertums bildende Pápaer Judentum vernichtet, danach folgte mit dem Beginn der kommunistischen Zeiten die Verstaatlichung der kirchlichen und aristokratischen Besitztümer, was zur Vernichtung eines erheblichen Teils dieser Kulturschätze führte.
Trotz alledem gibt es in der über zwei Stadtzentren verfügenden Stadt – dem bei der reformierten Kirche befindlichen Március 15. tér und dem von der katholischen Kirche beherrschten Fö tér, dem Hauptplatz – zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Das sind beispielsweise das Pápaer reformierte Gymnasium – mit Schülern wie Petöfi und Jókai –, die von dem als dem großen Stadterbauer erwähnten Grafen Károly Eszterházy errichtete Barockkirche auf dem Hauptplatz, die in der Umgebung von eingeschossigen Bürgerhäusern in ihrer Monumentalität einen beeindruckenden Anblick bietet, sowie das von den Besuchern besonders gern aufgesuchte Ziel, das einzige Blaudruckmuseum Mitteleuropas, wo einstmals die Familie Kluge 1786 die Blaudruckerwerkstatt eröffnete und bis 1956 betrieb.
Die Spuren, die die vergangenen fünfzig Jahre hinterließen, sind allerdings an vielen Stellen schwer zu verwischen, die umfassende Restaurierung des bekanntesten Baudenkmals der Stadt, des in staatlichem Besitz befindlichen Eszterházy-Schlosses ist beispielsweise seit Jahren eine der ganz dringenden Aufgaben. Von Tamás Áldozó, dem Vizebürgermeister von Pápa, erfuhr man, dass die vollständige Restaurierung des gegenwärtig als Bücherei und Museum fungierenden einstigen Adelsschlosses rund drei Milliarden Forint kosten würde. Die Nutzungskonzeption des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes und die Ausführungspläne sind seit langem angefertigt, doch vorerst ist kein Geld vorhanden, um die Bauarbeiten in Angriff zu nehmen. Wie auch kein Geld vorhanden ist, um die Synagoge wiederherzustellen, wenn es auch gelang, das denkmalgeschützte Bauwerk von der israelitischen Gemeinde zu kaufen, für die Restaurierung wären – um ein neues Kultur- und Konferenzzentrum zu schaffen – allerdings 1,4 Milliarden Forint nötig.
Der einst zum Eszterházy-Schloss gehörende Burggarten, dessen großer Teil nach der Wende in das Eigentum der Selbstverwaltung überging, ist ein ausgezeichnetes Gelände für eine komplexe Tourismus-Investition, mit der die Stadt im Verein mit Privatinvestoren einen bedeutenden Freizeit- und Erholungskomplex, ein Wellness- bzw. Sportzentrum schaffen könnte. Hier befinden sich schon die städtische Sporthalle, das modernisierte Fußballstadion, der einzige Fünf-Sterne-Campingplatz des Landes sowie der Stolz der Pápaer Einwohner, das Burggarten-Bad. Nach den derzeitigen Vorstellungen soll das Bad um weitere drei, vier Hektar vergrößert werden, dabei wird auch die Wasserfläche erweitert und außerdem ist man dabei, die Ausführungspläne für zwei neue Hotels anzufertigen, von denen eines ein mindestens über vier Sterne verfügendes Wellnesshotel mit 200 Zimmern sein wird.
In zwei Jahren wird auch die überdachte Pápaer Eishalle fertiggestellt. Auf die Wirkung der neuen Anlagen hat sich schon bis jetzt die Anzahl der in den Pápaer Unterkünften verbrachten Gastnächte verdreifacht, die nach Auffassung von Tamás Áldozó in einigen Jahren die hunderttausend pro Jahr übersteigen kann. Der Vizebürgermeister vertraut darauf, dass das die historische Hinterlassenschaft sorgsam bewahrende Pápa in einigen Jahren auch als Kurort zu einem beliebten Ziel werden kann, was zu einem Anstieg der Einnahmen aus dem Tourismus – messbar von den ortansässigen Unternehmen und der Selbstverwaltung – führen kann.
Der Pápaer Tourismus hat seit 2003 noch ein neues Gesicht: Vor zwei Jahren wurde das bis dahin einzige Thermal- und Erlebnisbad des Komitats Veszprém eröffnet, das in den vergangenen zwei Jahren mehr als 700.000 Badegeäste aufsuchten. Das Burggarten-Bad kann – im Ergebnis der geplanten weiteren Investitionen – in einigen Jahren jährlich 500.000 Badegeäste empfangen.