Paradigmenwechsel in der Landwirtschaft

Neue Möglichkeiten für Produzenten

Die ungarische Landwirtschaft steht wegen des sprunghaften Anstiegs im Anbau von Energiepflanzen vor gewaltigen Veränderungen – dieser Auffassung sind immer mehr Betroffene. Die vor einiger Zeit gemachten Ankündigungen, laut denen unter Einbeziehung von ausländischem Kapital mit einer Investition von insgesamt 100 Milliarden Forint in Marcali, Csurgó und Hajdúsámos Bioäthanolwerke gebaut werden sollen, überzeugte die Produzenten endgültig davon, dass sich ihnen in Zukunft neue Möglichkeiten eröffnen. Die Regierung spürt, dass die Zeit drängt, ein Zeichen dafür ist, dass um der schnellen Anpassung an den Markt willen Quartalsregierungsprogramme in Bezug auf die mit den alternativen Energiequellen verbundenen Aufgaben angefertigt werden. Zuletzt wurden Ende März eine Reihe von Regierungsbeschlüssen über die Entwicklung der Produktion von Biokraftstoffen gefasst, die zur Umsetzung der Aufgaben enge Termine von nur wenigen Monaten setzen.

„Die Zukunft der ungarischen Landwirtschaft liegt im Benzintank“, laut Dr. Tibor Szanyi, dem politischen Staatssekretär des Wirtschaftsministeriums. Das gesteigerte Interesse des Kapitals zeigt deutlich, dass jede Woche durchschnittlich zwei, drei große internationale und ungarische Finanzinvestoren über die Pläne zur Errichtung von Biokraftstoffwerken in Ungarn verhandeln. Nach den Schätzungen des Staatsekretärs sucht momentan in Europa Kapital in der Größenordnung von 25-30 Milliarden Euro sofortige Investitionsmöglichkeiten in Bio-Projekte, deshalb spielt die Regierung eine sehr wichtige Rolle im Zusammenbringen des Kapitals und ungarischer Interessenten. Nach den bisherigen Erfahrungen sind die Ungarn im Besitz von zahlreichen Forschungs- und Technologieergebnissen und Neuerungen, die sich nur deshalb nicht auf dem Markt behaupten können, weil sie nicht so komplex organisiert sind, wie das in westlichen Ländern der Fall ist. Ein allgemeines Übel der ungarischen Projekte ist, dass sie zwar geniale Teillösungen enthalten, doch nicht umfassend genug angelegt sind, – sagte der Politiker. Eine Regierungsaufgabe wäre es, diese logistische Aufgabe zu übernehmen, weiterhin die ungarischen Investoren in die Lage zu versetzen, damit von den sich bietenden Möglichkeiten nicht nur die ausländischen Investoren Gebrauch machen können.

Laut Tibor Szanyi ist eine Diskussion auf nationaler Ebene über den anstehenden Strukturwandel in der Landwirtschaft schon überfällig, deshalb ist es nach den Wahlen die erste Pflicht der Regierung, eine Konferenz über Bioenergetik einzuberufen, wo die Marktakteure, die Spezialisten und die Politiker ihre Vorstellungen über die Entwicklungsrichtungen abstimmen können.

Der Staatssekretär ist der Auffassung, dass sich die Herstellung von Biokraftstoff zu einem selbständigen neuen Industriezweig auswachsen kann. Die Regierung spielt dabei durch die Vergabe von finanziellen Anreizen, z.B. die Senkung der allgemeinen Umsatzsteuer und der Monopolsteuer, eine richtungsweisende Rolle. Nach seinem Standpunkt sollten und müssen staatliche Gelder in dieser Sache für die Produktionstechnologie, die Forschung und die Propaganda aufgewendet werden. Den Produzenten muss mit schnellen und präzisen Informationen geholfen werden, damit sie so rasch wie möglich in dieser neuen Richtung planen und sich organisieren können. In Bezug auf die Agrarsubventionen der EU erklärte er, dass eine Änderung weder im Durchbruch der Energiepflanzen, noch bei dem derzeitigen nicht pflanzenspezifischen, sondern an der Größe der Produktionsflächen ausgerichteten System zu erwarten ist.

T. T.